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Ostasien.
Eine geographische Einführung
Von Prof. Dr. Georg Wegener, Berlin
Mit „Ostasien“ ist vom ganzen Osten des Erdteils hier nur das
jenige Gebiet gemeint, das heute im Mittelpunkt des weltpolitischen
Interesses steht, dasselbe, das wir und sogar der Amerikaner noch
als „der Ferne Osten“ zu bezeichnen pflegen: Japan, China und die
heute von beiden umstrittene Mandschurei.
Dies Ostasien ist der Schauplatz der Entwicklung einer Kultur
von außerordentlicher Bedeutung, der einzigen in der Menschheits
geschichte, die nach Alter und Großartigkeit mit der vorderasiatisch
europäischen vergleichbar ist; von dieser aber außerordentlich ver
schieden. Schon diese hohe Eigenart der Kulturentwicklung des
„Fernen Ostens“, ihre Selbständigkeit gegenüber der abendländi
schen, ist geographisch begründet. Sie ist nicht ganz so abgesondert
verlaufen, wie die der Mexikaner oder Peruaner, denn nur auf der
einen Seite schuf das Meer eine Grenze, unüberschreitbar für Ein
flüsse von anderswoher; das größte Meer der Erde. Es werden
zwar Stimmen laut, daß Kultureinflüsse von Asien her nach Ame
rika stattgehabt haben, wenngleich sie sich geschichtlicher Erinne
rung entziehen. Sicher aber haben umgekehrte vor der Neuzeit
nicht stattgefunden. Nach der anderen Seite hin, dem Abendlande,
ist eine Landverbindung vorhanden. Hier sind die Wechselbezie
hungen nicht ganz so gering gewesen, wie man lange Zeit ange
nommen hat. Gerade in jüngster Zeit haben wir immer deutlicher
erkannt, wie stark der Hellenismus im Altertum die chinesische
Kulturentwicklung beeinflußt hat. Auch aus Indien sind mit dem
Buddhismus bedeutende Kulturelemente herübergekommen. Mit
dem Römerreich bestanden lebhafte Handelsbeziehungen, vor allem