Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 58, Bd. 17, 1898)

Cementbekleidungsarbeiten. — Mittheilungen aus der Praris. 
Cementbekleidungsarbeiten. 
Die Bekleidung metallener Gerüste mit Cement bildet 
jetzt einen wichtigen Zweig der gesammten Cementindustrie. 
Was diese Arbeiten charakterisirt, ist die Einführung 
von Eisen- und Stahlstäben in den Cementkörper, welche, in⸗ 
folge ihrer starken Adhäsion mit dem Cement, als ein wesent⸗ 
licher Theil des letzteren betrachtet werden können. Die ge— 
ringe Widerstandsfähigkeit, welche der Cement gegenüber der 
Ausdehnung besiszt, wird durch diese Metallstäbe bei den zu— 
sammengepreßten Materialien wesentlich erhöht. Doch nicht 
allein dies war der Grund, die Erfinder der neuen Konstruk 
ionsmethoden von dem alten bisher üblichen Verfahren ab 
zuleiten, sondern die ersten Verwendungen hatten vielmehr 
inen sich auf die Erfahrung stützenden Charakter. 
Nach den Annalen der Gesellschaft italienischer Architekten 
und Ingenieure begann Monier, welcher 1868 seinen Namen 
dieser Konstruktionsmethode gab, kleine Gartenarbeiten zu 
fertigen, wie z. B. Reservoirs, Bassins, Röhren, Blumenkästen 
ꝛc., deren Stärke er durch die Einführung von Eisentheilen 
als Gerippe beträchtlich verminderte, die noch dazu die Gegen— 
stände bedeutend widerstandsfähiger machten. Die Erfindung 
Moniers, eines französischen Gärtners, wurde 1880 von einer 
deutschen Gesellschaft angekauft, welcher dieser Methode eine 
große Verbreitung in Deutschland und namentlich in Oester— 
reich-Ungarn gab, woselbst bedeutende Bauten ausgeführt 
wurden, welche wiederum neue Erfahrungen zeitigten und zur 
Verbesserung des Systems beitrugen. Die Resultate dieser 
Unternehmungen waren genügend, um zahlreiche Konstrukteure 
für dieses Verfahren zu begeistern und auf der Ausstellung 
in Paris 1889 figurirten derartige Arbeiten von Monier, 
Dumesnil, Perego, Rordenave, Cottancin, Henneébique ete. 
Der Ingenieur Wayß, Direktor der Gesellschaft des Monier— 
verfahrens, verbreitete die Anwendung desselben bei Trägern 
von großer Länge und anderen großartigen Arbeiten. So— 
wohl' in Frankreich, als auch in Belgien vermehren sich diese 
Arbeiten durch den Antrieb von Hénnebique und anderen 
Fabrikanten. 
Während die Konstruktionsmethode sich also auf prak 
tischem Gebiete entwickelt, ist auch die theoretische Seite nicht 
vernachlässigt und Ingenieure wie Wayß, de Mazas, Coignet, 
de Tédesco, Planat, Melan éte., haben einen Rechnungs— 
modus eingeführt und Formeln aufgestellt, welche, wenn auch 
nur auf mehr oder weniger wahrscheinlichen Hypothesen ge— 
gründet und demnach der Genauigkeit nicht streng entsprechen 
werden, doch genügende Resultate in der Praxis ergeben haben. 
Die einfachsten Arbeiten dieser Art sind schwache Platten aus 
Mörtel oder Cementbeton, in deren Innern man die Eisen— 
gerippe legt. Die Beschaffenheit dieses Gerippes charakterisirt 
die verschiedenen Patente. Das Monierverfahren beruht auf 
einem Gatter von 5210 4cm Maschenweite. Ein Theil 
der Stäbe hat den zum Widerstand der Platte erforderlichen 
Durchmesser, der andere, weniger stark, einen solchen von 2 5 
mm, welcher dazu dient, die Belastung auf den ersteren zu 
vertheilen. Um größere Widerstandsfähigkeit zu erlangen, 
werden mehrere übereinander angeordnete Gatter verwendet. 
In Amerika sind durchlöcherte Eisenplatten und in diese 
passende einschraubbare Stäbe in Gebrauch. Diese Einrichtung 
hat den Zweck, ein Ausgleiten der Stäbe in den Cement zu 
vermeiden. 
Das System Cottancin beruht auf einem Metallgewebe, 
aus einem fortlaufenden Faden von 455 m Durchmesser 
gebildet, mit mehr oder weniger Maschen. 
Bordeénave verwendet Formeisen, in IICLTFor— 
men und hauptsächlich aus Stahl. — 
Der JIugenieur Hennebique, welcher viel zur Verbrei— 
tung dieses Verfahrens beigesteuert hat, konstruirt seine Decken 
mit Eisenbalken, an denen die Rippen hängen T; in dem 
unteren Theile der Rippen werden Eisenstäbe angebracht, 
welche durch die Balken zusammengehalten werden. 
