Full text: Der Hoppenlau-Friedhof in Stuttgart

  
  
  
  
  
    
bemooſte Platten ziemlich labyrinthisſch aus, während man bei näherem 
Zuſehen gerade hier planmäßig abgerundete Partien entdeckt, Adels-, 
Beamten- und Bürgerquartiere, aneinanderſtoßende Gehege von großen 
vergitterten Eigengräbern, Gruppen von verwandten Familien. 
Dieser unsern Großvätern so vertraute Stuttgarter Altfriedhof 
wurde nach und nach für die sich dehnende und ihn selbſt rings um- 
klammernde Stadt allzu enge; nachdem seine Benützung zuerst durch den 
1823 eröffneten, gleichfalls 1840 erweiterten Fangelsbachfriedhof, dann 
seit 1873 durch den Pragfriedhof eingeſchränkt war, ſtelte man im Jahr 
1880 die Beerdigungen auf der ehrwürdigen Ruhestätte gänzlich ein; 
seitdem iſt gar manches Grab von hier wegverlegt worden, die meisten 
auf den Pragfriedhof, einige nach dem Fangelsbachfriedhof und nach 
auswärts. Anderseits haben manche Familien bis in die jüngste Zeit die 
Asche von Angehörigen in ihren alten Grabstätten beiſeten lassen. 
Die 1839 an Stelle des jetztigen Rundells errichtete Kapelle von 
quadratischer Grundform hat man 1886 auf den neuen Friedhof bei 
Berg versetzt, die westliche Einfahrt im Jahr 1890 wegen des Baues 
der Reithalle, welchem auch die vierfache Allee außen zum Opfer fiel, 
zugemauert; gleichzeitig verlor der Friedhof durch Eröffnung der Rosen- 
bergstraße ein ſchmales Gebiet im Nordwesten, und es entstand dort ein 
Treppenaufgang, der wieder 1894 durch eine kleine Rampe verdrängt 
ward. Nunmehr durchſchreiten tagtäglich zahlreiche Fußgänger den Haupt- 
weg, und manchen sieht man betrachtend verweilen bei den Spuren 
der Vergänglichkeit. – In einer von Grabmälern fast freien Nordoſt- 
abteilung besteht seit Beginn des 20. Jahrhunderts ein botanischer Schul- 
garten. Im Jahre 1904 erhielt der Hauptweg als Durchgang bei Nacht 
elektrische Beleuchtung und einige Jahre später wurde die 1886 rechts vom 
Eingang angebrachte Aufseherhütte durch ein ſchmuckes Häuschen ersetzt '). ~ 
Man fragt oft nach der Grenze des menschlichen Leb ens alt ers 
und greift wohl schätzungsweise etwas zu hoch. In Ländern auf niederer 
Kulturstufe mit einfachen Lebensbedingungen finden sich ja, wenn den 
Zeitungen zu trauen iſt, hie und da Patriarchen von 120 und mehr 
Jahren. Anderseits bilden die Hochbetagten, wie auch die Statiſtik 
ausweist, einen verhältnismäßig großen Bruchteil der Bevölkerung in 
7) Ein großer Plan des Friedhofs in 1: 100, von Geometer Joh. Jak. Heck 
1841-1844 aufgenommen, zeigt 14 oder eigentlich 13 Abteilungen mit Schichten und 
6—7000 fortlaufenden Ordnungsnummern; außer den Begräbnisjahren sind Familien- 
namen eingeschrieben. Auf Grund dieser Aufnahme, die mir von der Friedhofverwal- 
tung bereitwillig zur Benüzung überlassen wurde, iſt mein kleiner Plan, eine Auslese 
enthaltend, hergestellt. 
    
 
	        
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