201 Ueber Dekoration der Möbel. — Die Grundlagen der Kalkulation. — Betonbereitung für Kanalmauern. 202
Kern des Möbels nimmt, oder anders gesagt, indem man das
Befüge des Baues, die Strnukturtheile, von anderer Farbe und
anderer Holzart nimmt, als die Wandflächen, die Füllungen,
Rahmen, Einsätze u. dergl.
Hierbei ist von Wichtigkeit, daß dunkles Holz schwerer scheint
ils helles und da hiernach die Farben zugleich eine Belastung
nusdrücken, so würde demnach nach der Ansdehnung der Körper
und der Flächen und nach dem dadurch anzunehmenden Gewicht
die Farbe zu wählen sein.
Auch zur plastischen Dekoration finden vielfach noch andere
Stoffe als Holz Verwendung, besonders solche, welche durch
Hießen, Pressen und ähnliche Verfahren eine leichte Verviel—
fältigung gestatten. Die mancherlei Surrogate des Holzes können
vegen ihrer meist geringen Güte kaum Verwendung an feine
Moͤbel finden, dagegen die sehr sauberen und gut gearbeiteten
HMetallverzierungen mit Silber-, Bronze-, Nickel- und Goldüberzügen
ind an die feinsten Kunstmöbel gut verwendbar und erhöhen
zurch Glanz und Farbe die Pracht des Möbels.
Die Drechslerei ist zur Herstellung von Verschönerungs—
arbeiten zu Möbeln sehr geeignet. Vermittels der Drehbank
zeichnen sich die Arbeiten durch große Genauigkeit, Sauberkeit
und Regelmäßigkeit bei wiederkehrenden Formen aus und stellen
ich überdies billiger, als gleichterzierte Arbeiten anderer Her—
tellungsweise. Es ist deshalb von Vortheil, geeignete Theile,
hcsonders freistehende, nach allen Sciten sichtbare, wie Beine der
Sitzmöbel und der Tische, Traillen, Pfosten, Säulen, Urnen,
'erner Reifen, Rosetten, Greifknöpfe u. dergl., auf der Drehbank
jerzustellen, anch weun dieselben nachträglich geschnitzt oder
mehrseitig gestaltet werden. Hierbei ist aber entschieden von den
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in die Wand lehnen sollen, statt derselben sind weit richtiger
Pilaster und kantige, flachgedrückte Urnen.
Die Kehlerei, inbegriffen die Simsbildung, und die
Drechslerei erstrecken sich fast nur auf konstruktive Theile, erfordern
zesonders eine Fertigkeit im Gebrauche der Werkzeuge und eine
jute Zeichnung oder Profilirung, aber keine geistige Anstrengung.
Ddie Grundlagen der Kalkulation.
Eine alte dRegel lautet: „Probiren geht über Siudiren“;
für den Kausmann und Indüustriellen kann man aber sagen:
„Kalkuliren geht über Probiren und Studiren!“ Die richtige,
orgfältige Kalkulation ist die Lebensader eines jeden Geschäftes,
ind wenn es nicht höhere Gewalten sind, die vernichtend in unser
wirthschaftliches Leben unvorhergesehen eingreifen, so ist es ganz
hestimmt in 90 von 100 Fällen die mangelhafte Kalkulation, die
zahlreiche Konkurse herbeisührt. Die Statistik weist diese That—
achen nach. Es kann hier nicht die Rede von jenen Schwindel—⸗
firmen sein, die überhaupt nur ein Geschäft errichten, umm so bald
als möglich zu falliren, denn diese Vertreter der schwarzen
Bande haben bekanntlich das geflügelte Exempel gezeitigt:
„Dreimal Konkurs giebt einmal Rentier“, sondern von dem
danfmann und Industriellen, der sich befleißigt, auf dem geraden
Wege vorwärts zu kommen.
Unter dieser Kategorie giebt es drei verschiedene Gruppen.
Fine bavon kalkulirt ihre Waaren zu hoch, d. h. mit zu ver—
Jältnißmäßig hohem Aufschlag, der für die Dauer die Lebens—
jähigkeit des Geschäftes untergräbt, die zweite kalkulirt
orgfältig, und die dritte Gruppe hat in der Kalkulation
überhaupt keine feste Norm, d. h. sie kalkulirt bald zu hoch,
»ald zu niedrig, je nach der Neigung der Kundschaft
»der den augenblicklichen Konjunkturen. Die Vertreter der
letzteren Gruppe sind die zahlreichsten, und sie kennzeichnen die
zegenwärtig herrschenden Zeilverhältnisse. Der Endzweck eines
eden Unternehmens ist der Ertrag. Dieser kann aus sehr ver—
schiedenen Kostenersatzc, Gewinn- und Verlustbeträgen zusammen—
Jesetzt werden. Hierzu gehört zunächst der Ertrag der verschiedenen
3weige der eigentlichen Produktion, der Handelsgewinn oder
Verlust bei Einkauf von Rohstoffen und Verkauf von Produkten,
der Küurs- und Agiogewinn oder der Verlust an Kreditpapieren
und Geldsorten bei den Zahlungsgeschäften und beim Handel mit
dergleichen Effekten, und endlich die Zinsen, Miethen, und Pacht—
zelder, die für solche Kapitalien bezahlt, bezw. empfangen, die
»on Anderen entliehen oder an Andere ausgeliehen werden. Hierzu
freten dann noch die zufälligen Erträgnisse oder Verluste. Das
Begenstück hierzu bilden die Kosten des Unternehmens: Spezial—
»osten, Generalkosten und Unterhaltungskosten. Zu ersteren gehört
der für jeden einzelnen Artikel erforderliche Aufwand (Löhne, Roh—
stoffe, Reparaturen ꝛc.), die Generalkosten bestehen aus allen Uu—
sten. die der Unternehmer nuter allen Umständen zu tragen hat
Die genaue Berechnung dieser Selbstkosten ist die Kalkulation.
