Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 58, Bd. 17, 1898)

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Ueber Fassaden des Landhauses. — Verfahren zur Imprägnirung von Holz u s. w. 
der eigentlichen Hausbauten die Zusammengehörigkeit der Ge— 
ammtanlage zum Ausdruck bringen und eine solche einen er— 
freulichen malerischen Anblick (ein Städtebild) gewähren, wie es 
bei den zufällig zusammengewürfelten Bauten der gewöhnlichen 
Billenstraßen selten der Fall. 
Wenn wir von einer freieren Behandluug einer solchen 
Villenstraße als Gesammtanlage sprachen, so meinten wir damit, 
daß die einzelnen Häuser nicht streng dem gleichen Style anzu— 
gehören brauchen. Es ist nur nöthig, daß fie denselben Allge— 
neincharakter zur Schau tragen und eine gemeinsame Idee dem 
Ganzen zu Grunde liegt. Die einfachste Lösung bleibt dabei die 
Beibehaltung einer Symmetrieachse für die Gefammtanlage bei 
freier Behandlung der Pendants, welche weder in Grundrißform 
noch Aufbau Spiegelbilder zu sein brauchen, sondern sich nur in 
hren Maaßen das Gleichgewicht halten sollen, wobei uns die 
Art der Dachdeckung, Material und Farbe wesentlich unterstützen 
önnen. Ein Wechsel in der Art des Daches im Syslem zur 
Symmetrieachse wird allein schon genügen, den Zusammenhang 
der Gruppe herzustellen. Wir möchten hier gleich darauf auf— 
nerksam machen, daß es wesentlich der obere Theil der Gebäude 
ist, welcher im Villenviertel den Charakter eines Hauses zum Aus— 
druck bringt; nicht weil der untere Theil etwa durch Baum— 
oflanzungen verdeckt würde, sondern weil der Blick sich von selbst 
nehr nach oben richtet und das Ausklingen der Silhouette ver— 
solgt; besonders bei einer größeren Gebaäͤudegruppe von weiterem 
Standpunkte her. Ans diesem Umstande ergiebt sich ganz von 
elbst die Wichtigkeit der Ausgestaltung des oberen Theils der 
Hebände im Villenviertel. Ein quadratischer oder sonst viereckiger 
Hrundriß ohne alle Vor- und Ausbauten in den unteren Ge— 
chossen (der ja ohnehin der billigste) mit reizvoller Dachzer— 
schneidung und Erker- und Giebelausbauten im Dachgeschoß wird 
vesentlich gruphirter wirken, als ein mit Vor- und Rückschnürungen 
reichlich versehener Bau mit schlichter Dachform und durch— 
zehendem Hauptgesims, besonders wenn im ersteren Falle noch 
eicher Wechsel an Farbengebung dieser Ausbauten hinzukommt, 
die sich nicht theurer stellen werden, als wie jene Vorbauten in 
den unteren Geschossen mit sicherer wasserdichter Abdeckung. Man 
orge nur dafür, daß die Dachrinnen? und Regenrohrführung 
eine zu komplizirte wird, was maun am einfächsten dadurch 
erreicht, daß man, wo solches angängig, die Dacherker hinter dir 
imlaufenden Rinne herauswachsen läßt. 
Wir beionten oben bereits, daß bei solcher Gruppenanlage 
einer jungen Straße ein gleicher Styl für fämmtliche Häuser 
nicht nöthig sei, ja wir moͤchten sogar sagen, daß eine möglichste 
Verschiedenheit bei malerischer Vorlage vielmehr am Platze, um 
eine gewisse Eintönigkeit zu verhindern, und wir möchten hier 
»esonders darauf aufmerksam machen, daß die neue Stiylrichtung: 
chlichter Putzbau mit grünen Läden und rothem Dach mit Fach— 
verkerkern, wenn dieselben in größerer Anzahl zusammenstehen, 
ebenso langweilig wirken wie jede andere Stylform; vielleicht 
aoch langweiliger. Es ist der Fluch der Mode, die Alles über 
einen Kamm scheeren will, die solche Gefahr in sich birgt, und 
es ist kaum zu begreifen, wie künstlerisch fühlende Architekten sich 
dazu hergeben können, ein an sich reizvolles Haus solchen Genres 
drei⸗, viermal in einer Reihe nebeneinander zu setzen. wie man 
'olches leider so häufig sieht. 
