Bis ins >8. Jahrhundert -M
8 m breiter, ebenso tiefer Graben, über welchen Zugbrücken ju den Eingängen führten. 6r wurde
vom Defenbach gespeist und war belebt durch fische und ödaffervögel aller Hrt für den Gebrauch
des f)ofes; im östlichen, schon früher trocken gelegten Ceil hielt Herzog Ulrich Löwen und
Bären. Die Huffüllung der Gräben erfolgte im Jahr 1775. Der damalige Schloß- (jetzt Schiller-)
dlatz war mit Häusern besetzt. Erft Herzog Ludwig legte ihn durch Hbbruch derselben frei
und schmückte ihn mit einem Kunstbrunnen. Zur Kanzlei führte ein bedeckter Gang vom Schloß
über den Graben.
Lieber die frühere Einrichtung des Hlten Schlosses, das jetzt Wohnungen für hohe und
niedere Hofbeamte, Kanzleien und Vorratsräume, sowie neueftens das Hrmeemufeum enthält,
erfahren wir, daß über der Dürnitj die „uralten Zimmer der Vorfahren“ lagen; zunächst die
„Ritterstube“, wo die höheren Beamten und Hofdiener speisten, wo die Räte und die ständischen
Hbordnungen Vortrag hielten, bei dem fleißigen Herzog Christoph oft schon um fünf Uhr
Morgens, und von wo viele fürstliche Entscheidungen ausgingen. Lieber der Ritterftube und
den dazu gehörigen Gemächern befand sich „das frauenzimmer, Stuben und Kammern gar heim
lich und still, da pflegt man zu sticken, zu wirken und zu nähen“, — im nordöstlichen flügel
ein zu feftlichkeiten bestimmter Canjfaal.
Jm Lustgarten errichtete Herzog Christoph 1555 das sogen. „Hltc Lu st haus“, ein läng
liches ziemlich schmuckloses Viereck mit erkerartigen Ecktürmen und einem Creppenturm an einer
Langseite, welschen Kaminen und einem metallenen Wasserwerk. Ursprünglich für Hoffeste be
stimmt, erhielt es später in seinem niedrigen unteren Stockwerk das alchymistische Laboratorium
Herzog friedrichs I., im oberen einen großen Saal mit reichgetäferter Holzdecke, in dem die
herzogliche „Runftkammer“ aufgestellt war. — Von der 1560 in der Königstraße erbauten
Wohnung für den Erbprinzen kam nur das Erdgeschoß zur Husführung und hieß darum „der
Stock“, ein Dame, der sich auf das jetzt an feiner Stelle stehende Kanzleigebäude vererbt hat.
— Jm Jahr 1566 ließ Herzog Christoph die von feinem Vater errichtete Hlte Kanzlei (f. o.)
größtenteils erneuern und erweitern: von diesem Umbau rühren die schönen Detjgewölbe der
Vorräume im Jnnern her.
Die Krone der Schöpfungen der Renaissance in Württemberg, eine der edelsten in den
deutschen Landen überhaupt, war das von Christophs Dachfolger, dem kunstsinnigen Rerzog
Ludwig (1568—53) durch Georg Beer 1584—93 erbaute „Reue Cufthaus". Ein Rechteck
von 68 m Länge und 30 m Breite, aus weißen Quadern, mit Rundtürmen an den Ecken,
enthielt es im Erdgeschoß eine einzige Halle, deren Detzgewölbe auf 27 stämmigen kannelierten
Säulen ruhte. Jn drei quadratischen, in den fußboden vertieften Wasserbecken spielten Brunnen
und Wasserkünste. Bußen liefen um diese Halle kreuzgewölbte Säulengänge, welche einen mit
einer Brüstung versehenen Umgang trugen. Zu ihm führten in der Mitte der Langseiten Frei
treppen empor. Ueber diesen erhoben sich Vorbauten mit Mufikzimmern. Das obere Stockwerk
nahm ein mächtiger, von einem kunstreichen Connengewölbe überspannter Saal ein, dessen
Malereien Wendel Dietterlein von Straßburg und andere Meister schufen. Einen hervorragenden
Schmuck jener Säulengänge bildeten die auf den Gewölbekonsolen aufsitzenden bemalten Brust
bilder des Herzogs und seiner beiden Gemahlinnen, sowie der 62 Hhnen des württembergifchen
Hauses. Die baulichen formen, in denen Dachklänge der noch nicht völlig überwundenen Gotik
zu verspüren waren, und nicht minder die bildnerische Zier zeugten ebenso von der reichen Er
findungsgabe , wie von dem Schönheitsgefühl des geistvollen Meisters, der fein eigenes Bild,
mit Richtscheit und Zirkel, an einem der Giebel anbrachte. — 1758 richtete Herzog Karl das
Lusthaus für die Qper ein, doch mit Schonung seines Heußeren, 1811 unter König Friedrich
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