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westöstliche, sondern auch der südnördliche Verkehr (Friedrichshafen—Ulm—Wasseralfingen—
Krailsheim—Mergentheim, zusammengelegt und vereinigt werden konnte. — Diese Jagstbahn wurde
sofort bearbeitet.
Nach dem gefertigten Entwürfe war Hall—Wasseralfingen aufzugeben, statt dieser Bahn
eine solche über Hall—Krailsheim—Ellwangen—Goldshöfe—Wasseralfingen herzustellen. Mit dem
selben Entwürfe waren aber auch die Teilstrecken Westernach—Krailsheim und Westernach—Hall
modifiziert; die Bahn Westernach—Hall hatte einen veränderten (verbesserten) Gradienten i : ioo
(statt i : 70) und eine Fortsetzung nach Hessenthal erhalten, auf welche nun der zuvor über
Braunsbach geplante Verkehr nach Krailsheim verlegt, das Teilstück Westernach—Braunsbach—
Hessenthal entfernt war. Mit diesem neueren Projekte war freilich die direkte Bahnverbindung
Heilbronn—Wasseralfingen um 4 ('2 Stunden, die Verbindung nach Krailsheim mit der Verlängerung
von 2 /3 Stunden belastet, und war eine weitere über Gaildorf zu leitende westöstlichc Bahn gleich
sam in die Thäler der Rems und der Murr verwiesen. Doch war mit diesen Linien dem lokalen
und noch mehr dem Durchgangsverkehr sehr günstige Lage und Richtung geboten. Soweit als
wesentlicher Nachteil des neuen Entwurfes jene Mehrlänge von 4V2 Stunden zwischen Heilbronn
und Wasseralfingen angesehen werden muss, so erscheint derselbe aber mindestens als ausgeglichen,
wenn in Betracht kommt, dass mit dem zweiten Entwurf die Entfernung zwischen Wasseralfingen
und Krailsheim um 11 */< Stunden gekürzt und im übrigen dem internen und internationalen
Verkehre bestens gedient ist.
Ausschlaggebend für Beurteilung des Entwurfes und für seine Wahl waren aber nicht sowohl
diese nächsten Distanzverhältnisse als hauptsächlich die für beiderlei Projekte aufzuwendenden Baukosten.
Während nach den speziell eingerechneten Ueberschlägen das ältere Projekt einen Aufwand
erlordert hätte*
für Westernach—Hall—Wasseralfingen von 12500000 fl.,
für Westernach—Braunsbach—Hessenthal—Krailsheim . . . 5953000 „
zusammen also 18453000 fl.,
konnte Westernach—Krailsheim—Wasseralfingen erbaut werden und zwar:
Westernach—Hall mit 2096900 fl.,
Hall—Krailsheim mit 3645700 „
Krailsheim—Ellwangen—Goldshöfe—Wasseralfingen . . . 4732600 „
zusammen 10475200 fl.
Es waren also gegenüber dem früheren Entwurf einmalige Ersparnisse im Betrage von
7977800 fl. in Aussicht; während die Steigungs- und sonstigen Betriebsverhältnisse und Betriebs
kosten sich ungefähr gleichmässig gestalteten. Mit der Bahn Wasseralfingen—Krailsheim war zu
gleich für grösseren Verkehr Fürsorge getroffen, die Erbauung einer Transitbahn von 72 Stunden
Länge im eigenen Lande eingeleitet und ein weiterer fruchtbarer Landesteil aufgeschlossen.
Die mit entsprechendem Bericht und Antrag nunmehr an die Eisenbahnkommission cin-
gereichte Vorlage dieses Entwurfes hatte zur Folge, dass derselbe auf Grund eines von dem Finanz
rat Dr. Zeller erstatteten Berichts und einer Beratung in einer von dem Minister geleiteten Sitzung
(in welcher Bauinspektor Morlok seinen Antrag zu vertreten und Oberbaurat v. Gaab und Bau
inspektor Abel denselben zu begutachten hatten) zur Beschlussfassung gestellt wurde. Der Antrag
war besonderen Einsprachen nicht begegnet; nur wurde in Frage gestellt, ob nicht die Strecke
Hall—Hessenthal eine Steigung von 1:100 statt 1:50 erhalten könnte und sollte.
Wohl konnte mittels einer Ausbiegung über Steinbrück das Teilstück Hall—Hessenthal in
die Maximalsteigung der Bahn Heilbronn—Krailsheim 1:100 umgeändert werden.
Es blieb jedoch diese Einsprache ohne Folge, nachdem auch der technische Betriebsreferent
v. Klein der Steigung von 1 : 50 das Wort geredet hatte, weil mit derselben der jährliche Zinsen-
und Betriebsaufwand um 13730 fl. geringer sich ergab, als bei der Steigung von 1:100 und
der Hauptbahn ein unnötiger Umweg von 1 */* Stunden erspart blieb, und es wurde wie aus vor-