Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 58, Bd. 17, 1898)

Das „Ampore“, „Volt“ und „Ohm“. 
Ddas „Ampere“, „Volt‘ und „Ohm“.*) 
Nach einem im' „iegel-Anz.“ enthaltenen Vortrag des Ingenieurs 
Pach tik-Leipzig. 
DObige sind die Namen der Grundbegriffe der Elektricität. 
äich für die Elektricität interessirt, muß sich vor allem 
diese drei Begriffe Klarheit verschaffen 
Wie das mm die Maaßeinheit für die Länge, das *9 für 
die Schwere, das für die Flüssigkeitsmenge ist, so ist das 
Ampére die Maaßeinheit für die Menge, das Volt für die 
Spannung und das Ohm für den Widerstand des elektrischen 
Stroms. Kann sich nun auch der Laie unter Strommenge 
etwas denken, so wird er doch immer fragen: „Was ist Span— 
iung? Was ist Widerstand?“ Zur Beantwortung dieser Frage 
zediene man sich etwa folgender Beispiele: a) Man denke sich 
zwei Springbrunnen von verschiedener Größe; der eine hat 
einen großen, mit Wasser gefüllten Behälter, ein weites Wasser— 
leitungsrohr und ein Mundstück mit weiter Oeffnung; aus 
hm tritt ein starker Wasserstrahl mit großer Wassermenge. 
Der kleinere .Springbrunnen dagegen arbeitet mit kleinerem 
Behälter, dünnerem Rohr und enger Oeffnung am Mundstück; 
uus ihm tritt ein dünner Wasserstrahl mit geringer Wasser— 
menge. b) Gleichviel nun, welchen Brunnen wir in Betracht 
siehen, der Wasserstrahl wird hoch oder höher steigen, je nach 
dem Druck, mit welchem das Wasser im Reohr fortgetrieben 
wird. Lassen wir den Druck fort, so wird dieselbe Wasser— 
menge durch das Rohr und Mundstück einfach überfließen, 
ohne zu steigen. c) Wollten wir nun an ein weites Rohr 
unmittelbar ein enges Rohr anschließen und die große Wasser— 
menge mit ihrem starken Druck aus dem weiten plötzlich in 
das enge Rohr treiben, so würde letzteres die Wassermenge 
nicht aufnehmen und auch den Druck vermindern, wenn der 
Leitungsweg ein langer ist. Das dünne Rohr setzt also, weil 
ein Querschnitt zu gering ist, der Wassermenge einen Wider— 
tand entgegen, welcher sich außerdem erhöht durch ein allzu— 
anges Leitungsrohr. Außerdem kann dieser Widerstand ver— 
nehrt oder verringert werden durch größere oder geringere 
Reibung, welche das Wasser an den Wänden der Rohre er— 
fährt. — Die Leistung des Springbrunnens ist demnach von 
drei Faktoren abhängig: der Wassermenge, dem Druck und 
dem Widerstand. Die Wassermenge wird um so größer sein, 
je größer der Querschnitt des Rohres ist; der Druck wird 
wachsen mit der Wassermenge, fallen aber, wenn der Wider 
stand ein größerer wird; umgekehrt wird letzterer abnehmen, 
je größer die Wassermenge, je größer der Druck, je größer 
der Querschnitt und je geringer die Länge des Rohres ist. 
Bei der Elektricitaͤt denken wir uns an die Stelle des 
Rohres einen massiven Kupferdraht, durch welchen die Elek— 
ricität strömt. Die Menge dieses elektrischen Stromes ist zu 
dergleichen mit der Wassermenge des Beispiels a). Je dicker 
»er Draht, je größer also sein Querschnitt, desto größer die 
Menge der Elektricität, welche durch denselben fließt, und diese 
Menge wird nach gewissen Einheiten gemessen, die nach ihrem 
Erfinder Ampére genannt werden. Eine elektrische Gluͤhlampe 
Birne) von 16 Normalkerzen Leuchtkraft braucht rund O, 
Amp., eine solche von 32 Normalkerzen dagegen 1 Amp,, eine 
Bogenlampe zur Beleuchtung eines mittleren Schaufensters 
bedarf 6 Amp., wozu man in letzterem Falle einen Kupfer— 
draht von ca. 3 9Dmm brauchen würde, da der sogenannte 
euersichere Querschnitt 2 Amp. pro 147m zugiebt, wohin— 
zegen bei weiterer Belastung der Draht sich erwaͤrmt, schließ— 
lich heiß werden und abschmelzen würde. In der praktischen 
Slektrotechnik bezeichnet man diese Strömungen zumeist als 
„Stromstärke“, abgeleitet von der Stärke (Dickes eines Wasser— 
trahls. 
G6eht diese Stromstärke allein durch die Lampe, bringt 
sie den Kohlenfaden höchstens zu einem schwachen. rothen 
) Die Elektricität spielt heute ein derartige Rolle in der Technik, 
daß Niemand sich ihrer Bedeutung entziehen kann. Wir halten es daher 
jür angebracht, obigen Vortrag, der in gemeinfaßlicher Weise die Grund— 
züge, dieser neuen, mächtig emporstrebenden Wissenschaft bespricht, wieder— 
zugeben, zumal sie auch im Bauwesen ihre Anwendung findet. 