Will man malerische Stödtebilder schaffen, so bleibt der 
Wechsel des Charakters des einzelnen Hauses Hauptbedingung 
für das Gesammtbild und erhält das Interesse für die Indi— 
niduglität des Einzelhauses oder der Hausgruppe. V. 
Deufsche Bauhütte) 
Laub- oder Nadelhölzer, entweder in Reserven oder Bassins 
Jzurch Anfsaugung in vollständig kaltem Zustande, oder durch 
ochen in geschlofsenen eisernen Kesseln, womöglich mittels Dampft) 
sollzogen werden, wobei lesleres Verfahren eine größere Zeit— 
rsparniß, wie vor Allem ein in jeder Beziehung gefsichertes, 
zuich und durch erreichtes Impräauirungsrefultat zu agewähren 
ermag. 
Der hier vorzunehmende Kochungsprozeß richtet sich in seiner 
Zeitdauer, je nach Art der zu verwendenden Hölzer, ob noch im 
aäftigen Zustande oder, wie besonders bei den Nadelhölzern, in 
chon vorgeschrittenem, harzverdichtetem, bezw. harzverkittetem Zu— 
taͤnde. Es ist nach den praktischen Versuchsvornahmen für saft⸗ 
jaltendes Holz eine Zeitdauer von ca. 3 Stunden, hingegen bei 
rockenen, älteren Nadelhölzern, besonders bei Fichten, eine solche 
on 125 Stunden anzunehien. Es erklärt sich dies sehr einfach; 
mefrischen Zustande sind die Zellwandungen noch von Wasser 
—D00 Weiteres 
»urchtreten; altes, ausgetrocknetes Holz muß sich erst wieder 
infaugen. 
Unter den Nadelhölzern ist die Kiefer, besonders die sehr 
jarzreiche Rothkiefer, am raschesten fertig zu stellen. 
Auch die Anwendung der chemischen Lösungen, ob man die 
dölzer in einfachen oder gleich in Doppellösungen zum Kochen 
ringt, hängt von der Art und Weise der praktischen Verwendung 
zer fertig imprägnirten Hölzer ab. 
Ist Platz zur Anlage der Reservebassins für alleufallsige 
alte Vorauffaugungen vorhanden, so mindert dies unter allen 
smständen die Zeildauer des Imprägnirungsprozesses; speziell 
rägt diese Vorarbeit sehr viel zur Erreichung einer höheren 
dohäsion durch das länger andauernde, intensive allmälige Ein— 
ränken, bezw. Aufsaugen von Metallsalz (besonders bei Eisen— 
zitrios) bei, wie sich sfolches auch bei den derzeit vraktisch her— 
gestellten Versuchen zeigte. 
Gerade die Mehraufsaugung der Metallsalze trug zur Mehr— 
erreichung der Unentzündlichkeit bei, was auch bei Behandlung II, 
rotz der Beibehaltung der in den Zellen, bezw. Poren, noch 
heilweise vorhandenen Harze und Oele ꝛc, erreicht wurde. Es 
vird eben durch dieses Verfahren eine mehr elastische, metallische 
Fharaktereigenschaft den so zu imprägnirenden Hölzern verlichen, 
vaͤhrend beim Kochen allein wegen der Beibehaltung von Harz, 
Albumin ꝛc. das imprägnirte Holz weniger elastisch wird und 
omit auch nicht an Kohasionsfähigkeit zunimmt. 
