Abteilung IV.
Echinus unter 45° aufsteigend, ziemlich niedrig.
Gegenüber der etwa 50 Jahre älteren Antenbekrö
nung von Ägina ist hier durch Einfügung eines ioni
schen Kymations unter das dorische, ferner durch
feine lesbische Leiste an der Platte eine wesentliche
Bereicherung und Verfeinerung eingetreten.
Ante von Ägina. Das Kymation tritt als
große Hauptform auf, die Platte ist niedrig. Das
ist eine altertümliche Form.
Kapitell und Ante vom sog. Tempel des
Theseus. Wieder ist die Platte des Antenkapitells
kräftiger, das Kyma schwächer, die bekrönende
Leiste zeigt ionische Einflüsse wie in Rhamnus,
während diese in Ägina ganz fehlen. Das Säulen
kapitell hat noch einen etwas volleren Echinus als
Rhamnus und vier Riemchen. Die Zusammenstel
lung einiger Riemchen oder Reifchen (Annuli) zeigt
den Wechsel selbst dieser kleinsten Formen.
Tafel 15. Giebel vom Antentempel der
Diana Propylaia in Eleusis. Die Ansicht
rechts zeigt den interessanten Steinschnitt des
Giebeleckstücks, an dem auch die Sima angearbeitet
ist. Im Schnitt ist der Steinverband nicht ganz
gesichert; die angedeuteten tiefen Steinkassetten
weisen auf ionische Vorbilder, während sonst die
Formen kanonisch sind. Die Zwischenfigur zeigt
die Ecke des Gebälks vom Nemesistempel. Man
beachte die Verschiedenheit der Simaprofile.
Tafel 16. Akroterien sind Dachbekrönungen
auf den dorischen Bauten; aber auch auf den
ionischen und korinthischen Tempeln wurden solche
Zierstücke auf dem First und an den Ecken der
Giebel aufgestellt. Sie entstammen im Motiv der
primitiven Verzierung des uralten Satteldachs, sind
aber in der klassischen Zeit längst zu künstleri
schen Gebilden geworden. Auf dem Giebelfirst
erheben sich hohe Rankenaufsätze, durchbrochen
wie Laubsägearbeit oder in Relief; im Anfang des
5. Jahrhunderts noch streng linear gezeichnet, später
lebendiger, immer mehr organisches Wachstum
nachahmend mit naturalistischen Zutaten; dazu ge
sellt sich oft figürliches Beiwerk. Die Höhe solcher
Firstakroterien beträgt etwa soviel wie die lichte
Höhe des Giebeldreiecks. So besaß das First
akroter von Ägina einen reichen und bedeutend
höheren Volutenaufbau, als er hier gezeichnet ist.
An den Ecken erhoben sich abwehrende dämoni
sche Gestalten, aus denen allmählich immer freiere
Bildungen wurden: Greifen, geflügelte Niken, oder
Reiterfiguren; seltener wurde ein dem Mittelakroter
ähnlich geformtes Eckakroter verwendet.
Die bei Tafel 12 genannten Stirnziegel machen
ebenfalls von der einfacheren geometrischen Form die
Wandlung zu immer reicheren Gebilden mit doppelt
bewegten Palmetten, mit lebhaftem Rankenwerk und
Akanthuszusätzen durch. — Agina, Parthenon, Phi-
galeia. — Ursprünglich aus Ton wie die Ziegel,
werden sie im 5. Jahrhundert in Marmor ausgeführt.
Tafel 16a. Verschiedene Deckenausbil
dungen in dorischen Tempeln des 5.Jahr-
hunderts.
Fig. 1. Im Tempel bei Phigaleia wird die Decke
über dem Nordpteron durch Marmorbalken ge
tragen, welche auf der Pronaos-Front aufliegen und
auf einem von ihr ausgehenden Unterzug, der als
Bekrönung über dem Triglyphenfries durchgeht.
Die Deckenbalken sind axial zum Rhythmus in
Fries angeordnet; die Kassettenform ist daher un
abhängig von der Deckenbildung in den seitlichen
Pteronfeldern.
Fig. 2. Am Parthenon dagegen wird ein Ort
balken über der Längswand vorgezogen, die übrigen
Deckenbalken sind diesem gleich, infolgedessen
muß die Pterondecke überall die gleiche Zeich
nung haben, genau so wie die Cella auch ringsum
die gleiche Ansicht im Fries bildet.
Fig. 3. Im Pronaos des Parthenon zeigt die
Konstruktion der Marmorbalken und Kassetten,
ebenso wie an den Propyläen eine bis an die
Grenze der Ausführbarkeit in Stein mögliche Kas
settenform. Dies ist zu verstehen aus dem Wunsch,
den dorischen Bau, der ehemals ein Lehm- und
Holzbau war, und im 5. Jahrhundert zu einem
mächtigen Steinmonument vollendet umgeschaffen
dastand, noch völliger, bis hinauf in die alte höl
zerne Füllungsdecke in Stein auszubilden. Das
scheint zum ersten Male in Athen bei den Marmor
bauten versucht worden zu sein: am Parthenon,
an den Propyläen, und dann auch am Niketempel
und Erechtheion, wo ähnliche, durchaus dorische,
in Marmor übersetzte Holzdeckenformen Vor
kommen.
Fig. 4 u. 5. Zeigen hohe Terrakottasimen, wie
sie in Sizilien an altertümlichen Bauten vorkamen.
Tafel 17. Parthenon in Athen. Der antike
Quaderbau, im besonderen der Marmorbau der
Tempel des 5. und 4. Jahrhunderts, wird ganz ohne
Mörtelverband zusammengefügt. Durch die Schwere
der einzelnen Stücke und durch sorgfältig gewählten
Steinverband ist der Quaderbau haltbar ohne be
sondere Hilfsmittel, ln Griechenland und allen
griechischen Kolonien bildete sich im Laufe der
Jahrhunderte eine bewundernswerte Technik der
Steinbearbeitung aus. Man suchte durch feinste
Behandlung der Fugenflächen, oder bei den Stoß
fugen wenigstens der Ränder, wobei dann die
Mittelflächen der Einfachheit halber vertieft wurden
(Anathyrosis), einen feinsten Fugenschluß und damit
ein gleichmäßig festes Aneinanderpressen zu er
reichen. Bei den Marmorbauten wurden die Fugen-
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