Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 53, Bd. 12, 1893)

die Thür und ihr Schmuck. — Forftwirthsichaftliche Bauten 
präsidinms in Lyon in dieser Weise her. Vor der Ausführung 
hurden von ihm an einem Probegewölbe von 6,34m Spannweite 
iud liein Pfeilhöhe Versuche bezüglich der Festigkeit durch— 
geführt. Tie Widerlager waren aus Bruchsteinmauerwerk und 
, in stark, das Gewölbe am Scheitel O,5 meund am dtämpfer 
ziein siark; ferner waren die Widerlager und das Gewölbe bis 
zür Oberkante des lesteren mit Erde hinterfüllt. Drei Wochen 
dach Fertigstellung wurde das Gewölbe mit 2500 kg pro 1 m 
Felaästet und nach 1416giger Belastung zeigten sich weder Risse 
och Seutungen.“ Nachdem das Gewölbe wieder entlastet war, 
mde im Scheitel ein Steinblock von etwa 600 kg aus 1 m 
Höhe herabfallen gelassen. ohne daß der Stoß eine Beschädigung 
servorbrachte. 
Loubier hatte vor 4 Jahren derartige Gewölbe im Irren— 
sause zu BRroous ausgeführt. Die spätere Anlage einer neuen 
Heizung machte ein Jaͤhr nachher mehrere Durchbrechungen des 
Schlackenmauerwerfs nöthig, und man fand hierbei dasselbe so 
Jart, daß mit Stahlmeißel und Hammer kaum einzudringen war. 
Für“ die Festigkeit des Schlackenmauerwerks seien noch folgende 
Keispicle angeführt: Eine in der Nähe Lyons gelegene Nitro— 
FenzinFabrik wurde durch Feuer vollständig zerstoͤrt, sodaß die 
Maschinen zum Theile geschmolzen wurden. Die aus Schlacken— 
zise erbauten Mauern blieben unversehrt stehen, ihre Oberflächen 
varen verglast und sie trugen ohne Reparatur die Decke und 
das Dach' des wiederhergestellten Gebäudes. Bei dem Brande 
des Theaters „des Céléstins“ in Lyon blieben alle aus Schlacken— 
ife hergestellten Mauern unbeschädigt und wurden von dem 
Architekten bei der Wiederherstellung die Sparren und Latten des 
Daches durch ein Schlackenvisée-Füllwerk auf eisernen Trägern 
ersetzt. 
Ueberall dort, wo Schlacken in großen Massen vorräthig 
siind, dürften sich ausgedehntere Versuche unter allen Umständen 
mpfehlen. In vielen Fällen würde auch bei einem Transport 
der Schlacken auf größere Entfernungen die Anwendung von 
Schlackenvisc-Mauerwerk ökonomisch vortheilhaft sein 
Die Thür und ihr Schmuch. 
Die „shreckliche, farblose“ Zeit hat als eines der wenigen 
leberbleibsel ihrer Herrschaft uns noch die weiß oder braun ge— 
trichenen und lackirten Stubenthüren hinterlassen; denn während 
insere farbenfreudige Generation in allen anderen Dingen sich 
on dem Weiß bereits vollständig losgesagt hat und hierin 
nanchmal sogar weiter als nöthig gegangen ist, so bekennen 
ich in Bezug auf die Thüren Viele noch nicht zu einer andern, 
ils zur weißen Farbe. Und doch stört nichts mehr die Harmonie 
ines in Farben oder in dunklen Tönen gehaltenen Zimmers, als 
die weiße Thür und ein weißer Ofen. Die weißen Oefen haben 
wir glücklich überwunden; die weiße Thür wirkt oft noch stets 
wie ein in die Wand geschnittenes Loch. 