Diese Decken aus armirtem Cement sind, auf Dachlatten 
angebracht, stets mit Vortheil infolge ihrer Undurchdringlich— 
keit, Widerstandsfähigkeit und relativen Leichtigkeit angewandt 
wvorden. Auch Wände werden vielfach mit armirtem Cement 
sonstruirt, wobei Stärken bis zu 3 6/n genügende Wider— 
tandsfähigkeit aufwiesen. Zu bemerken ist noch, daß die Un— 
durchdringlichkeit dieser Arbeiten nicht augenblicklich, sondern 
erst nach einiger Zeit eintritt, was infolge der langsamen 
Verdunstung des Wassers an der Oberfläche und das Vor— 
dringen des Innenwassers unter Mitführung verschiedener 
Zalze wohl zu erklären ist 
Mittheilungen aus der Praris. 
Das Mörtelmischen für alle im Baufach vor— 
»ommenden Zwecke. Das Ablöschen des Kalkes und das 
Mischen des Mörtels sind jene beiden Arbeiten, die man im 
Baufach meist ganz untergeordneten Kräften überläßt und das 
ist entschieden ein mehr als deutlicher Beweis, daß der Maurer— 
neister ꝛc. eines der wesentlichsten Momente seines Geschäftes 
„vernachlässigt“. Zunächst sei auf das so gleichgiltig durch— 
geführte Mischen des Mörtels das Augenmerk gerichtet und 
die bei demselben eingerissenen Mängel. Stützen wir uns auf 
die Thatsache, daß wir den frischgemischten Mörtel (sei es 
olcher für Mauerwerk, Verputz oder Betonbereitung), in kleinen 
Probestangen einer Zugfestigkeitsuntersuchung unterziehen, „bei 
edem Stück ein anderes Resultat finden werden“. Das 
Material ist ein und dasselbe und doch sind die Resultate stets 
»erschieden und zu einem Resultate, das sich bestimmt in 
Zahlen ausdrücken läßt, kommen wir überhaupt erst durch die 
Ausmittlung zwischen höchster und niedrigster Ziffer. Diese 
Erscheinung sollte nun (wie man glauben muß) jeden Praktiker 
äber die Ursache dieser Verschiedenheit zum Nachdenken be—⸗— 
wegen; doch da irrt man sich, gewöhnlich giebt man dem 
Bindemittel kurzweg die Schuld, ohne weiter darüber nachzu— 
denken. Wir wissen, daß derjenige Mörtel die größte Adhäsion 
aufweist, dessen Sandkörner, jedes, ohne Ausnahme, ganz 
gleichmäßig mit dem betreffenden Bindemittel umhüllt sind, 
also müssen wir als Hauptbedingung diejenige aufstellen, eine 
'olche Mischung vorzubereiten, die obige gleichmäßige Umhüllung 
ohne Weiteres gleichsam garantirt. Dies mit absoluter Sicherheit 
„von Hand“ zu erreichen, ist eine zeitraubende und daher kost— 
pielige Arbeit; ja sie ist überhaupt gar nicht zu erreichen, 
venn wir nach der bis jetzt gebräuchlichen Weise weiter mischen. 
Es ist genau das Gleiche, wie beim Teigmachen für das Brod; 
»hne ganz gründliche Durcharbeitung werden immer größere 
»der kleinere Mehlknollen im Brode vorkommen. Da, wie er—⸗ 
vähnt, die Handarbeit zum gründlichen Mischen zu theuer 
'ommt, so sind schon eine ganze Reihe Maschinen zur Ersetzung 
derselben erfunden und auf den Markt gebracht worden. Man 
darf aber ruhig behaupten, daß ihre Leistungen bedeutend 
größer wären, wenn das Mischmaterial in richtiger Vor— 
hereitung aufgegeben würde. Gerade das Letztere ist eine 
dauptsache, in welcher überall am meisten gesündigt wird. 
Ich möchte darauf hinweisen, daß man sich gleichwohl durch 
Jjanz untergeordnete Kräfte mit halber Hand- und halber 
Maschinenarbeit helfen kann und dabei die besten Resultate 
erzielt, vorausgesetzt, daß mein System richtig gehandhabt wird. 
Den gesetzlich geschützten Apparat, den man hierzu nöthig 
— 
Ich lasse auf diesem Apparat nicht bloß den Mörtel für Ver— 
»utz- und bessere Maurerarbeiten mischen, sondern auch für 
die Kunststeinfabrikation und habe dabei noch einen wesentlichen 
inderen Vortheil, indem ich im Minimum 20 pCt. weniger 
Bindemittel nöthig habe, als wie bei dem alten Mischsystem. 
Die Sache ist überaus einfach und dürfte sich jeder Fachmann 
(groß und klein) dafür interessiren. 
L. Wagner, Baumeister, Wiesbaden. 
(Deutsche Bauhütte.) 
Warum wird nicht mehr Asbest zum Schutze 
von Gebäuden angewendet? Es ist dies eine Frage, die 
ich mir schon mehrfach vorgelegt habe, ohne eine begründete
	        
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