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einer Bahn Hasenberg—Zuffenhausen zugleich bilden soll, wenn die geeignete Zeit für deren Erbauung
gekommen sein wird.
Mit dem Maximalgefälle 1:100 kann diese Linie von Hasenberg nach Zuffenhausen geführt
werden, so dass die Güterzüge zu den West- und Nordbahnen gelangen “können, ohne erst in
die Niederung Stuttgarts ab- und von da wieder nach Feuerbach aufsteigen zu müssen; mit dem
Betrieb auf dieser Bahn wird der Bahnhof Stuttgart bedeutend entlastet werden.
Die Bahnzüge bedürfen auf der Gesamtstrecke von Stuttgart nach Freudenstadt nur auf der
Linie Stuttgart (1:52) eine Vorspannmaschine; der übrige Teil der Bahn liegt in Maximalsteigung
von 1:100. — Bis die Bahn Hasenberg—Zuffenhausen gebaut wird, ist voraussichtlich die Stadt
Stuttgart auch bis zum Hasenberg ausgedehnt und wird somit die Station dieses Namens wie
dem grossen Verkehr, so auch den örtlichen Bedürfnissen in jeder Hinsicht bestens dienen. An
die Fortsetzung der Gäubahn waren noch die Städte Böblingen und Herrenberg angelehnt, und
wie zwischen Stuttgart und Vaihingen, so auch zwischen Vaihingen und Böblingen -waren zwei
Tunnels zu bohren und fünf Viadukte zu erstellen über das Nesenbachthal, Würm-, Kübel-, Stoker-
und Ettenbachthal.
Wie für die Gäubahn selbst, waren auch Vorkehrungen zu treffen für weitere Abzwei
gungen, von Vaihingen nach Hohenheim und ins Neckarthal, von Böblingen ins Würmthal, von
Herrenberg nach Tübingen und nach Calw, von Freudenstadt ins Kinzig- und Forbachthal. Die
Bauten auf der Gäubahn wurden überall solid, aber in bescheidenen Formen geplant und zur
Ausführung gebracht. Beispielsweise mag hier bemerkt sein, dass die Bahn zwischen dem Kriegs
und dem Hasenberg nächst Stuttgart eine ungleich reichere Ausbildung hätte erhalten können,
wenn sie mehr dem Gehänge der Feuerbacher Heide auf-, statt eingelegt, wenn mehr in Steinwerk
(als Viadukte, Stützmauern) und nicht oder weniger in Erdarbeiten hergestellt worden wäre.
Es hätte solcher Bau den Passagieren während der Fahrt zu immerwährender ungestörter
Betrachtung der Stadt Stuttgart Gelegenheit gegeben und ein lebendiges Bild selbst geboten. Da
der Eisenbahnbau wohl die nötige und möglichste Sauberkeit, nicht aber auch besondere land
schaftliche Bilder oder irgend einen Luxus bieten soll, soweit er mit Opfern verbunden ist, und der
in Besprechung befindliche erheblich höheren Aufwand erfordert hätte, ausserdem aber die Eisenbahn
rente im Rückgang befindlich war, musste von allen Ausschreitungen dieser Art abgestanden werden.
Es hätten nun mit dem gesammelten Material die generellen Projekte über die Gesamtbahn zum
Abschluss gebracht werden können, wenn nicht Einsprachen einzelner Gemeinden Aufenthalt
bereitet hätten.
In einem Interessenstreit von ziemlicher Heftigkeit zwischen den Gemeinden Böblingen und
Sindelfingen, deren jede den Wunsch hatte, den Bahnhof möglichst in ihre Nähe zu bringen, war
ein Ausgleich zu treffen.
Indem diesen Wünschen nicht gleichzeitig Rechnung getragen, mit der Bahn nicht auf
Höhe von Böblingen aufgestiegen, zugleich mit der Stadt Sindelfingen zusammengerückt werden
konnte, weil möglichst gerade Richtung nach Eutingen cinzuhalten war, konnten jene Wünsche
nur nach Massgabe des allgemeinen Bedürfnisses berücksichtigt, doch konnte mit beiden Städten
eine Verständigung zustandegebracht werden, wodurch alle billigen Wünsche befriedigt waren.
Weitere Differenzen über die Lage der Station Herrenberg wurden ebenfalls im allseitigen und
zugleich im Interesse der Oberamtsstadt geregelt.
Dort konnte die Bahn mehr dem Terrain angepasst, etwas billiger gebaut werden, wenn
sie mehr westliche Ausbiegung gegen Affstädt erhielt. Das Interesse nicht der Oberamtsstadt, son
dern des ganzen Bezirks wäre aber mit der Abrückung der Station beeinträchtigt gewesen, und so
wurde dieselbe unterlassen.
Die Bewohner von Freudenstadt hatten gewünscht, dass die Bahn dieser Stadt näher bei
gelegt worden wäre; wie gerne nun immer solchen Wünschen entsprochen wird, in diesem Falle
war es nicht möglich, weil höhere Weisung vorlag, die Lage und Richtung dieses Bahnhofs so zu