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Tom 16. bis ins 19. Jahrhundert 4#
lebte. König friedrieb war selbst nicht ohne Kunstsinn. Cr liebte insbesondere das Cbeater,
in welchem er die durch Döbelin, Kleberling und Madame fosetta gut vertretene heitere Gattung
bevorzugte, aber auch für das ernste Spiel und die Musik trotz der Ungunst der Zeiten mehr
tat als feine nächsten Vorgänger. Mährend Mallenstein 1799/1800 aus furcht vor den Kaiser
lichen nicht aufgeführt wurde, füllte 1802 Maria Stuart das Cbeater und im September 1803 bittet
die Direktion Schiller durch seinen Jugendfreund Haug um Zusendung des abgekürzten Don Carlos
und des Parasiten. Hervorragende Hufführungen des Cell, deren Kosten die Jntendanj zuerst
scheute, „weil sie wohl schwerlich für ein undankbareres Publikum als das von Stuttgart
gemacht werden könnten“, fanden im Herbst 1805 statt. 3m Heldensach glänzte Eßlair, als
Sänger taten sich hervor Krebs, Cöhle, Häser, im Orchester Konradin Kreutzer, Krüger, die
Brüder Schunke. (Karl Maria v. Kleber, 1807—10 in Stuttgart als Sekretär des Herzogs Louis,
war in dieser Zeit für seinen musikalischen Berus fast verloren.) Gespielt wurde viermal in der
Kdoche von 5 bis gegen 8 Chr, sodaß man Sommers nach dem Cbeater noch promenierte, im
Klinter aber sich mit der Laterne abholen oder von einer der zahlreich harrenden Mietspersonen
sich heimleuchten ließ. Den Oberherrn des Cbeaters bezeichnet es, daß er den Beifall sich vorbe
halten hatte und niemand wagen durfte, ein Zeichen von sich z» geben, ehe Serenissimus in die
Hände klatschte.
Qebrigens hat König friedrieb auch für die bildende Kunst manches getan, die Errichtung
einer Kunstschule wiederholt erwogen. Cr hat den Kupferstecher Müller seinem Heimatland er
halten, Scbeffauers Calent für das Relief erkannt und beschäftigt, Dannecker „an Stelle dekora
tiver Hrbeiten, die nur mit Büstenbestellungen wechselten, Hufträge erteilt, die seiner würdig
waren“; er hat die Maler Schick, Hetsch, Steinkopf, Seele u. a. gefördert. Der Kronprinz
erwarb in Paris Gipsabgüsse antiker Merke nach Danneikers Huswabl, die dann in den Besitz
des Staates übergingen und 1811 im Danneckerschen Htelier aufgestellt wurden.
Dieses 1809 erbaute Haus am Schloßplatz (späteres Cafe Marquardt) vereinigte jahrelang
die geistigen Größen der Hauptstadt und wurde von zahlreichen Gästen, Künstlern und Kunst
freunden aufgesucht. Huch das Hartmann-Reinbecksche Haus an der friedrichsstraße war der
Sammelpunkt einer erlesenen Gesellschaft einheimischer und fremder. 3m Georgischen Garten-
saal an der Büchsenstraße teilte einer Kegelgesellschaft ohnegleichen und weiteren Gästen der aus
wärts berühmt gewordene Scbelling, der den Sommer 1810, um nicht in München z» „ver
sauern oder zu versteinern", in Stuttgart zubrachte, die Grundsätze seiner Philosophie mit „in
Unterredungen, wie die Meisen des Hltertums ;u tun pflegten".
3m übrigen wurde, wie heute noch, das gesellige Bedürfnis wesentlich im Mietshaus und
Zwar im kleineren Kreis, womöglich am „Stammtisch“, befriedigt, für höhere Hnsprüke in
dieser Richtung standen zur Verfügung der König von England und der Petersburger Hof, je mit
Kaffeehaus verbunden, „wo der fremde immer Gesellschaft und Unterhaltung und auch der
Liebhaber des Spiels feine Befriedigung findet“, ferner der Römische Kaiser, welchen Goethe
1797 wegen eines „schlimmen Klanzenabenteuers“ auf der Rückreise mit dem Hdler vertauschte,
das Maidhorn, das Rote und das Grüne Haus, der König von Klürttemberg u. a. Die
gebildeten jungen Leute bevorzugten, wie wir durch Ludwig Uhland wissen, der feit 1812 in
Stuttgart lebte und ein regelmäßig geführtes Cagbucb hinterlassen hat, die kleineren Meinhäuser:
den „Schatten“ des Craiteurs Rudolph in der Bandgasse am Marktplatz, Lastin in der Engen
Straße, den lateinischen Metzger, Hafner Uebelen in der Gartenstraße u. a. Durch übland erfahren
wir auch von Husflügen mit und ohne familie nach Berg, Cannstatt (Sailer), Gaisburg
(Schlößchen), Heslach, Degerloch, Schloß Mirtemberg („lustiges Gelag und Gesang auf der