343
Schornstein-Anlagenn — Ueber Gestaltung der Fassaden des Tandhauses.
34
Abkühlung, und je weniger Abkühlung, umso größer die Auf—
triebsgeschwindigkeit (Geschwindigkeit mal Querschnitt gleich Gas—
abführung gleich Luftzuführung für die Feuerung), also um so
befser der Zug. VMian wird stets die Erfahrung, machen, je
enger die Rohre, umso besser brennt das Feuer, natürlich bis zu
Jewissen minimalen Grenzen, denn mit der Auftriebsgeschwindigkeit
fteigt auch die Reibung bei engen Rohren. welche sie wieder
vermindert.
Was nun die Einführung der Ofe rohre verschiedener Etagen
in ein gemeinsames Schornsteinrohr anbetrifft, so liegt eine sehr
große Gefahr bierin, da bei verschiedenen Umständen die Rauch—
Fase anf diese Weise direkt in die oberen Räume gelangen können,
Has besondeis bei Schlafzimmern der Gesundheit höchst schädlich
werden, ja Ersticken im Gefolge haben kann; man sollte also nur Ofen—
ohre einer Etage in ein gemeinsames Rohr eintreten lassen, aber
dann natürlich bei gegenüberliegenden Oefen in etwas verschiedener
Höhe, um direktes Aufeittandertreffen zweier Luftströme zu
vermeiden.
Zum Schluß noch ein Wort über Schornsteinaufsätze. Wie
bereits oben angedeutet, ist der Winddruck in der Lage, den
Schornsteinzug zu behindern. Es kommt also für solche Fälle
darauf an, diesen zu verhindern oder, was noch besser, nutz—
hringend, d. h. saugend, zu verwerthen. Der Winddruck ist nur
schädlich wenn er mit großer Geschwindigkeit die Schornstein—
oͤffnung rechtwinklig abschneidet, oder von oben nach unten stößt,
deh das Ausströmen der Rauchgase verhindert oder solche gar
sach unten preßt. Alle sogenannten Aufsätze sind daher bestrebt,
solch ungünftigen Winddruck unmöglich zu machen. Die wenigsten
davon sind in der Lage, solches radikal zu thun. Am wenigsten
tauglich sind die Drehkoöpfe, die, wenn sie nicht in sehr kostspieligen
Kugellagern laufen, sehr bald einrosten und dann mehr Schaden
als Nuben bringen, ganz abgesehen von dem unangenehmen Ge—
räusch, welches sie verursachen. Die rationellsten Schornstein—
aufsätze sind die, welche den Winddruck auf schiefe Flächen treffen
lassen und so eine saugende Wirkung, also eine Unterstützung des
Auftriebs erzielen, allerdings muß die schiefe Fläche lang genug
und steil genug sein, um den vollen Querschnitt etwas mehr als
dessen Höhe von der Wirkung des Luftdruckes frei zu halten,
und außerdem muß die ganze Luftsäule über dem diohr offen
bleiben, sodaß der freie Abzug der Gase für gewöhnlich nicht
behindert wird. Auf der Grundlage des Ebengesagten sind nach
unserer unmaaßgeblichen Meinung die gemauerten Schornstein—
köpfe die rationellsten, welche die Schrägflächen am besten in
einer parabelförmigen Ausschweifung an ihrer Peripherie vorsehen.
wie z. B. diejenigen aus gebranntem Thon einer süddentschen
Firma, die sich außerdem nicht allein erheblich billiger stellen,
als die den Baumarkt überfluthenden eisernen Aufsätze, sondern
auch architektonisch wirksamer, um nicht zu sagen allein architek—
tonisch brauchbar. Oberösterr. Bauztg.)
Fels herauswachsen dürfen. Die Silhouette mag ebenso zer—
rissen und zerklüftet sein, wie der Fels selbst. Steile Dächer,
siebel und Thürme werden die Felsumrißlinien in den blauen
Dimmel fortsetzen müssen. Anders in der Ebene mit gradlinigem
Horizont; hier wird der Bau lagerhaft, vielleicht im einfachen
lachen Viereck mit langem First der Landschaft sich am besten
mlehnen, muß aber, um sich in der weiten Fläche der großen
Landschaft zu markiren, geschlossene Massen zeigen von möglichst
tonträren Farben, um nicht in der Umgebung verloren zu gehen;
ein einfacher weißer Putzbau mit niederem rothen Dach und
zurchgehendem Hauptgesims vielleicht mit grünen Läden, ohne
onstige Zierrate wird hier das Geeignetste sein, während im
velligen Hügel- oder Bergland ein Mittelding zwischen diesen
»eiden Extremen am besten am Platze ist, nämlich ein gruppirter
Bau von mittelhohem Dach mit reichlicher Zerschneidung, theil—
weise herabgezogenen Dachflächen, Risaliten und Vorbanten von
gemischten Materiglien, wobei das Fachwerk mit weißen Putz-
dächen im oberen Geschoß oder den Giebeln auf die Verwandtschaft
zun Walde hinweist. Daß möglichst das lokale Baumaterial
zur Verwendung kommt, ist nicht nur ein Gebot der Oekonomie,
sondern wird auch die Verwandtschaft mit der Umgebung erhöhen
und den Bau quasi aus derselben herauswachsen lassen,
wenigstens soweit es sich um charakteristische Farbentöne handelt.
