1561
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nach solchem hat sich der pot von der Söul selbs gelediget und wider
herein in die stat komen.
Felix Rayser durch den Arnoldt erschossen
M 524b. [33b], Auf freitag adj. 7. marcii» ist der Felix Raiser von
5 Ulm, bi) et zeit besoldter auf zwai pferdt, und sein knecht zü Halden-
wang, dem Herrn Eberharten von Freyburg zügehörig*, in dem Wirts-
a) Auf fr. den 7. m.
herauskamen, folgten sie ihnen bis zum oberen Gottesacker nach und überfielen sie
an der Rennsäule; „daselbs," erzählt Eger, „sies angrisfen und umb gesengknus an
gesprochen, mit fürhaltung der gesponnen püxen, die sich darauf gleich ergeben;
sei der Widemann und Arnoldt abgestanden, die boten gleich gebunden und steen
lassen, volgends das ain velleiß, so der Pot selbs lesen muessen, ime, Eger, ufs sein
roß geben, darnach die beede Polen zur Säulenhinzugefuert und angebunden, und
hab der Arnold ime, Eger, sein roßzügel abgeschnitten und zum anpinden der polen
gebraucht; darnach hab der Widemann das roß, so noch mit zweien pulgen beladen
gewest, beim zügl gefaßt und damit dahin geritten." Sie ritten wie Frettwein <s. oben
S. 68, Anm.3) nach Westendorf, dem Wohnsitze Egers, wobei es sich zutrug, daß dem
Arnold „die püx losgangen ... und er sich durch ain fueß geschossen". In Westendorf
stiegen sie nicht in Egers Haus ab „des Weibs wegen", das von der Sache nichts
wissen durfte, sondern versteckten die Beute in einem Fischkasten, aus dem sie diese
dann auf einer „Mistbere" in das Haus des Christoph Wexler (f. über ihn oben S. 68,
Anm. 3) verbrachten. Das Roß des Boten wurde getötet und in eine Grube geworfen.
Dann trennten sich die drei, und Eger brach beiWexler das Felleisen und die Bulgen
aus, um den Inhalt „zu besehen". Es kam eine größere Summe in Gold, dann etwa
1800 Taler, die man „ungezählt" ließ, goldene Ringe, mehrere Beutelchen mit kost
baren Perlen und anderen „kleinen Dinglach" zum Vorschein. Wexler erhielt ein
Trinkgeld von zehn Talern, ebenso sein Weib, die Tochter acht Taler. Als sich dann
Eger auf der Bank niederlegte, um sich in tiefem Schlafe von seinen Anstrengungen
zu erholen, stahl ihm Wexler aus dem offen daliegenden Talersack 400 Stück und
vergrub sie unter dem Boden einer Kammer. Beim Wegreiten nahm Eger das in
ein Facinetlein geborgene Gold und die Ringe mit sich, während er die Taler und
die Perlen beiWexler zurückließ, damit dieser sie dem Widemann, wenn er darnach
frage, aushändige. Widemann ließ auch nicht lange auf sich warten, nahm das Geld
und die Perlen in Empfang und machte sich auf nach Burgheim bei Neuburg an der
Donau, wo am 26. und 27. Februar im Hause Arnolds die Teilung der Beute statt
fand. Da Widemann dem Talersack, den ja Wexler schon „geschröpft" hatte, unter
wegs noch 300 Taler entnommen hatte, um „einen Voraus" zu haben, gestaltete sich
für die anderen der Ertrag des Beutezuges geringer, als man nach dem ersten Über
schlag erwartet hatte, so daß sich die Teilenden mit heftigen Vorwürfen des Betrugs
und der Unterschlagung gegenseitig überschütteten. Jeder erhielt etwa 100 Dukaten,
130 Kronen und 300 Taler. Die vorgefundenen Kaufmannsbriefe wurden verbrannt,
die Perlen und Ringe an verschiedene Weiber verschenkt (Egers Urgicht vom 26. März
1561).
1. Haldenwang bei Burgau.—Eberhard vonFreyberg, damals Augsburger Land
vogt, scheint sich bei der ganzen Sache so „eigen" benommen zu haben, daß der Augs
burger Rat seinen Rücktritt wegen „Leibs-Ünvermöglichkeit" veranlaßte, worauf der
Ritter Johann von Rechberg von Hohenrechberg zu Türkheim an seine Stelle gesetzt
wurde. Kaiser Ferdinand belehnte letzteren ää. Wien, 30. April 1561 mit dem Blut
bann (Urk. im Reichsarchiv München; s.auch Gasser unter 1561). — Er trat auch