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kommission an diese Arbeiten begeben, und haben sie, dank ihres Wissens, ihrer Geschäftsgewandt
heit und ihrer sorgsamen Thätigkeit in kurzer Zeit zu einem günstigen Abschluss gebracht, wie
sie in der Reihenfolge ihrer Erbauung nunmehr zur Besprechung kommen.
XI. Bauperiode.
Zweites Kapitel.
Zentralbahn Ludwigsburg-Stuttgart-Esslingen.
Technische Referenten: Etzel und Kn o 11; Administrativreferent: Autcnricth; Bau
periode 1844—1846.
Der jetzt zum Finanzminister und Chef des Verkehrswesens berufene frühere Hofkammer-
präsident v. Gärttner fand keinen Anlass, die von seinem Vorgänger ins Leben gerufenen Baupläne
zu ändern, und so wurde nun auch die Zentralbahn in ihrem vollen Umfang von Ludwigsburg bis
Esslingen in den Bau gestellt und zur Durchführung gebracht.
Das Bestreben zu baldiger Vollendung dieser Bauten trat überall und besonders dadurch zu
Tage, dass besonders schwierige Bauten, wie die Tunnels unter dem Rosenstein und unter der
Prag in Regie in Ausführung genommen wurden, während alle übrigen Bauwerke und Arbeiten im
Akkordswege zur Ausführung kamen. Dem Fortgang des Baues kam es unbedingt zu statten,
dass derselbe schon unterm 14. März 1844 die allerhöchste Genehmigung erhalten hatte, denn
mehrfache Einsprachen zunächst von der König!. Hofkammerverwaltung gegen die Führung der
Bahn unter dem Schloss Rosenstein hindurch mussten durch besonderen Befehl des Königs beseitigt
werden, und weiterhin haben die ständischen Verhandlungen vom Jahre 1845 selbst erkennen lassen,
dass die Ausführung der Zentralbahn noch mehrfachen Hindernissen begegnet wäre, wenn nicht
damals schon die Bauten erheblich vorgeschritten gewesen wären. So aber waren Fertigung der
Detailpläne und Ausführung der Bauten in vollem Gang und konnten nicht mehr rückgängig
gemacht werden. Zu deren Abwickelung waren bestellt die Bauämter Ludwigsburg mit Baukon
dukteur Heinle, Zuffenhausen mit Bauinspektor Closs, Stuttgart I mit dem Bauinspektor Heimerdinger
und Stuttgart II mit Bauinspektor Bekh, Kannstatt mit Bauinspektor Kalbfell, Untertürkheim mit
Bauinspektor Mährlen, Esslingen mit dem provisorischen Bauinspektor Bonhöffer.
Wie der Bau so erfolgte auch die Vollendung der Zentralbahn in Teilen, und zwar auf
den Strecken Kannstatt—Untertürkheim am 22. Oktober 1845, Untertürkheim—Obertürkheim am
2. November 1845, Obertürkheim—Esslingen am 20. November 1845, Kannstatt—Stuttgart—Lud
wigsburg am 15. Oktober 1846.
Die Ausführung war nicht ganz unerheblichen Anständen begegnet. Eine interessante Störung
bei derselben kam in dem Tunnel unter dem Rosenstein vor, welche des Nähern zu besprechen
ist. Waren von der Königlichen Bau- und Gartendirektion dem Projekte dieses Tunnels schon erheb
liche formelle Schwierigkeiten von vorn herein entgegengesetzt, so wurden dieselben bei dessen
Ausführung in ganz unerwarteter Weise gleichsam in die Praxis übertragen. Das Schloss Rosenstein,
auf dem sogen. Kahlenstein, einem bis zum Neckarrand vorgeschobenen, aus Tuffsand, Moräne etc.
gebildeten Hügel errichtet, besteht aus zwei Längs- und drei Querflügeln, welche zwei Höfe
einschliessen. Senkrecht unter dem mittleren Querflügel und dessen Mittelachse liegt diejenige
des Tunnels.
Der Undichtheit der beiden, in den Höfen des Schlosses angelegten Bassins ist es zuzu
schreiben, dass die zwischen Schloss und Tunnel lagernde Moräne und Tuffmasse durchweicht, in
einen flüssigen Schlamm umgewandelt war, als die Mineurs in diesen Teil des Schlossuntergrundes
den Firststollen des Tunnels einbohrten. Unliebsam überflutet mussten die Arbeiter schleunigst die