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Der Lage und Richtung der
Kinzig wäre es mehr angepasst ge
wesen, Kurven mit kleineren Radien
zu verwenden.
Aber die Bahn ist eine Durch
gangs- und Yollbahn und es ist des
halb der Radius von 350 Meter nicht
überboten. Wegen dieser Krümmungen
waren auf der kurzen Strecke von
23,1 Kilometer auch nicht weniger als
7 Tunnels und gewaltige Dämme bis
zu 25 Meter Höhe nötig, um Aus
gleichung der ungefügten Formen des
Terrains zu gewinnen.
Mit der Strecke Freudenstadt—
Schiltach war ein Stück Erdoberfläche
zu projektieren, welches fast alle Un-
liebsamkeiten vereinigt, die sich der
Erbauung von Eisenbahnen irgend ent
gegenstellen können.
Die Wellengebilde zwischen
Freudenstadt und Lossburg, die schon jjj.
auf der Gäubahn so viele Mühe ver- T
ursacht haben, ferner der in steilem
Abfall dem Urgebirge vorliegende Sand-,
Thon- und Bergschutt, welche eben
falls schon früher durch mangelnde p
Standfähigkeit sich bemerkbar gemacht,
und die vielen Flusskrümmungen im
unteren Kinzigthale etc. summierten die
technischen Sorgen zu einer ungewöhn
lichen Zahl und Höhe.
Nachdem die den obigen An-
Rahnwärterhaus an der Kinzigbahn.
deutungen entsprechend bearbeiteten
generellen Projekte und Ueberschläge fertiggestellt, genehmigt und gesetzlich verabschiedet waren,
wurden die Bauämter bestellt:
Freudenstadt mit Bauinspektor Baurat Knoll,
Alpirsbach mit Bauinspektor Stortz,
Schiltach mit Bauinspektor Möll,
ein Hochbauamt Freudenstadt mit Bauinspektor Eulenstein.
Als Möll dieselben fertiggestellt hatte, wurde er durch den Tod seiner Thätigkeit ent
rückt. An seine Stelle wurde Bauinspektor Völker eingesetzt und wurde nun durch denselben der
Bau geleitet.
Am 1. November 1886 wurde die Kinzigbahn in Betrieb gesetzt. Die Abrechnung wurde
nicht mehr vom technischen Referenten vorgenommen. Derselbe hat nach Zurücklegung seines
40. Dienst- und 70. Lebensjahres am 28. April 1886 sein Enthebungsgesuch auf das Ministerium
getragen und dasselbe dann nach erhaltener Weisung in den Instanzenweg eingestellt und unter
allerhöchster und gnädigster Ernennung zum Baudirektor genehmigt erhalten. Die letzten Teile