58 Christian Doppler.
bietet, als etwa ein grobes Drahtgeflechte dem leisen Hauche
eines Zephyrs, Denn im entgegengesetzten Falle, wo. der
Aether an der Bewegung der Erde theilnimmt, diese ihn also
vor sich her und zur Seite drängt, kurz, wenn man den inner-
halb unserer Erde und unserer Atmosphäre befindlichen Aether
gleichsam für latent oder gebunden ansieht, der als solcher
demnach ‚an der doppelten. Bewegung der Erde theilnimmt:
so entfällt auch jeder Grund für eine Schiefstellung des Fern-
rohrs, da sich ja die bewegte Erde zu dem zugleich mit ihr
bewegten Aether genau in demselben Verhältniss befindet, wie
die ruhende Erde zu dem gleichfalls in Ruhe befindlichen
Medium. — Die beim Objective oder bei der Pupille eindringende
Welle verfolgt daher genau denselben relativen Weg. und trifft
genau auf dieselbe Stelle des Focalraums oder der zetina,
mag sich das Fortpflanzungsmittel der Wellen zugleich mit
leiztern in gleichmässiger Bewegung befinden oder aber in
vollkommener Ruhe. —
Fresnel selbst gesteht (in einem Briefe an Arago in den
Annales de Chimie et de Physique, t. IX. pag. 57 u. 286), dass die
Aberration sich nur dann (nach der neuern Undulationslehre
nämlich) gut erklären lasse, wenn man annimmt, dass der
Aether frei und völlig ungehindert durch die Erde durchströme,
ohne an ihrer fortschreitenden und rotatorischen Bewegung
einen mehr als kaum merklichen Antheil zu nehmen. Jener
ausgezeichnete Gelehrte mochte aber es wohl selber gefühlt
haben; wie widernatürlich' und gewagt eine solche Voraus-
setzung schon zu seiner Zeit jedem Unbefangenen scheinen
musste, da er sich gleichsam selber den Einwurf macht, »dass
ja die ’opake Erde durchsichtig sein müsste, wenn der [753]
Aether in jeder Richtung so „frei, So ganz ungehindert hin-
durchströmen könnte«? Von: zwei entgegengesetzten Seiten
aber gedrängt, neigt er sich endlich dennoch, wiewohl‘ mit
Sichtlichem W iderwillen dieser Annahme zu und glaubt den
sich selber gemachten gewichtigen Einwurf durch die weitere
hypothetische Annahme zu entkräften, dass nämlich Körper,
wie z. B. unsere Erde, wiewohl an und für sich für den Aether
vollkommen durchdringlich, uns nur deshalb opak erscheinen,
weil die Wellen bei ihrem Durchgange:i in eine gewisse (durchaus
nicht näher bestimmte) Discordanz gerathen. Da nun ferner
Fresnel mit dieser neuerlichen Voraussetzung wohl zwar zur
Erklärung der Aberration, nicht aber zu der einer andern eben
so merkwürdigen Erscheinung ausreicht, so. nimmt derselbe im