Full text: Programm der Königlich Württembergischen Polytechnischen Schule zu Stuttgart für das Jahr 1876 auf 1877 (1876)

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Landwirtlischaftliche Chemie. 
2—3 Stunden, privatim: Professor Giessler. 
Im Wintersemester: 
a. chemische Ernährungslehre der Pflanzen: 
Definition von Produktion, Wanderung und Umwandlung 
organischer Substanz. Bedeutung des Stickstoffs für das Pflan 
zenleben. Stickstoffquellen in der Natur. Wesentliche Pflanzen 
nährstoffe. Künstliche Nährstoffgemische. 
Osmotische Stoffaufnahme uqd allgemeine Vegetationsbeding 
ungen. Verhalten der Pflanzen zu den Temperaturschwankungen, 
Frostschutzmittel, Beziehungen des Lichts und der Elektricität 
zu den Pflanzen. 
b. Theorie der Gährungserscheinungen. 
a. Direkte Gährungen: Alcoholgährung. Pasteurs Theo 
reme,” Liebig’s und neueste Arbeiten bis zum gegenwär 
tigen Stand. Lebenserscheinungen und Normalbedingun 
gen für die Entwicklung der Hefe. Einfluss chemischer 
Agentien auf Alcoholgährung, Milchsäure-, Ammoniak-, 
Buttersäuregährung. Fäulniss. Oxidationsgährung. 
ß. Albuminoide. Indirekte Gährungsvorgänge. Lösliche Fer 
mente. Zymaten. 
Im Sommersemester (als Fortsetzung der Wintervor 
lesungen) : 
Bildung und Beschaffenheit der Ackererde. Begriff der 
Düngung. Düngemittel organischen und solche mineralischen 
Ursprungs. Indirekt wirkende Düngemittel. Verwerthung und 
Behandlung der städtischen Industrie- und Abfallstoffe; Conser- 
virung der menschlichen Auswurfstoffe; Infection und Desinfection 
in ihren Beziehungen zur Landwirthschaft. 
Im Sommer finden monatlich zwei agrikulturchemische Dis- 
cussionsabende mit jeweiligem Referat über die neuesten natur 
wissenschaftlichen Forschungen in ihrer Anwendung auf die 
Landwirthschaft statt. Den Theilnehmern bietet das Labora 
torium der Kgl. Baugewerkeschule Gelegenheit, sich in der Aus 
führung qualitativer und quantitativer Wasser-, Aschen-, Boden- 
Futtermittel- und Dünger-Analysen etc. zu üben. 
3. Technologie. 
Chemische Technologie. 
5 Stunden: Professor Dr. Marx. 
Kenntnisse in allgemeiner Chemie sind vorausgesetzt. 
Die Vorträge sollen in einzelnen Abschnitten eine Übersicht 
über die wichtigsten chemisch-technischen Industriezweige geben. 
Vorgetragen wird über folgende Kapitel: 
Brennmaterialien, a. feste: Holz, Torf, Braun- und 
Steinkohlen. Verkohlte Brennmaterialen, b. flüssige: Mineralöle. 
Steinkohlentheer. c. gasförmige: Gichtgas, Generatorgas, Leucht 
gas. Heizwerth. Verbrennungstemperatur. 
Beleuchtung. Allgemeines. Fette. Stearinfabrikation. 
Mineralöle und Paraffin, Leuchtgas. Photometrie. Zündwaaren. 
Fabrikation von Ammoniaksalzen, Schwefelsäure, 
Soda, Chlorkalk. 
Kaliindustrie. 
Mineralische und organische Farbstoffe und deren 
Anwendung. 
Gewinnung von Stärke, Dextrin und Traubenzucker. 
Zucker aus Rüben und Zuckerrohr. 
Gährungsgewerbe und Fabrikation von Essig. 
Chemisch-technologisches Praktikum. 
Im chemisch-technologischen Laboratorium: Professor Dr. Marx mit 
Assistenz von Dr. Medinger und Fischer. 
Kenntnisse in der allgemeinen Chemie werden vorausgesetzt. 
Die Arbeiten erstrecken sich je nach Bedürfniss des Studi- 
renden von der chemischen Analyse bis zur Bearbeitung chemisch 
technischer Fragen. 
Es soll das Praktikum namentlich auch solchen Studirenden 
Gelegenheit zum praktischen chemischen Arbeiten geben, welche 
nicht Chemiker von Fach sind, aber doch chemischer Kenntnisse 
in ihrem späteren Beruf bedürfen. 
Eine Laboratoriumsordnung, von welcher jedem Praktikanten
	        
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