Full text: Der Hoppenlau-Friedhof in Stuttgart

  
  
  
  
Ländern mit günstigen klimatiſchen Verhältnissen; in Italien und Frank- 
reich sind bis in die hohen Schichten der Gesellſchaft hinauf, unter den 
Kulturträgern, Hundertjährige bekannt, z. B. der Lebenskünstler Lodovico 
Cornaro, Tizian, Fontenelle, Chevreul. Der Deutsche, unter rauherem 
Himmel, bei härterer Arbeit, iſt weniger langlebig °?). Die Durchforſchung 
des Hoppenlaufriedhofs und seiner Totenliſten ergibt, daß Angehörige 
der gebildeten Stände, die ihr neuntes Jahrzehnt überdauert haben, bei 
uns überhaupt höchſt selten vorkommen ?"). 
In neueſter Zeit sind ein paar Einwohner von Stuttgart über 
100 Jahre alt geworden. Bis 1880 habe ich solche Fälle nicht fest-: 
ſtellen können. Die seit Menſchengedenken älteſten Stuttgarter haben 
allerdings beide das 97. Lebensjahr vollendet: der eine iſt der General 
Georg Bernhard Bilfing er, f 1825, deſſen Lebenskraft Gustav Schwab 
noch ein Jahr vorher zu bewundern Gelegenheit hatte !?); den andern, 
8) Im Deutschen Reiche gab es nach der Volkszählung von 1900 unter 55 Mil- 
lionen Einwohnern nur 78 über 100 Jahre alte; in Frankreich dagegen unter 40 Mil- 
lionen 2183. 
9) Amtliche Aufzeichnungen über den Hopp enlaufried hoo f: 1. Verzeichnis 
der Inhaber von Grabſteinen und Familiengräbern 1800 ~1841, als Auszug aus den 
Büchern der Armenkastenpflege angefertigt; 2. die eigentlichen Totenlisten, 1841 bis 
1880, ein alphabetiſch nach den Anfangsbuchstaben der Familiennamen angelegtes 
Hauptbuch; worin etwa 20 000 Verstorbene aufgeführt sind. 
Während Siebziger faſt in jeder größeren Familie zu finden sind, bildet ein 
Achtzigjährig er ſchon eine Ausnahme; ich habe mir die Mühe genommen, dem 
Hauptbuch für den Hoppenlaufriedhof die folgende Statistik abzugewinnen : 
In den |80J. alt | 81-85 | 86-90 | 91-95 | 80-95 zuſammen | Über- 
Jahren | | haupt 
jſm. w. | m. w. [ m. w. [ m. w. | m. w. ca. 
  
1841-45 | 4 6 22 24 | 9 
1866-60 | 9 11 | 20 36| 5 7 
1851-55 | 5 10 25 40 |) 8 9| 
1856-60 | 14 11 | 27 36 | 7 11 | 
9 
4 
6 
1 | ss + 40 – 7s || 2550 | 2,9 
4 | 43 + 68 = 101 || 2750 | 3,7 
s | 388 + 62 - 100 |) 2700 | 8,7 
9 
ry 
40 Jahren 
1 1 | 49 + 69 = 108 || 2750 | 3,9 
1861-65 | 10 12 26 31 | 10 | ~ 4 | 45 + 67 = 102 | 2650 | 8,8 
1866-70 | 6 17 21 18 | 161,4 2| 35:40 b2 87 ||) 2800 | 3,1 
1871-75 | 7. 15 | 20 87 | 1. | 2 2| 85 +. 55 =. 90 | 2800 | 3.23 
18376 :80 |. : +| > b] 1 . 1|+ +| .6 +. s- 18| . 7s [460 
In ſ|55 gs2 |175 217| 49 78 | 7 17 | 286 + 889 - 675 | 
| I 
10) Vgl. den Aufsat, „Meine Sammlunz alter Leute" im Morgenblatt 1828, neu 
herausgegeben in G. Schwabs Kleinen proſaiſchen Schriften 1882 ; dazu O. Schanzen- 
bachs, Artikel im Neuen Tagblatt Nr. 107 vom 10. Mai 1894. – Biographisches 
Material in weiterem Umfang bei €. v. Georgii-Georgenau, Biogr.-geneal. Blätter, 
  
  
  
 
	        
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