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im Gefolge der dort hochgeschätzten, in ihrer Herstellung unbe
kannten Seidenstoffe. Allein im Vergleich des großartigen Aus
tausches von Kulturgütern, wie die dem Abendlande angehörigen
Kulturen untereinander ihn stets gehabt haben, ist alles das doch
außerordentlich spärlich. Und äußerst geringfügig und schattenhaft
ist doch in Wahrheit alles, was das klassische Altertum, auch auf
der Höhe seiner Erdkenntnis, von Ostasien gewußt hat. Erst das
Kreuzzugszeitalter, die Zeit Marco Polos, hat uns eine wirkliche
Kunde von China gebracht, uns Japan überhaupt erst genannt.
Und wirklich erforscht worden ist der Ferne Osten erst seit den
letzten Jahrhunderten, zum Teil später als selbst Amerika.
Das hat ganz einfach an der trennenden Kraft gelegen, die auch
die dazwischen liegenden Landräume gehabt haben. Einmal ein
fach ihre Größe, sodann ihre Ausstattung mit hindernden Ge
birgen, Wüsten, Einöden oder feindseligen Völkerschaften. Erst
gegenüber den neuzeitlichen Raumüberwindungsmitteln der abend
ländischen Gesittung verloren sowohl Meer wie Land soweit ihre
trennende Kraft, daß nun von beiden Seiten her, vom Lande (Ruß
land) wie von der See, hier jetzt sogar über den Pazifik hinüber,
die Einflüsse der abendländischen Kulturwelt mit Gewalt sich Zu
gang erzwangen. Und die Folge dieses späten, gewaltsamen Ein
bruchs des Abendlandes in die Bereiche des Fernen Ostens, die
Rüdewirkung der westlichen Kultur auf die uralte, so ganz anders
geartete östliche, ist es ja vor allem, was die gegenwärtigen, die
Welt beschäftigenden „Probleme“ hervorgerufen hat.
Während also die Bereiche des „Fernen Ostens“ von anderen
Menschheitsräumen geographisch stark getrennt waren, haben an
dererseits große natürliche Gemeinsamkeiten in ihrer eigenen geo
graphischen Bildung dazu beigetragen, sie selbst untereinander in
ihrer Gesittung anzunähern und zusammenzuschließen.
Schon ihr orographischer Bau weist solche Gemeinsamkeiten auf.
In gigantischen Stufen, wie eine Riesentreppe, steigt der Osten
Asiens aus den Tiefen des größten Weltmeeres empor. Oder ver
gleichbar besser noch mit jenen kunstvollen, bogenförmig geschwun
genen Ackerterrassen mit aufgebogenen Außenrändern, auf denen
der Ostasiate seit Alters seinen Reis baut.
Besonders deutlich wird das in der Gegend von Japan und der
Mandschurei. Vor dem japanischen Inselbogen liegt eine der ganz
großen Meerestiefen des Erdballs, das bis über 8000 m hoch von
Wasser bedeckte Japantief. Aus ihm erhebt sich die erste Stufe des