82 Christian. Doppler.
auf diese Objecte völlig zu vernichten! — Doch so tief
ist mir in dieser Sache der Muth noch nicht gesunken, dass
ich von dem Versuche abstehen sollte, die vorstehenden Be-
hauptungen einer genaueren Erwägung zu unterziehen und auf
ihr richtiges Maass zurückzuführen. — Und sofort möge der
geehrte Leser selber darüber urtheilen, auf welcher Seite das
Mehrere zurückzunehmen ist!
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Herr Dr. Ballot beschuldigt mich, dass ich dem mensch-
lichen Auge eine viel zu grosse Empfindlichkeit für Farben-
unterschiede zutraue, und dass ich mit Unrecht mich diesfalls
auf Herschel’s d. J. Ansicht hierüber, in sofern sich diese aus
dessen Werk über das Licht entnehmen lässt, berufe. Was
zunächst diese Berufung anbelangt, so ist es wirklich sonderbar,
dass Herr Dr. Ballot mich durch eben jene Stelle widerlegen
zu können glaubt, die ich als für meine Ansicht sprechend
anzuführen mich noch immer geneigt fühle. Doch es hiesse
den commentatorischen Geist des Mittelalters wieder herauf-
beschwören, wollte ich bei dieser Art von Rechtfertigung länger
verweilen, als dies unabweislich nöthig ist. Selbst die mög-
lichst kurz gefasste abgedrungene Erläuterung *) sei in die
beifolgende Anmerkung [6] verwiesen. — Von unendlich grösserer
Wichtigkeit für die Haltbarkeit meiner Ansicht ist dagegen, ich
gestehe es selber ein, die in jener Beschuldigung ausgesprochene
Behauptung, dass schon die Annahme von 300000, geschweige
denn erst von‘ 1000000 noch unterscheidbarer Farbenab-
stufungen eine zu weit gehende sei, und ich appellire diesfalls
nicht ohne grosse Zuversicht an das unbefangene Urtheil eines
Jeden, indem ich Nachfolgendes der Erwägung anheimstelle:
*) Das Missverständniss scheint hauptsächlich sich aus dem
Umstande zu erklären, dass Herschel in der That an der erwähnten
Stelle zweierlei Annahmen macht, eine von 1.000 000, die andere
von 300 000. Farbenniüancen. Erstere bezieht sich augenscheinlich
auf die prismatischen, letztere auf die Farben, wie sie an den ver-
schiedenen natürlichen Objecten vorkommen, d. i. auf das reflectirte
Licht. — Ein anderer Grund dieser Meinungsdifferenz liegt in den
abweichenden Uebersetzungen. Bei Schmidt Herschel’s Licht, S. 259,
8 510) ist. die Stelle von Queftelet und Verhulst »ce qui est plus que
suffisant« durch das ungleich schwächere »völlig hinlänglich« ge-
eben. — Auch findet sich bei ersterem noch ein Beisatz, den ich
im Citate des Herrn Ballot vermisse.