Cementbekleidungsarbeiten. — Mittheilungen aus der Praris.
Cementbekleidungsarbeiten.
Die Bekleidung metallener Gerüste mit Cement bildet
jetzt einen wichtigen Zweig der gesammten Cementindustrie.
Was diese Arbeiten charakterisirt, ist die Einführung
von Eisen- und Stahlstäben in den Cementkörper, welche, in⸗
folge ihrer starken Adhäsion mit dem Cement, als ein wesent⸗
licher Theil des letzteren betrachtet werden können. Die ge—
ringe Widerstandsfähigkeit, welche der Cement gegenüber der
Ausdehnung besiszt, wird durch diese Metallstäbe bei den zu—
sammengepreßten Materialien wesentlich erhöht. Doch nicht
allein dies war der Grund, die Erfinder der neuen Konstruk
ionsmethoden von dem alten bisher üblichen Verfahren ab
zuleiten, sondern die ersten Verwendungen hatten vielmehr
inen sich auf die Erfahrung stützenden Charakter.
Nach den Annalen der Gesellschaft italienischer Architekten
und Ingenieure begann Monier, welcher 1868 seinen Namen
dieser Konstruktionsmethode gab, kleine Gartenarbeiten zu
fertigen, wie z. B. Reservoirs, Bassins, Röhren, Blumenkästen
ꝛc., deren Stärke er durch die Einführung von Eisentheilen
als Gerippe beträchtlich verminderte, die noch dazu die Gegen—
stände bedeutend widerstandsfähiger machten. Die Erfindung
Moniers, eines französischen Gärtners, wurde 1880 von einer
deutschen Gesellschaft angekauft, welcher dieser Methode eine
große Verbreitung in Deutschland und namentlich in Oester—
reich-Ungarn gab, woselbst bedeutende Bauten ausgeführt
wurden, welche wiederum neue Erfahrungen zeitigten und zur
Verbesserung des Systems beitrugen. Die Resultate dieser
Unternehmungen waren genügend, um zahlreiche Konstrukteure
für dieses Verfahren zu begeistern und auf der Ausstellung
in Paris 1889 figurirten derartige Arbeiten von Monier,
Dumesnil, Perego, Rordenave, Cottancin, Henneébique ete.
Der Ingenieur Wayß, Direktor der Gesellschaft des Monier—
verfahrens, verbreitete die Anwendung desselben bei Trägern
von großer Länge und anderen großartigen Arbeiten. So—
wohl' in Frankreich, als auch in Belgien vermehren sich diese
Arbeiten durch den Antrieb von Hénnebique und anderen
Fabrikanten.
Während die Konstruktionsmethode sich also auf prak
tischem Gebiete entwickelt, ist auch die theoretische Seite nicht
vernachlässigt und Ingenieure wie Wayß, de Mazas, Coignet,
de Tédesco, Planat, Melan éte., haben einen Rechnungs—
modus eingeführt und Formeln aufgestellt, welche, wenn auch
nur auf mehr oder weniger wahrscheinlichen Hypothesen ge—
gründet und demnach der Genauigkeit nicht streng entsprechen
werden, doch genügende Resultate in der Praxis ergeben haben.
Die einfachsten Arbeiten dieser Art sind schwache Platten aus
Mörtel oder Cementbeton, in deren Innern man die Eisen—
gerippe legt. Die Beschaffenheit dieses Gerippes charakterisirt
die verschiedenen Patente. Das Monierverfahren beruht auf
einem Gatter von 5210 4cm Maschenweite. Ein Theil
der Stäbe hat den zum Widerstand der Platte erforderlichen
Durchmesser, der andere, weniger stark, einen solchen von 2 5
mm, welcher dazu dient, die Belastung auf den ersteren zu
vertheilen. Um größere Widerstandsfähigkeit zu erlangen,
werden mehrere übereinander angeordnete Gatter verwendet.
In Amerika sind durchlöcherte Eisenplatten und in diese
passende einschraubbare Stäbe in Gebrauch. Diese Einrichtung
hat den Zweck, ein Ausgleiten der Stäbe in den Cement zu
vermeiden.
Das System Cottancin beruht auf einem Metallgewebe,
aus einem fortlaufenden Faden von 455 m Durchmesser
gebildet, mit mehr oder weniger Maschen.
Bordeénave verwendet Formeisen, in IICLTFor—
men und hauptsächlich aus Stahl. —
Der JIugenieur Hennebique, welcher viel zur Verbrei—
tung dieses Verfahrens beigesteuert hat, konstruirt seine Decken
mit Eisenbalken, an denen die Rippen hängen T; in dem
unteren Theile der Rippen werden Eisenstäbe angebracht,
welche durch die Balken zusammengehalten werden.
