Für die von Osten nach Westen hingezogene Teilstrecke und Zweiglinie Altshausen—
Pfullendorf waren Moore, durchnässter Torf und sonstige Sumpfeinlagen zu überfahren. Noch
schlimmer aber war das Terrain gestaltet, auf welches die Zweigbahn Kisslegg—Wangen aufzu
legen war. Dort war zwischen Aach und Argen eine Wasserscheide zu überschreiten, welche
eigentümliche Unliebsamkeiten hervorrief, indem dort, wie bei Heidelsheim (Westbahn) eine Art
durchnässtes Lössgebilde zu durchdringen war. Ohne Zweifel wäre es zweckdienlich gewesen, wie
bei Heidelsheim eine Austrocknung der Erdmasse vorzunehmen und dem Einschnitt einen Stollen
vorausgehend anzulegen, welcher, mit geeigneter Richtung und Lage, nämlich parallel mit der
Bahnachse unter das Bahnplanum auf festen Grund hinab und mit wasserdurchlassenden Seiten
wänden und Gefällen angelegt, geeignet gewesen wäre, als Widerlager gegen die nachschiebende
Lössmasse zu dienen und dadurch die Böschungen des Einschnitts festzustellen. Aber nicht diese
Mittel brachte der Unternehmer in Anwendung, sondern Verflachung der Bahnböschungen, welche
grosse Kosten und einen für die Eisenbahnverwaltung nicht eben glücklichen und über Jahre
hingezogenen Prozess zur Folge hatten.
Einen weiteren Zweig, die südliche Schlusslinie der Allgäubahn, bildet die Strecke Leut-
kirch—Isny. Sie ist über Urlau und Friesenhofen, über die Flüsschen Rauns, Eschach und Argen
und über die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau (bei Friesenhofen) hinweggeführt und
mündet sodann ein in den provisorischen Bahnhof Isny.
Die Unliebsamkeiten, welche mit der Ausführung einer Schienenbahn auf solchem Grunde
zusammen zu Tage traten, haben bei der Regierung und bei den Ständen kein Hindernis gebildet,
diese Linie im generellen Projekte und in dem summarischen Voranschlag zu genehmigen.
Für die Detailbearbeitung der Pläne und für die Ausführung bestellten Bauämter und Bau
beamten waren aufgestellt:
Die Hochbauämter:
Scheer mit Bauinspektor Bügler,
Altshausen „
„ Esslinger,
Waldsee „
„ Schmid,
Leutkirch „
„ Preu,
Wangen „
„ Schmid.
Aulendorf I.
mit Bauinspektor Dellinger,
Aulendorf II.
„ „ Strasser,
Sigmaringen
„ „ Eulenstein,
Wangen
„ „ Schmid.
Die Abwickelung des Baues erfolgte in Teilstrecken, wie auch deren Vollendung, welche
hiernach verzeichnet sind. Die einzelnen Strecken der Allgäubahn wurden vollendet und in Be
trieb gesetzt:
Herbertingen—Saulgau am io. Oktober 1869,
Saulgau—Waldsee am 25. Juli 1869,
Waldsee—Kislegg am 16. September 1870,
Kislegg—Leutkirch am 30. August 1872,
Leutkirch—Isny am 15. August 1874,
Kislegg—Wangen am 31. Juli 1880.