Man führt zur Vertheidigung der weißen Thür gewöhnlich 
zie erlauchte Herkunft aus der Roccocozeit an; ferner die leichte 
ind bequeme Reinigung und endlich stellt man in Ermangelung 
inderer Argumente die Frage: „Wie soll denn nun eigentlich die 
Zimmerthür gehalten sein? Man kann sie doch nicht in der Farbe 
)er Tapete, also etwa roth oder olivgrün streichen!“ Gewiß nicht; 
denn wir erstreben in unseren Wohnungen nicht Lanaweiliakeit 
ondern künstlerische Harmonie. 
Wenn die Thür der modernen Wohnung, der gesammten 
Finrichtung entsprechend, farbig sein soll, ist es am einfachsten, 
dem Holze seine schöne, natürliche Farbe zu lassen, anstatt sie 
unter Oelfarbe und Lack zu verbergen. Man ölt oder firnißt das 
Holz, wodurch gleichfalls eine bequeme Reinigung ermöglicht 
vird; auch kann man ihm, je nach dem helleren oder dunkleren 
Besammttone der Zimmer, durch Beizen eine aräkere ader 
geringere Tiefe geben. 
Durch diese sehr einfache Prozedur bewahrt man dem Holze 
gleichzeitig seine natürliche Textur, die Maserung, deren geschickte 
Benutzung der Thür zugleich zum Schmucke gereicht. Durch Ver⸗ 
vendung verschiedener Hölzer als Rahmenstücke und Füllungen 
st die farbige Wirkung leicht zu steigern, und sie fuͤhrt von 
elbst zur künstlerisch eingelegten Musterung, zur Intarsia. 
Tas sechzehnte und siebzehnte Jahrhundert wandten diese Deko— 
cation häufig bei den Thüren an — es ist hier vorläufig nur 
von den Thürflügeln die Rede — als die naturgemäßeste Flächen— 
»erziernng des Holzes. In einfachen, getäfelten Räumen begnügte 
nau sich, ein Arabeskenmuster, hell in dunkelfarbigem Holze, an— 
ubringen, beschränkte sich auch meist auf die Fuüͤllungen. In 
»xunkvoller ausgestatteten Zimmern oder Sälen, deren reicher ge— 
»altene Mandtäfelnna es eshen erforderte. schmückte man ausch 
die Thürflügel prächtiger; auch das Rahmenwerk der Thür wurde 
mit Mustern versehen und die Füllungen stellten nicht selten 
Architekturbilder, perspectivische Innenansichten großer Pracht— 
»auten, Hallen und ähnliches dar. Diese Muster waren aber 
tets in der Fläche gehalten und erweckten niemals den Eindruck 
twa von Bildern. Stets betonte man die Thür als etwas Be— 
onderes und man unterbrach das System der Wandverkleidung, 
erbarg also den Ausgaug nicht durch den Wandschmuck, wie das 
jeute nicht selten geschieht. 
Die neue Richtung der Architektur seit dem siebzehnten 
Jahrhundert, in welchem der Palaststyl seine reichste Ausbildung 
rfuhl, änderte anch au den Thüren; die zweiflügelige Thür, im 
echzehnten Jahrhundert verhältnißmäßig wenig angewandt, 
indet jetzt Verbreitung; der eigentliche Durchgang wird breiter, 
»ie Flügel werden bedeckt mit zierlicher, fein abgewogener 
SZchnitzerei — meist nur als Umrahmung und Bekrönung der 
Füllungen — welche vielfach vergoldet, später auch bunt bemalt 
vird. Das Roccoco hat auch in flachen Reliefs durchbrochene 
Füllungen, rückwärts mit Verglasung geliefert, oft von vor— 
iehmster Wirkung; die meisten Thüren mit Vergoldung, welche 
n dieser Periode aufkamen, werden, wie erwähnt. heute noch in 
cläglicher Verkümmerung nachgeahmt. 
