Full text: Geschichte der Stadt Stuttgart

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<&• Vom 'Jahr 1816 bis zur Gegenwart -i» 
Der Stuttgarter I)of gehörte nicht zu den belebteren. Das Königliche Haus zählte wenig 
Angehörige; außer den zwei Cöchtern aus der Che König Wilhelms mit Katharina: Marie, 
geboren 30. Oktober 1816 (f als Witwe des ßrafen Alfred v. Deipperg 1887) und Sophie, ge 
boren 17. Juni 1818 (f als Königin der Diederlande 1877), die Kinder der zweiten Che mit 
pauline von Württemberg, welche Wilhelm im April 1820 heimgeführt hatte: Katharine, ge 
boren 27. August 1821 H als Witwe des Prinzen Friedrich, Mutter König Wilhelms II, 1898), 
Kronprinz Karl, geboren 6. März 1823, Auguste, geboren 4. Oktober 182b (f als 6attin des 
Prinzen I)errmann von Sachfen-Weimar-Cifenach 1898). Die kinderlose Königinwitwe Mathilde 
(f 1828) residierte in Ludwigsburg, die Mutter der Königin, Herzogin Henriette, in Kircbbeim u. C. 
Die Geschwister des Königs: Katharina, Gemahlin des Exkönigs von Westfalen Jerome, 1783 
bis 183g, und Prinz Paul, 1785—1852, lebten im Ausland, von den Oheimen des Königs: 
Hlexander (f 1833), 6ugen (f 1857), Ferdinand (f 1834), Heinrich (f 1838), Wilhelm (f 1830) 
wohnte keiner in Stuttgart; nur einige ihrer Söhne, wie die Grafen Alexander und Wilhelm» 
wuchsen mit den zwei Söhnen Katharinas aus ihrer ersten, oldenburgifchen 6he und vorüber 
gehend dem Sohne des Jerom eschen Paares Prinz Dapoleon unter König Wilhelms Augen auf. 
Meist bürgerlich prunklos führte er sein mit Vorliebe der Landwirtschaft, insbesondere Pferde 
zucht, sowie dem Militär gewidmetes Leben; ließ sich in den Straßen der Stadt, immer in Zivil 
kleidern, sehen, zu fuß oder die Pferde selber lenkend; nahm gerne von den großen und kleinen 
Vorgängen in Stuttgart Kenntnis und häufig Augenschein, überraschte von Test zu Test durch 
unverkennbare Aeußerung seines ürteils und Millens in den Cagesblättern, lud in früheren 
Jahren öfters weite Kreise zu Hofseiten, Maskenbällen u. drgl. ein , erhielt viele Besuche von 
auswärtigen Fürstlichkeiten; wollte der Residenj 1826, wie später noch einmal 1856, die Landes 
universität zuwenden kurz, war mit seinem Stuttgart recht verwachsen und ist in seiner Art, 
obgleich weniger ausgeschlossen leutselig und allmählich von den Dächsten, der familie sich mehr 
und mehr isolierend, doch ein volksbeliebter Monarch gewesen. Die Bürgerschaft hat darum auch 
die Anlässe zu öffentlicher Kundgebung ihrer Verehrung und Liebe immer gerne benützt, von jenem 
ersten an im Oktober 1819, als der König aus Marschau zurückkam, wo er, in den Lagen der Karls 
bader Beschlüsse, gegen Oesterreich und Preußen einen Rückhalt an dem Schwager von Rußland 
gesucht und nicht gefunden hatte, und von der Geburt und Cause des Kronprinzen 1823, seit 
125 Jahren des ersten Prinzen, der einem Regenten von Württemberg geboren ward, bis zu der 
letzten Heimkehr des greifen Herrn vom Winteraufenthalt im milderen Süden im April 1863. 
eine großartig schönere Regierungsjubelfeier, als Stuttgart und Württemberg für ihren König 
Wilhelm 1841 veranstalteten, hat das 19. Jahrhundert schwerlich gesehen. 
Die Politik drohte freilich mehr als einmal das gute Verhältnis zwischen dem fürsten und 
seiner Residenzstadt empfindlich zu stören. Man freute sich ja des Rufhörens der Kabinettsjustiz 
und Schreiberwirtschaft, pries die gerechte, geordnete Verwaltung, die fürforge des Staatsober 
hauptes für die Bedürfnisse aller Klaffen, war auch wohl stolz darauf, einen der ersten konsti 
tutionellen fürsten Deutschlands, den einzigen, mit dem die Verfassung durch Vertrag zustande 
gekommen, zum König zu haben; sah mit Genugtuung fremde sich einfinden, die „im Muster- 
lande deutscher Freiheit das konstitutionelle Wesen an der Quelle kennen lernen wollten"; fühlte 
sich geschmeichelt, daß des Königs „Manuskript" über ein dreigeteiltes Deutschland so viele Zungen 
und federn in Bewegung setzte. Aber das zahme Verhalten des Landtags von 1820 mit den 
ganz wenigen unabhängigen Männern wie Ludwig übland, das Wegbleiben der Standesherren 
von den Verhandlungen, die Ausstoßung des Volksmannes friedrich List aus der Kammer; 
sodann wiederholte Einschränkungen der Preßfreiheit; die den Großmächten zulieb erfolgte 6nt-
	        

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