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scheide der Rems. Wir haben bei der Ermittelung dieses Bahnzuges den v. Seegerschen Entwurf
zu Grunde gelegt, welcher hinsichtlich seiner allgemeinen Disposition keiner wesentlichen Verbesserung
bedarf, haben aber durch häufigeren Wechsel der Gradienten, und durch Brechen der geraden Linie,
wo es not that, die bedeutenderen Arbeiten, welche jene Entwürfe noch enthielten, beseitigt.
Der Tunnel durch die Wasserscheide der Rems konnte auf einen Einschnitt von 25 Fuss
Tiefe reduziert werden, und jenseits der Wasserscheide senkt sich die Linie, dem Laufe des Aal
baches folgend, bei Aalen bis auf die Sohle des Kocherthaies.
Was die von den Herren v. Seeger, Beyse und Vignoles teils geschätzten, teils berechneten
Anlagekosten der Linien betrifft, welche den Gegenstand unseres gegenwärtigen Berichtes bilden,
so vermögen wir dieselben nicht für die einzelnen Strecken derselben auszuscheiden, weil sie eines
teils sich auf verschiedene Voraussetzungen, andernteils auf eine andere Einteilung der Strecken
gründen.
2. Linie von Aalen nach Sontheim.
Generalmajor v. Seeger behielt in seinem Entwürfe die bei dem sogen. Blümle erstiegene
Höhe für die Fortsetzung der Bahn von diesem Punkte über Aalen in das Kocherthal bei, wodurch
er sich genötigt sah, das linke Gehänge des Aalbach- und Kocherthaies zu benützen, und da er
zugleich möglichst gerade Linie durchzuführen suchte, auf der Strecke vom Blümle bis auf die
Wasserscheide des Kochers und der Brenz beträchtliche Erdbewegungen erhielt.
Von dort zieht sich die Linie mit durchaus günstigem Steigungsverhältnisse das Brenzthal
entlang, östlich an Aufhausen, westlich an Schnaitheim vorüber, wo sich eine kleine Gegensteigung
vorfindet, ferner östlich an Heidenheim durch Mergelstetten nach Herbrechtingen, welchen Ort sie
südlich lässt. Weiterhin wird Giengen nördlich, Hermaringen nordöstlich passiert, und die Linie
zwischen Sontheim und Brenz hierdurch der Landesgrenze zugeführt.
Beyse legte, soviel sich aus den etwas unbestimmten Ausdrücken seines Gutachtens ent
nehmen lässt, von Aalen bis Sontheim die v. Seegersche Linie seinen Schätzungen zu Grund. Auch
Vignoles erklärte sich im Prinzip mit der v. Seegerschen Linie einverstanden, und gibt nur hier wie
sonst den Rat, durch sorgfältige Ermittelung der Linie im einzelnen Erdarbeiten und Bauten zu ver
mindern. Insbesondere scheint er auf die Passage nördlich von Giengen Wert zu legen.
Auch durch unsere Untersuchungen erfuhr die Linie keine Abänderung von Belang. Durch
Annahme eines Steigungsmaximums von 1:125 gelang es uns, alle grösseren Erdarbeiten und Bauten
der v. Seegerschen Linie zu beseitigen und einen Teil der auf der Linie liegenden Ortschaften auf
eine für den Verkehr bequemere Weise zu berühren, wie wir denn durch vergleichende Berechnungen
ausser Zweifel gestellt haben, dass die Stadt Giengen südlich vortheilhafter passiert werden kann,
als nördlich.
3. Linie von Sontheim nach Ulm.
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Hinsichtlich dieser Linie liegen von dem Generalmajor v. Seeger keine Detailpläne vor.
Dagegen haben die Herren Beyse und Vignoles Vorschläge hinsichtlich der Einzelheit der Richtung
dieser Linie geliefert.
Ersterer lässt die Wahl zwischen einer im Donauthale, teilweise auf bayrischem Gebiete,
und einer andern über einen Teil der Alb, bei Albeck und Oberhaslach vorüber und durch das
Oerlingerthal ganz auf württembergischem Gebiet nach Ulm zuführenden Linie.
Letzterer spricht sich entschieden für die Thallinie aus, eine Ansicht, welcher auch wir
beipflichten, indem wir den Beyseschen Vorschlag, mit Vermeidung des bayrischen Gebiets Ulm zu
erreichen, vom technischen Gesichtspunkte aus keiner Beachtung wert finden.
Zwar urteilt weder Beyse noch Vignoles anders als nach dem Augenschein. Indessen kann
über die Richtung dieser Linie in der That so wenig Zweifel obwalten, dass wir, als wir uns der
Untersuchung derselben unterzogen, eine detaillierte Vermessung derselben für überflüssig hielten,