Full text: Die Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen

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In der Zwischenzeit wurden jedoch viele Bitten bei der Regierung und den Ständen ein 
gereicht, welche um Aufnahme derselben unter die aus Staatsmitteln zu erbauenden Bahnen 
gerichtet waren. 
Nachdem die Stände für den Fall der Fortsetzung dieser Bahn nach Basel und Konstanz 
Geneigtheit für eventuelle Zustimmung ausgesprochen hatten, wurde jenen Bitten zunächst in dem 
oben bezeichneten Umfange von der Königl. Regierung stattgegeben. 
III. Bauperiode. 
Fünftes Kapitel. 
Plochingen—Reutlingen—Rottenburg. 
Technische Referenten: Etzel und v. Gaab; Administrativreferenten: Dr. Zeller und 
Grundier; Bauperiode: 1857—1861. 
Für die technische Bearbeitung des generellen Projekts hätte nach Ueberschreitung der Fils 
bei Plochingen das rechte Ufer des Neckars bis Horb bestens und in annähernd gerader westsüd 
westlicher Richtung gedient. — Dann aber wären die bedeutenderen Handels- und Fabrikstädte 
jenes Landesteils, Metzingen und Reutlingen, von der Bahn unberührt geblieben. 
Sie hätten ihre Verbindung mit dem grossen Verkehr entweder durch kleinere Seitenbahnen 
in den Erms- und Echazthälern, oder durch eine das Neckar- und Donauthal verbindende quer 
über die Alb zu führende Bahn, Reutlingen—Ehingen, oder Reutlingen—Münsingen—Ulm, oder 
Metzingen—Urach—Ulm zu suchen gehabt. Durch eine derartige Anordnung hätte das württem- 
bergische Eisenbahnnetz — wenn demselben etwa noch eine Linie Horb—Balingen (unmittelbar) 
zugefügt worden wäre, zweckdienlichste Verbindungen der Bahnen des Unterlands mit jenen Ober 
schwabens und der Alb erhalten. 
War aber schon bei der Verabschiedung der Stammbahnen die Neckarbahn auf das Gebiet 
der Privatunternehmungen verwiesen, erst späterhin den Staatsbahnen angegliedert, so konnte damals 
auf Zustimmung der Regierung zu Erbauung einer weiteren Staatsbahn über die Alb zu jener 
Zeit nicht gerechnet werden; und es konnte die Regierung Bethätigung ihres warmen Interesses 
für Metzingen und Reutlingen nur eintreten lassen durch die Hinleitung der Neckarbahn auf dem 
gezeigten Umweg, dem nämlich durch Hin- und Wiederrückleitung durch das Echaz- und Ermsthal, 
worauf die II. Kammer auch Antrag stellte. 
Es konnte der Umweg um so mehr gerechtfertigt erscheinen, als die Linie Plochingen—Horb 
im Neckarthale zwar gerade, aber sonst keine Richtung geboten hätte, welche für die Dauer dem 
grösseren Handelsverkehr mit der Schweiz etc. dienen konnte. 
Im Falle der Nichtbeachtung ihrer Bitten haben die Bewohner von Reutlingen ■ eine Ver 
bindung über Münsingen nach Ulm (worüber das dortige Bahnkomitee einen Plan vorlegte), und 
es haben jene von Urach eine solche von Metzingen über Urach und Münsingen — ebenfalls nach 
Ulm angestrebt. Beide kamen bislang nicht zustande. 
Freilicli entfernt sich der besagte von dem Eisenbahnkomitee Reutlingen vorgelegte Plan 
über eine Bahn Reutlingen—Münsingen—Ulm derart weit von dem Regierungsprogramm vom 
Jahr 1842 und von dem vorliegenden wirklichen Bedürfnis, dass die sehr bedeutenden Fabrikorte 
im Echazthal: Pfullingen, Unter- und Oberhausen, Honau, von der vorgeschlagenen Bahn kaum 
einen Nutzen gehabt hätten, und so blieb aus diesem Grunde der Vorschlag der Stadt Reutlingen 
ausser Beachtung in Regierungs- und Kammerkreisen. 
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