Da, wo es nicht gilt, ganze Stämme, überhaupt lange Holz- 
heile, wie Telegraphenstangen, Balken, Dachstuhlhölzer, Schiffs- 
nasttheile ꝛc., schon wegen der mehr zu erreichenden Kohäsions— 
ähigkeit, zur Imprägnirung zu bringen, sondern nur Holztheile 
»is zu cirka 3. Länge, worunter auch Eisenbahnschwellen und 
Bergwerkshölzer, ferner Material zu geräuschloser Pflasterung, 
dann für Dachdeckungen, für Parquete und Riemenböden, für 
Treppenanlagen und fertige Schreinerarbeiten (Bauartikel), 
Wagenbaumaterial, solches fuͤr Gärtnerei und Weinbau ꝛc, ist 
»er vorbeschriebenen Behandlung II in finanzieller Beziehung 
der Vorzug zu geben, da die Herstellungskosten solcher Fabrik— 
mlagen geringere Auslagen verursachen und die Dauer der Im— 
»rägnirungsvornahuue weniger Zeit in Anspruch nimmt, als hei 
Behandlung J. 
Es wird die Erzielung einer höheren Kohäsionsfähigkeit, 
wie der erhöhte Grad der Unentzündlichkeit durch Behandlung! 
in größerem Maaßstabe bewirkt; ebenso nimmt das Gartrocknen 
bei Behandlung II in Folge Beibehaltung des noch vorhandenen 
Zelleninhaltes mehr Zeit in Anspruch. 
Als Beweisführung der mittels Behandlung II imprägnirten 
Hölzer und deren dadurch erreichten innigen und unauflöslichen 
Verbindung mit dem gesammten Fasersysteme möge zum Vergleiche 
rin ähnlicher Verbindungsprozeß bei Herstellung von wasser— 
dichtem, feuerfestem und speziell unauflöslichem Steinkitt („schon 
aus alter Steinmetzzunftzeit stammend“) dienen, bei welcher 
hierisches Eiweiß, z. B. Hühnereiweiß, ferner Käse (Quark) und 
nuch Kalk (gebrannter Kalk), in Anwendung gebracht wird. 
Die eiweißartigen (albuminösen) Stoffe, auch Proteinsubstanzen 
genannt, stimmen darin überein, daß sie, wenn einmal geronnen, 
»hne Veränderung ihrer Eigenschaften, nicht wieder flüssig gemacht 
verden können, und dies ist durch vorbeschriebene Impräanirunas— 
veise vollständig erreicht. 
Durch vorgeführten Prozeß ist auch die Unverweslichkeit 
gachzuweisen, da nach praktisch vorgenommenen Versuchen und 
Beobachtungen so bechandelte Hölzer. wenn einmal impräanirt und 
Verfahren zur Imprüägnirung von Holz 
u. J. w.) 
Erfunden von Fritz Hasselmann, Architekt in München 
IV. 
Verfahren II. 
Hier wird keine vorherige Anslaugung, bezw. Entleerung 
»er Poren, Zellhöhlungen, Gänge und Gefäße von Luft- und 
Safttheilen, so Albumin, Harze, Oele ꝛc., durch Luftdruck oder 
durch Dampf vorgenommen, sondern diese Bestandtheile werden, 
soweit sie noch vorhanden, den zu imprägnirenden Hölzern er— 
jalten und durch die bereits in verschiedenen Ländern patentirten 
Verfahren mittels chemischer Lösungen theilweise zersetzt und in 
andere Form gebracht, wobei eine innige Verbindung der Zell— 
inhaltskörper und der Zellwandungen mil den Chemikalien erfolgt. 
Dieser Vrozeß kann. je nach den verschiedenen Holzarten. 6 
) Der abgehende Damof jindet bei den Trockenanlagen eine noch 
nNalige Nerwending
	        
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