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Verdankte ſchon der Spitalkirchhof seine erſte Anlage einem „großen
Sterben“, so hat seit dem 16. Jahrhundert zunächſt die klarer erkannte
Notwendigkeit, die Opfer ansteckender Seuchen an entlegeneren Stellen
zu begraben, zur Entstehung eigener Totenfelder geführt. Außerhalb der
damaligen Stadt wird 1564 für Personen, „ſo an der Pest gestorben“,
der Kirchhof zur Heuſteig eröffnet, ſpäter Lazarettfriedhof bis 1820; aus
ähnlichem Anlaß 1603 ,ob dem Spital “, zwiſchen der jesigen Gymna-
siums-, Kaſernen- und Hohenstraße der bald als „allgemeine Begräbnis“
verwendete sogenannte mittlere Kirchhof, eingegangen 1804.
Im Jahr 1626, kurz bevor die Schrecken des Dreißigjährigen Kriegs
auch in Württembergs Grenzen sich vernichtend fühlbar machten, wurde
in Stuttgart ein neuer Begräbnisplatz angelegt „im Hoppenla u“. So
hieß eine außerhalb des Büchsentores jenseits der ſumpfigen Seewiesen
gelegene Weingarthalde, die schon 1286 unter dem Besitz des Klosters
Bebenhausen genannt wird. Der Name lautete einſt Hupenloch; es iſt
bekannt, daß den Weingärtnern als Signalhorn die Hupe dient, aber
klarzustellen, was die eigentümliche Zusammensetzung sagen will, das mag
den Sprachforſchern und Kulturkennern überlassen bleiben. Um 1640
findet sich die Bezeichnung „Kirchhof vor dem Büchſentor draußen, zu
St. Johann genannt“ #).
Das ehemalige Tor des mit der Front gegen Südosten gekehrten
Friedhofs ist dreißig Schritte rechts vom heutigen Haupteingang noch
zu sehen. Hugemauert, halb im Boden ſteckend, ſtark beschädigt, außen
an der Schauſeite durch eine Wirtschaftslaube verdeckt, macht sich dieſes
Portal aus den Tagen der Spätrenaiſſance immer noch durch
kräftig herausgearbeitete Profilierung und maleriſchen Aufbau bemerklich;
es verdient der Vergesſenheit entriſſen zu werden als nicht zu verachtendes
Probestück eines Meisters, der neben und unter Schickhardt wirkte, von
dem aber bis 1895 kein Werk mit Sicherheit nachgewiesen war. Außen am
Torbogen steht nämlich eingehauen :
CASPAR KRETZMAIER BAVMAISTER?).
Darüber die Namen je eines Mitgliedes des Gerichts und Rats,
Weißgerber und Kerber, und der des Kaſstenpflegers Johann Schlierbacher
4) ck. M. Joh. Schmid, 1. c. p. 277.
5) Ihm gehört ohne Zweifel das Stein metz eich en auf einem
in die Futtermauer der Villa Pflaum in der Falkertstraße (Säubergle)
eingelassenen Stein, der noch darüber den Spruch „An Gottes Seegen
iſt alles gelegen“, darunter die Jahreszahl 1629 enthält. Kretzmaier starb am 29. Sep-
tember 1635. In der grundlegenden Arbeit von A. Klemm, Württembergiſche Bau-
C ZK.
162.9.