Red. des „Baug.-Blattes.“ 
Hlühen, nicht aber zum Leuchten, denn die Leuchtkraft, die 
Spannung fehlt dem Strom. Erst wenn beides vorhanden, 
die Stromstärke und die Spannung, kann die erwartete Licht— 
oder Krafileistung der Elektricität eintreten. Die Spannung 
vird in der praktischen Elektrotechnik häufig als „Spannungs— 
interschied“ bezeichnet, wie man etwa die einfache Länge zwischen 
) und 7 mn als einen Längenunterschied bezeichnen kann. Die 
Spannung des Stromes wird nach besonders festgesetzten Ein— 
jeiten gemessen, die nach ihrem Erfinder Volta als „Volt“ 
»ezeichnet werden. Und so giebt es elektrische Ströme von ? 
ind noch weniger bis 20 000 und noch mehr Volt, ebenso 
ampen von 2, 4, 6, 8 bis 150 Volt. 
Es ist nun klar, daß der zu geringe Querschnitt eines 
Kupferdrahtes dem elektrischen Strom einen Widerstand ent— 
gegensetzt; man kann einen elektrischen Strom von vielleicht 
z Amp. und 2 Volt nicht durch einen Kupferdraht von O nν 
Durchmesser, also von O0,008 qmm Querschnitt senden, ohne 
Hefahr zu laufen, daß derselbe ohne Weiteres durchschmilzt 
ind ebenso einleuchtend ist es, daß die Spannung eines elek— 
rischen Stromes geringer wird, an Kraft abnimmt, je länger 
»er Leituugsdraht ist. Der Widerstand ist also im Stande, 
Strommenge, wie auch die Spannung zu verringern, zumal 
r noch von einem dritten Faktor abhängig ist, der Art des 
Materials nämlich, durch welches die Elektricität geleitet wird. 
Es giebt bekanntlich von Natur aus Leiter und Nichtleiter der 
Flektricität. Leiter sind Metalle, Kohle, der menschliche Körper 
Feuchtigkeit, resp. Nässe. Nichtleiter: Glas, Stein, Porzellan. 
Hummi, Fett, Theer, Harz, Papier, trockenes Holz, trocken, 
Leinwand, Federn ꝛc. ꝛc. Die Leiter nehmen die Elektricitäe 
eicht an und pflanzen sie rasch von einem Körpertheilchent 
um andern fort, Nichtleiter dagegen nehmen sie nicht an. 
Letztere nennt man darum Isolationsmaterialien. Unter den 
eitern giebt es wieder besonders gute, wie Kupfer, Gold, 
Silber, Aluminium, Kohle, Platin, Messing, welche die Elet— 
ricität leicht befördern, und schlechte Leiter, wie Eisen, Blech, 
Blei, Wismut, Quckcksilber ꝛc. die der Elcktricität einen starken 
Widerstand entgegensetzen. Der Widerstand ist also in dritter 
tinie von der Leitungsfähigkeit des Materials abhängig. Es 
vird nach Einheiten gemessen, die wiederum nach ihrem Er— 
inder, dem Elektriker Ohm, „Ohm“ genannt werden, und für 
heren Schreibweise man nachstehendes Zeichen anwendet: — — 
Bringen wir nun die drei Faktoren: Strommengen, 
Spannung und Widerstand, welche nach Ampère, Volt und 
Ohm gemessen werden, in feste Beziehung zu einander. Die 
ibliche Bezeichnung dazu ist: 
für Querschnitt — Qu 
für Stromstärke — J 
für Spannung — E 
für Widerstand — W 
Je größer der Qu eines Drahtes, umso größer die J, 
velche durchfließt, also J wächst mit Qu. 
Je länger der Leitungsweg (Draht), je geringer der Qu 
ind die Leistungsfähigkeit, kurz: je größer der Wäeiner Leitung 
st, umsomehr wird die E des elektrischen Stromes abnehmen; 
demnach: E fällt mit der Zunahme Weund umgekehrt Wuda— 
zegen nimmt ab mit Zunahme des Qu und der Leitungs— 
ähigkeit, sowie mit Abnahme der Leitungsmenge, wird aber 
erhöht mit Verringerung des Qu und der Leitungsfähigkeit, 
owie mit Zunahme der Leitungslänge. 
Der Elektriker Ohm hat nun gefunden: E ist immer 
—IXW. 
Setzen wir dafür Zahlen ein, so wird sich eine E von 
100 Volt zusammensetzen aus 30 Amp. 2 —— Wider— 
stand, oder aus 200 Amp. )0O,5 — — — oder aus 25 Amp 
4 —— x. ꝛc. Es entsteht daraus die Gleichung: 
100 2 —50 Amp 
oder 100 Nnr 
oder 100 ** 
das istee J W 
Diese Formel, das Fundament für alle elektrotechnischen 
Berechnungen, nennt man das „Ohmsche Gesetz“. Aus dem— 
ielben finden wir nur E, wenn uns J und W bekannt sind—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.