Einen besonderen Schmuck erhielten die Thüren der alten 
Zeit durch die Beschläge: Haspen, Angeln, Bänder, Schlösser 
agen in reichster Ausbildung völlig frei, sichtbar auf dem Holze 
auf; entweder ließ man dabei dem Eisen seine natürliche Farbe, 
oder es begegnet uns verzinnt, auch bemalt. In gothischer Zeit 
diente wohl der Beschlag, ähnlich wie bei manchen Möbeln, allein 
zur Verzierung, indem er in reichster Durchbildung die ganze 
Thür bedeckte. So zeigt eine herrliche Thür auf der Warlburg 
ein völlig glattes Aeußere, über welches sich, von den Angeln 
rusgehend, der Beschlag in Form des stylisirten Geästes einer 
vilden Rose ausbreitet. Diese Sitte, die Beschläge zu ornamen— 
iren und in ihrer Bestimmung als haltende, bewegende und 
chließende Bestandtheile die Thuͤr sichtbar zu lassen, erhält sich 
»is weit in das siebzehnte Jahrhundert hinein, kommt auch im 
ichtzehnten vor und erlischt eigentlich erst in der Roccocozeit. 
Mußte man sich im Schmuͤcken der Thorflügel aus praktischen 
Bründen in engen Grenzen bewegen, so war man freier in der 
Thürumrahmung und Bekrönung; und wenn wir ohne Weiteres 
»en Alten in ersterem Punkte nacheifern dürfen, so kann man 
jegen ihre Leistungen in letzter Hinsicht als Vorbilder manche 
Zedenken geltend machen. Daß die Thür sich durch ihre Um— 
ahmung als besonderer Theil der Wand kennzeichnen muß, liegt 
nuf der Hand. Die einfache Umrahmung in der gothischen Zeit, 
ie nach oben, bei wagerechtem Abschluß, gelegentlich ein großes, 
vappenverziertes Feld mit umschließt, wird in der Renaissance— 
zeit mit Pilastern, Halb- oder ganzen Säulen versehen, mit 
Hiebelfeldern oder anders gestalteten gekrönt, kurz: verwandelt sich 
n förmliche Portale, deren Form aus der Steinarchitektur ein— 
ach in Holz übersetzt ist. Das mag nun für große Prunkthüren 
n Treppenhäusern oder an Säulen statthaft sein; in den 
zimmern ist es gewiß nicht angebracht, da es nicht in den be— 
vohnten Raum paßt und dort als etwas Fremdes wirkt. 
—XD 
etzen die schweren, weit ausladenden Supraporten häufig durch 
laͤch gehaltene Rahmen, welche meist ein Bild, ein Wappen oder 
Aehnliches umschließen, und haben hierin köstliche Arbeiten hinter 
assen, die sich vortrefflich zur Nachahmung empfehlen. 
Forstwirthschaftliche Bauten. 
(Hierzu 6 Figuren.) 
Großgrundbesitzer haben ein Interesse daran, ihren Forst— 
»eamten ein angenehmes Heim zu schaffen, damit diese Leute 
nach ihrem beschwerlichen Dienste am eigenen Heerde Erholung 
inden und daher ihre Dienstpflichten mit Lust und Liebe er— 
üllen. In ausgedehnten Forstrevieren ist es selbstverständlich 
im zweckmäßigsten, wenn die Wohnungen der Forstleute inmitten 
er Reviere liegen, weil dann die gleichmäßige Aufsicht über den 
Forst und das Wild am bequemsten erfolgen kann und die Leute 
eine Ursache haben, einzelne Theile des Forstes zu vernach— 
ässigen. Heute haben wir einige Hänser für Forstbeamten dar— 
jestellt, wie sie auf den Besitzungen des Fürsten Liechtenstein zur 
Ausführung gelangten und in dessen Central-Baubureau von 
»em Baurathe F. Hampe entworfen wurden. 
Je nachdem diese Bauten für Förster- oder Hegerwohnungen 
Hestimmt sind, wird man verschiedenartige Anforderungen stellen, 
ind je nachder Lage dieser Gebäude im Gehirge oder ims flachen
	        
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