Es ist nun klar, daß zwischen den Kosten und dem Ertrage, den
ein Unkernehmen abwirft, ein richtiges Verhältniß obwalten muß,
um dem Unternehmen die Lebensfähigkeit sichern zu können.
Dieses Verhältniß kann wiederum dreierlei, Art sein: 1) die
Prodnktionskosten und der Rohertrag decken sich; 2) das Unter⸗
sehmen rentirt; 3) das Unternehmen arbeitet mit Verlust.
Während der ersten Zeit des Betriebes wird nur in seltenen
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vird man das Unternehmen anf eine höhere Stufe der Ertrags⸗
ähigkeit heben können. Aber auch dann ist es nicht ausgeschlossen,
»aß'das Unternehmen auch mitunter mit Verlust arbeitet, sei es
nfolge der Preissteigerung der Rohscoffe, sei es, um durch einen
einen verlustbringeüden Auftrag einen größeren zu erhalten, der
)iese reichlich weit macht, sei es infolge einer auftauchenden
wirthschafilichen Depression auf dem Produktionsgebiet ꝛc. Es
st daher ein? altbewährte Behauptung, daß fast ein jedes Unter⸗
nehmen die genannten drei Stadien durchzumachen hat.
Auf diesen angedeuteten Grundlagen der Kalkulation baut
iun der Unternehmer seine Preisbestimmung endgültig auf. Der
Preis ist der empfindlichste Begriff, der im geschäftlichen Leben
sorkommt, um ihn dreht sich Sein und Nichtsein! Die Preis—
erechnung ist daher der Kern der Kalkulation. Doch alles
Rechuen muß natürlich eine Grenze haben, denn sonst käme der
Neusch micht mehr zum Schaffen, und die viele Rechnerei bei der
dalknkaton ift ein Hauptübel vieler Unternehmer. Nicht selten
viegt die Zeit, die man zur Preisberechnung aufwendet, den
leinen Nußen auf, der noch bleibt. Der gewissenhafte Unter⸗
jehmer muß nicht nur die Rechnung bei Kalkulationen auf ein
ingemessenes Maaß beschränken, sondern er muß auch mehr wie
eder Uutergebenene das alte Sprichwort bethätigen; „Nütze die
zeit!“ Nicht durch Herumtüfteln, durch Kleinigkeitskrämerei
eichnet sich der gewiegte Gefchäftsmann aus, vielmehr muß bei
iesem der Scharfblick, Schmiegsamkeit an vorhandene Verhältnisse,
inbedingie Veherrschung des Faches und schnelle Erfassung
zugenblicklicher Konjunkturen bestimmend und abkürzend auf die
ßreisberechnung wirken. Der Fall ist typisch, daß ein Unter⸗
sehmer berechnete, wieviel Kohle nach dem, Nusladen in den
Vaggons ducchschnittlich unachtsam liegen blieb und demzufolge
esce Quantum bei der Sendung weuiger einladen ließ. Der
Mann that nichts Unrechtes, aber stand sein Nutzen im Verhältniß
zu der mit der gewiß langwierigen Berechnung verknüpften Zeit⸗
herschwendung des winzigen Quantums? — Oder wollte man
ein Stückchen Stoff, das einen Centimeter länger ist, wie ein anderes,
xtra berechnen, weun der Preis für letzteres bekannt ist?
Andere Unternehmer schätzen ihre Produktionskosten nur
berflächlich ab, überschlagen sich dieselben und richten ihre
Preise nach den allgemeinen Marktpreise. In den Reihen dieser
Anternehmer hört man oft den leichtsinnigen Ausruf: „Was mein
Konkurrent kann, das kann ich auch!“ Man sucht dann leicht⸗
fertig die Preise immer tiefer zu setzen, bis man eines Tages
yor dem Resultat dieser willkürlichen Kalkulation steht: — dem
Ruin. Für jeden Unternehmer muß es ein Minimum des
Preises geben, unter dem er seine Waare nicht verkaufen darf.
Dies Minimum sind die Herstellungskosten. Je günstiger der
Zreis über diesen Kosten steht, desto besser für den Unternehmer,
edoch wie nach unten, so inuß auch nach oben eine Grenze
serrschen, und der goldene Mittelweg ist auch hier, wie die Zeit⸗
Hrift, Weaweifer“ aanz zutreffend bemerkt, der empfehlenswertheste.
(Wieck's Illustr. Gewerbeztg.)
Bbetonbereitung für Kanalmanern.
Audiatur ot altéra pars.
Unter dieser Ueberschrift bringen Sie in Nr. 10*) ihres ge—
chätzten Blattes eine Beschreibung über die Herstellung von
Zeton Es heißt da sehr richtig, daß die ganze Sache noch unter
ingüustiger Beurtheilung leide, welche die Urfache in der fehler—
saften Anwendung habe. Daß dagegen Betonarbeiten nur von
Spezialisten ausgeführt werden sollen, das ist nicht geeignet, die
Baͤuweise zu einer allgemeinen zu fördern, denn thatsächlich ist
das Betoniren die weit einfachere Bauart, als jede andere. Es
saun mit Hülfe eines jeden Arbeiters betonirt werden, was beim
Bruch- oder Backsteinmanerwerk gewiß nicht behauptet werden
ann. Der Ausführende oder Bauleitende hat hier einzig den
Ausschlag zu geben und in diesem Vunkt liegt eben leider —
*) Nach der in Hannover erscheinenden „Deutschen Bauhütte,“ aus
der wir auch die vorliegende interessante Entgegnung wiedergeben.
9ed. d. „Teutsch. Baugew.-Blattee