IO
Das Land
Frieden von Nanking erzwangen: neben Kanton, Amoy, Futschou und
Ningpo. Nur Schanghai unter ihnen gehört dem nördlicheren Küsten
strich an.
Ungleich zahlreicher noch sind die Fischereiplätze. Ganz erstaun
liche Fischerflotten beleben die Gewässer vor der Küste, weithinaus.
Der Europa-Dampfer, der auf eine solche stößt, muß sie oft stunden
lang in vorsichtig gemäßigter Fahrt durchqueren.
Ja, auch für die Seeräuberei ist dies dem Uneingeweihten unent
wirrbare Labyrinth von Buchten, Durchlässen und verbergenden
Inseln eine gegebene Gegend. Durch die ganze chinesische Geschichte
zieht sich dies südchinesische Seeräuberunwesen hindurch, zuweilen
solche Maßstäbe annehmend, daß selbst ein so mächtiger Monarch
wie Kaiser Kanghsi zeitweilig sich nicht anders dagegen zu helfen
wußte, als daß er der Bevölkerung eine Evakuation der ganzen Küste
bis weit landein befahl. Die Engländer haben sich im 19. Jahrhundert
ein großes Verdienst dadurch erworben, daß sie, Hand in Hand mit
einer sorgfältigen Seekartenaufnahme, mit kleinen und raschen
Kanonenbooten den Seeräubern in ihre Schlupfwinkel folgten. Gegen
Ende dieses Jahrhunderts war das Übel ziemlich beseitigt. Aber in
den gegenwärtigen Wirren bricht es immer wieder von neuem aus.
Liegt doch nur etwa 50 km nordöstlich des britischen Hongkong die
berüchtigte Bfas-Bucht, wohin erst kürzlich mehrfach größere ge
kaperte Dampfer von den Seeräubern verschleppt und ausgeplündert
wurden.
Allerdings sind die Riashäfen Chinas nach europäischen Begriffen
keineswegs besonders gut. Sie sind alle von geringer Tiefe und ver
schlammen wie das ganze Labyrinth der Kanäle zwischen den Inseln
fortdauernd mehr. Von den älteren Häfen hat nur Kanton seine Be
deutung bis zur Gegenwart wahren können, obwohl auch hierhin
Schiffe von über 3,5 m Tiefgang nicht mehr gelangen. Andere sind
von jüngeren abgelöst worden. Im allgemeinen ist ja die Riasküsten-
bildung mit einem Vordringen des Meeres gegenüber dem Lande ver
bunden, das in die Täler zwischen den Bergketten eintritt; und in der
Tat nimmt auch die Forschung für diese Gegend eine neuere Strand
verschiebung in diesem Sinne an, die sogar vielleicht noch andauert.
Wenn trotzdem eine Verschlammung der Buchten stattfindet, so muß
die Aufhöhung des Meeresgrundes durch die Schlammführung der
Flüsse rascher sein, als seine Erniedrigung durch die positive Strand
verschiebung. Einzig im Norden des Küstenbogens, in der Gegend von
Ningpo, findet vielleicht neuerlich Hebung statt, während schon im
Tschusan-Archipel die Senkung so stark ist, daß, trotz der Schlamm