Litteraturbericht.
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und
Die dekorative Ornamentik von Herrenchiemsee.
60 Tafeln in Photographie und Lichtdruck
von Jos. Albert.
Preis: 40 Mk.
Diese Kunstschätze werden den Kenner begeistern und den
Jüngern der Baukunst Lust und Liebe zu einem Berufe erwecken,
n dem so Herrliches geschaffen wird. Es soll allerdings nicht
pergessen werden, daß in Menschenaltern wohl kaum zum zweiten
Male ein kunstsinniger Fürst wie Ludwig II. kommen wird, von
dem die Künstler seiner Zeit mit unbegrenzten Mitteln Aufgaben
zu lösen erhielten, wie die vorliegenden, umsomehr wollen wir
uns aber dieses glücklichen Umstandes erfreuen, umsomehr ver—
dient die Verlagshandlung unseren Dank für die Erschließung
wahrer Kunstschätze, wie es die von Herrenchiemsee sind, zumal
die Firma Jos. Albert einen mit Rücksicht auf die gebotenen
Leistungen geradezu winzigen Preis festsetzte, Leistungen, an
velche der höchste Maaßstab angelegt werden kann!
Wenn wir vorhin sagten, solche Bauten und solche Aus—
schmückung werden kaum nochmals geplant und ausgeführt werden,
'o ist daraus nicht zu folgern, daß es sich lediglich um Prunk—
tücke handelt, deren Verwendung für die Praxis unmöglich ist.
Das ist nicht der Fall! Professor Perron hat beispielsweise in
der „Dekorativen Ornamentik“ eine Fülle der anregendsten Motive
geboten, von denen sich Vieles ganz oder mit Abaänderungen sehr
jut verwerthen ließe. Wir glauben, diese Behauptung nicht
hesser beweisen zu können, als indem wir aus dem genannten
Werk einen Decken-Plafond vorführen.
Welche staunenswerthe Phantasie hat der Künstler in dieser
Arbeit entwickelt und welche Fülle befruchtender Keime in diesem
Ornamentwerk niedergelegt! Wie leicht lassen sich viele dieser
chönheitsgetränkten Ideen benutzen!
Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, können wir unseren
Lesern die genannten Werke aus vollster Ueberzeugung empfehlen
— nicht als schönes Bilderwerk, sondern als einen Berather im
nneren Ausschmuck guter Wohngebäude, vor Allem als eine Schule
zur Hebung des Kunstgeschmacks, wodurch der schaffende Baumeister
nuf ein höheres Nivbeau seiner eigenen Leistungen achvben wird
„Altfränkische Bilder 1898 mit erläuterndem Text
»on Prof. Dr. Th. Henner. Verlag der Kgl. Universitäts—
druckerei von H. Stürtz, Würzburg. Preis: 1Mk.
Diese eigenartige Publikation, ebenso fesselnd und anregend
in der Schilderung der alten Kunstwerke Frankens, als auch in
der vortrefflichen, ganz und gar originellen typographischen Aus—
tattung, ist soeben in ihrem 4. Jahrgang erschienen. Dieses
ünstlerische Bilderwerk, dem nebenbei ein Kalendarium beige—
geben ist, darf Jedem, der Sinn und Interesse an den Kunst—
chöpfungen unserer Vorfahren hat, als ein Prachtkalender im
vahren Sinne des Wortes empfohlen werden. Der neue Jahr—
jang enthält wieder eine Fülle des Schönen und Wissenswerthen
rus dem alten Frankenland, das bekanntlich eine wahre Fund—
zrube von Denkmälern deutscher Kunst genannt werden darf.
Pöge dieses schöne Unternehmen zu den zahlreichen Verehren,
die es schon hat, sich immer mehr neue erwerben und so die
dunstschätze Frankens immer weiteren Kreisen zugänglich machen
Die Baukunst. Herausgegeben von R. Borrmann und
R. Graul. Monatlich ein Heft zum Preise von 3 Mek. Verlag
don W. Spemann in Berlin und Stuttgart.
Wir haben uns über dieses nene periodische Unternehmen
n No. 35 des vorigen Jahrganges sehr anerkennend äußern
önnen und werden heute, wo Heft 2 vorliegt, in unserem Urtheil
nur bestärkt. Heft 2 behandelt ausschließlich den Dom zu Prag
n einer Reihe von prächtig ausgeführten Illustrationen, wozu
Plafond im hellblauen Cabinet. Stuckarbeit. Louis XV
Verkleinerte Abbildung aus Ph. Verron: Die dekorative Ornamentif des Schlosses; Herrenchiemsee