Diese Decken aus armirtem Cement sind, auf Dachlatten
angebracht, stets mit Vortheil infolge ihrer Undurchdringlich—
keit, Widerstandsfähigkeit und relativen Leichtigkeit angewandt
wvorden. Auch Wände werden vielfach mit armirtem Cement
sonstruirt, wobei Stärken bis zu 3 6/n genügende Wider—
tandsfähigkeit aufwiesen. Zu bemerken ist noch, daß die Un—
durchdringlichkeit dieser Arbeiten nicht augenblicklich, sondern
erst nach einiger Zeit eintritt, was infolge der langsamen
Verdunstung des Wassers an der Oberfläche und das Vor—
dringen des Innenwassers unter Mitführung verschiedener
Zalze wohl zu erklären ist
Mittheilungen aus der Praris.
Das Mörtelmischen für alle im Baufach vor—
»ommenden Zwecke. Das Ablöschen des Kalkes und das
Mischen des Mörtels sind jene beiden Arbeiten, die man im
Baufach meist ganz untergeordneten Kräften überläßt und das
ist entschieden ein mehr als deutlicher Beweis, daß der Maurer—
neister ꝛc. eines der wesentlichsten Momente seines Geschäftes
„vernachlässigt“. Zunächst sei auf das so gleichgiltig durch—
geführte Mischen des Mörtels das Augenmerk gerichtet und
die bei demselben eingerissenen Mängel. Stützen wir uns auf
die Thatsache, daß wir den frischgemischten Mörtel (sei es
olcher für Mauerwerk, Verputz oder Betonbereitung), in kleinen
Probestangen einer Zugfestigkeitsuntersuchung unterziehen, „bei
edem Stück ein anderes Resultat finden werden“. Das
Material ist ein und dasselbe und doch sind die Resultate stets
»erschieden und zu einem Resultate, das sich bestimmt in
Zahlen ausdrücken läßt, kommen wir überhaupt erst durch die
Ausmittlung zwischen höchster und niedrigster Ziffer. Diese
Erscheinung sollte nun (wie man glauben muß) jeden Praktiker
äber die Ursache dieser Verschiedenheit zum Nachdenken be—⸗—
wegen; doch da irrt man sich, gewöhnlich giebt man dem
Bindemittel kurzweg die Schuld, ohne weiter darüber nachzu—
denken. Wir wissen, daß derjenige Mörtel die größte Adhäsion
aufweist, dessen Sandkörner, jedes, ohne Ausnahme, ganz
gleichmäßig mit dem betreffenden Bindemittel umhüllt sind,
also müssen wir als Hauptbedingung diejenige aufstellen, eine
'olche Mischung vorzubereiten, die obige gleichmäßige Umhüllung
ohne Weiteres gleichsam garantirt. Dies mit absoluter Sicherheit
„von Hand“ zu erreichen, ist eine zeitraubende und daher kost—
pielige Arbeit; ja sie ist überhaupt gar nicht zu erreichen,
venn wir nach der bis jetzt gebräuchlichen Weise weiter mischen.
Es ist genau das Gleiche, wie beim Teigmachen für das Brod;
»hne ganz gründliche Durcharbeitung werden immer größere
»der kleinere Mehlknollen im Brode vorkommen. Da, wie er—⸗
vähnt, die Handarbeit zum gründlichen Mischen zu theuer
'ommt, so sind schon eine ganze Reihe Maschinen zur Ersetzung
derselben erfunden und auf den Markt gebracht worden. Man
darf aber ruhig behaupten, daß ihre Leistungen bedeutend
größer wären, wenn das Mischmaterial in richtiger Vor—
hereitung aufgegeben würde. Gerade das Letztere ist eine
dauptsache, in welcher überall am meisten gesündigt wird.
Ich möchte darauf hinweisen, daß man sich gleichwohl durch
Jjanz untergeordnete Kräfte mit halber Hand- und halber
Maschinenarbeit helfen kann und dabei die besten Resultate
erzielt, vorausgesetzt, daß mein System richtig gehandhabt wird.
Den gesetzlich geschützten Apparat, den man hierzu nöthig
—
Ich lasse auf diesem Apparat nicht bloß den Mörtel für Ver—
»utz- und bessere Maurerarbeiten mischen, sondern auch für
die Kunststeinfabrikation und habe dabei noch einen wesentlichen
inderen Vortheil, indem ich im Minimum 20 pCt. weniger
Bindemittel nöthig habe, als wie bei dem alten Mischsystem.
Die Sache ist überaus einfach und dürfte sich jeder Fachmann
(groß und klein) dafür interessiren.
L. Wagner, Baumeister, Wiesbaden.
(Deutsche Bauhütte.)
Warum wird nicht mehr Asbest zum Schutze
von Gebäuden angewendet? Es ist dies eine Frage, die
ich mir schon mehrfach vorgelegt habe, ohne eine begründete