Es würde jedenfalls unökonomisch sein, wollte man in felsiger
BHegend von rothem Gestein, sagen wir z. B. im Solling, wo
berall die rothen Felshänge, bekrönt mit grünen Wäldern, den
Weserstrom einschließen, einen weißen Sandstein oder Granit von
weit her für theures Geld kommen lassen, um den Bau als
hellen Punkt mehr herauszuheben. Den Zweck des weithin
Sichtbaren und Auffallenden würde man zwar erreichen, aber
der Bau würde eine Pflanze auf fremdem Boden sein, die sich
nicht dem Gesammtbild harmonisch einfügte.
Wenn sich beim eigentlichen Landhaus diese Rücksichtnahme
auf die landschaftliche Umgebung von selbst versteht und es
in erster Linie Sache des Baumeisters sein sollte, das Charakte—
ristische der Landschaft zu erfassen und diesem sich anzuschmiegen,
oder solches zum Ausdruck zu bringen, so lieat die Sache
wesentlich anders beim Vorstadthaus.
Die unmittelbare Nähe der Hochbauzonen der Stadt ver—
langen ein Hinüberneigen zu städtischem Charakter, um so mehr,
je näher das Häusermeer und je dichter die Bebauung. Der
heure Grund und Boden beschränkt die Ausdehnung und treibt
den Bau in die Höhe, sodaß zweigeschossige Anlagen zu den
Seltenheiten gehören werden; trotzdem soll auch dem Namen
Landhausviertel Rechnung getragen werden und ist es in der
Hauptsache das zweite Obergeschoß, welchem die Aufgabe zufällt,
diesen Charakter zum Ausdruck zu bringen, indem dasselbe möglichst
schon in das Dach hineingezogen wird, sei es durch Ausbildung
einiger Schrägräume, oder durch Erkerfenster zwischen Wand—
schräänken, um den Zimmern die gerade Decke zu erhalten und
eiczeius malerisch und behaglich im Innern durch Erkerplätze
zu wirken.
Die Aufgabe, entsprechende Städte- und Landschaftsbilder
zu schaffen, ist wie gesagt hier wesentlich schwieriger, weil in
den meisten Fällen die Anlehnung an charakteristische Anhalts⸗
„unkte fehlt. Die nur in hügeligen Städten, wie: Wiesbaden,
Elberfeld, Karlsruhe ꝛc., oder durch Bach- und Flußläufe oder
Strombildung, wie: Dresden, Braunschweig. Hamburg, Nürn—
verg ꝛc., erleichtert wird.
Auch ließe sich ein Gesammtbild nur schaffen, wenn ein
janzer Straßenzug durch einen Baumeister im Ganzen geplant
und ausgeführt wird und ihm so gestattet ist, je nach der Form
der Straße, ob gerade oder geschweift, von allen Hauptstand—
»unkten aus ein abgeschlossenes harmonisches Ganze zu schaffen,
ei es im strengen Zusammenhange, wie die Köhlerschen Villen
am Schiffaraben zu Hannover, oder eine freiere Behandlung
nit lose aneinandergehängten Gruppen, die sich einer Gesammt—
dee unterordnen und ein abgeschlossenes Ganze bilden. Wir
nöchten hierbei darauf aufmerksam machen, daß bei Anlagen mit
Vorgärten, wo die einzelnen Gruppen nicht in gleicher Bauflucht
liegen, sondern absichtlich durch Vor- und Rückwärtsrücken die
Mitte oder der Flügel betont sind, diese Zusaumiengehörigkeit
der Gesanmtgruppe wesentlich unterstützt werden kann, wenn auch
das System sich auf die Straßeneinfriedigung bezieht. Nicht daß
die ganze Gruppe deshalb mit dem gleichen Gitter eingeschlossen
zu werden brauchte, im Gegen.heil, solches würde nur langweilig
ein, sondern es sollte eine Gruppirung auch in dieser Ein—
friedigung zum Ausdruck kommen. Betonung der Flügel und
der Mitte, Gruppirung nach der Symmetrieachse; ein solche aus—
Jesprochene Umschliekßung wird selbst bei sehr freier Behandlung
Weber Gestaltung der Fassaden des
Landhauses.
Unter Landhaus im engeren und weiteren Sinne verstehen
wir im allgemeinen alle freistehenden Einfamilienhäuser, wie solche
Auffassung ja bei der Bezeichnung „Landhausviertel“ bei Bau—
verordnungen zum Ausdruck kommt; korrekter wäre es allerdings,
eine Trennung nach „Vorstadtvillen“ und „eigentlichen Landhänsern“
einzuführen. Entsprechend dieser Trennung, muß auch der
Charakter, der den Häusern in ihrer Gesammterscheinung zu
geben ist, verschieden sein, da diese abhängig sein sollte
von der Umgebung und von den Nachbargebäuden, d. h.
das Haus muß in Beziehung zur Landschaft stehen oder mit
anderen Häusern zusammen ein Landschafts- oder Städtebild
geben. Hierin kiegt scharf die Grenze ausgesprochen, welche diese
beiden Häusergruppen trennt. Das Landhaus, das beim billigen
Bodenwerth von selbst sich in die Breite dehnt, wird meist nur
zweigeschossig und mehr lagerhafter Natur sein, bei ihm kann
iedes Material Verwendung finden vom rauhen Felsgeröll bis
zur glatten Putzfassade, wie eben die jeweilige Gegend es am
bequemsten und billigsten liefert. Es wird im welligen Hügelland
auf waldigem Hintergrund anders gestaltet sein, als auf kühnem
Felsvorsprung, anders in der flachen lachenden Ebene zwischen
wogenden dRornfeldern oder Wiesenflächen.
Der Bau auf kühner Felsennase wird sich naturgemäß
nicht nur der Felsform im Gruudriß, also gruppirt an—
schmiegen, sondern er wird am sympathischsten im wilden
GHestein womöalich aleichen Materials aleichsan ans dem