Abteilung II. — Abteilung III.
tigste Säulensaal in Karnak ist von Seti I. und
Ramses 11. nach dem Vorgang von Amenophis III.
in Luxor erbaut worden. Es ist eine quer zur
Prozessionstraße gelegte Halle mit größerer mitt
lerer Säulenreihe, die die Richtung betont und auf
ihren 21 m hohen Schäften eine massive Stein
decke trägt, einen Lichtgaden in der Art einer
Basilika bildend, so daß der Weg reichlich be
leuchtet ist, die Seitenhallen dagegen im Dämmer
licht sich verlieren. Diese Fenster waren mit durch
brochenen Steinplatten verschlossen (Tafel 8). Das
bedeutete eine wesentliche Verbesserung gegen
über der älteren Art, mit Schlitzen in Decke oder
Seitenwänden sich zu helfen (Tafel 10, Fig. 1).
Fenster waren ja sonst nicht üblich. Gerade
in den geschlossenen, breit hingelagerten Bau
massen, die mit den weithinziehenden, wenig be
wegten Landschaftslinien des Niltals 'zusammen
stimmen, liegt die Wirkung dieser Bauten (Tafel 7).
Hohe Mauern umgaben die weitausgedehnten Be
zirke, in denen heilige Seen, Gartenanlagen, oft auch
noch kleinere Heiligtümer und Nebengebäude lagen.
Tafel 9. Der Ägypter stilisiert seine Pflanzen
und Tiervorbilder wirksam, aber starr. Er ver
wendet die Ornamentik zur Ausschmückung von
Decken und Wänden, sogar an Säulenschäften.
Manche von den Formgebilden haben die Kreter
herübergenommen und bis nach Griechenland ge
tragen, anderes ging auf dem Umweg über Vorder
asien in die antike Kunst. So wirkte die ägyptische
Kunst weit hinaus befruchtend.
Abteilung III. Babylonisch-assyrische und persische Baukunst.
Tafel 1. Die bekanntesten Denkmäler der baby
lonisch-assyrischen Baukunst sind die gestuften
Türme, die Zikkurats, deren stockwerkshohe
Stufen durch Rampen ersteigbar waren. Früher
hielt man sie für Tempel, jetzt wissen wir, daß
sie nicht selbst Tempel waren, daß aber zu jedem
Tempel einer Gottheit eine Zikkurat gehört, die
den Thronsitz der Gottheit in der Höhe darstellt,
von dessen Spitze aus sie die Welt regiert und
richtet. Die Tempel dagegen bestanden aus
großen Gebäudekomplexen, ihre Höfe und Kult
räume waren von mächtigen, oft turmartig vor
tretenden Mauern umschlossen. Im babylonischen
Tempel lagen etwa drei querrechteckige Säle hinter
einander als eigentliche Kulträume; im Assyrischen
folgte hinter einem querliegenden Vorraum ein
nach der Tiefe sich erstreckender Saal, an den
sich meist noch ein Adyton (hinteres Gemach) oder
eine Nische anschloß.
Die Stufentürme waren wie die Tempel und
alle Bauwerke in Babylonien aus luftgetrockneten
Ziegeln erbaut; besseres Baumaterial gab es nicht.
Die Außenmauern wurden jedoch bei bedeuten
deren Bauten mit gebrannten Ziegeln verkleidet;
dabei verwendete man auch buntglasierte und
setzte solche zu reichen Ornamentfriesen zu
sammen. Buntglasierte Reliefziegel sogar wurden
hergestellt und zur Darstellung von gewaltigen
Reliefbildern von Löwen, Drachen und anderen
Fabeltieren verwendet. Der Ziegeltechnik entspricht
auch die auf Tafel 1 dargestellte vertikale Mauer
gliederung. Ähnliche prismatische Nischenbil
dungen beherrschten auch die Anfänge der ägyp
tischen Baukunst und lebten im Alten Reich in
den Scheintürmotiven noch weiter. Im Ziegelbau
entsteht auch der Zinnenkranz, der, nach den Re
liefbildern zu schließen, in der babylonischen Bau
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kunst die hohen Mauern und ihre turmartigen
Vorsprünge bekrönte.
Die assyrische Baukunst fußt fast in allem
auf der älteren Babylons. Sie arbeitet mit dem
gleichen Material und den gleichen Baugedanken.
Hie und da kommen Hausteinteile vor. Zur Ver
kleidung der unteren Wandteile benutzte man oft
in mehreren Reihen übereinander Alabasterquadern,
die mit köstlichen Reliefs verziert wurden. Solche
Reliefs, bald Jagdstücke, Krieg oder häusliches
Leben schildernd, kamen in den gewaltigen Palast
bauten zu Khorsabad (Sargon 722 — 705) und
Kujundschik (Sanherib 705—681) zutage.
Tafel 2—4. Der Sargonspalast erhob sich auf
mächtiger Terrasse an der Stadtmauer. Mit einem
Hohlkehlengesims war die steinerne Brüstung ab
geschlossen (Tafel 3, Fig. 6). Der Palast enthielt
2 gewaltige Höfe, etwa 20 kleinere und rund
200 Säle und Zimmer. Von Türmen flankiert, deren
Mauern auf Stierkolossen ruhten, führte das Haupt
portal in den großen Hof H. Rechts Vorratsräume,
links durch ein kleineres Tor zugänglich, der
Tempelkomplex mit drei Kulträumen h 2 und drei
Höfen; dahinter die Zikkurat P. Vom großen Haupt
hof führt ein zweites Tor in den inneren Palast
hof H 1 , zu welchem man auch mittels Wagen auf
der Rampe a, durch ein Seitentor gelangen konnte.
Die Hauptsäle folgen sich wie die Kulträume
babylonischer Tempel, als quergelegte, fast korridor
artige Räume, die um den Wohnhof H 2 gelegt
sind. Die Räume waren mit Holzdecken und
Lehmestrich bedeckt. Tonnengewölbe aus Ziegeln
kannte man nur bei Gräbern und Kanalanlagen
(Tafel 3, Fig. 5). Aber Einzelöffnungen mit Bögen
sind wohl anzunehmen (vgl. Tafel 3, Fig. 7). Das
kleine Gebäude s wird als Bet Chilani bezeichnet =
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