Full text: Augsburg, Bd. 8 (1928 / 33)

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Diarium Paul Hektar Mails von 1560—1563 
haus von dem Laux Arnold von Neuburg und seinen zugewandten 
gesellen erschossen worden*. der Raiser hat den Arnold und seinen 
knecht gefängklichen annemen und alher in die stat bringen sollen 
aus bevelch aines e. rats. aber der Arnoldt, sein knecht, der Jacob 
Widenman, fendrich, und sein gesell 2 seind alle vier zu fueß dar-» 
von entrunnen und haben ire. pferdt zü Haldenwang im Wirts 
haus steen lassen. 
wie seine Borgänger, in ein Dienstverhältnis zu den Augsburgern als „Reisiger" 
und erscheint als solcher in denBaurechnungenvom l. April1561 an. Zunächst diente 
er auf fünf Jahre mit sechs Pferden, wofür er jährlich 300 Gulden in Gold erhielt. 
1. Diese Darstellung ist nicht richtig; die beiden Reisigen wurden nicht von 
Arnold, sondern von Jakob Widemann und dessen Knecht Adam Peucker von Erbach 
erschossen. — Jakob Widemann, der Sohn eines Wirtes von Haldenwang, war wäh 
rend des schmalkaldischen Kriegs Kriegsmann geworden, hatte in den Niederlanden 
unter Lazarus von Schwendy, in Neapel unter dem Grafen Albrecht von Lodron, 
in Frankreich als Fähnrich unter Joh. von Absperg gedient und in den herrenlosen 
Zwischenzeiten, von seinem Weibe getrennt, in Augsburg, Ulm und Nördlingen ge 
lebt. Er war seit 1559 wieder ohne Herren und zog nun von Ort zu Ort, um eine 
neue Bestallung zu finden. In seinem äußeren Auftreten war er ungemein „stattlich 
und prächtig", ging in Samt und Seide, war trefflich beritten, trug eine. goldene 
Kette im Wert von hundert Kronen und ein reich mit Silber beschlagenes Schwert. 
Wenn ihm das Geld ausging, machte er sich an vornehme Herren und reiche Bürger 
heran, um sie zum Spielen zu veranlassen und ihnen mit „abgeschliffenen Würfeln" 
und gezeichneten Karten große Summen abzugewinnen. Mit Straßenräuberei 
scheint er sich bis zu seiner Beteiligung an der „Nahm" vom 22. Februar nicht befaßt 
zu haben. Nach derTeilung der Beute am 27. Februar <s. oben S. 86, Anm.4) begab 
er sich nach Höchstett und von da nach Haldenwang, wo er sich nebst seinem Knecht 
im Hause seines Vaters gütlich tun wollte, aber sofort von Felix Raiser, der auf 
einer Streife nach ihm suchte, ausgekundschaftet wurde. Als Widemann abends sich 
bereits zum Niederlegen zurecht gemacht und nur mehr Hemd und Hose am Leibe 
hatte, trat plötzlich Felix Raiser, dessen Knecht und eine Schar von ihnen aufgebotener, 
mit Spießen bewaffneter Bauern in die Stube, um ihn festzunehmen. Widemann 
griff nach seiner Büchse, fragte, was man von ihm wolle, schoß, ohne eine Antwort 
abzuwarten, Raiser nieder und gab gleichzeitig seinem Knecht den Befehl, auf den 
Begleiter Raisers anzulegen, was dieser auch tat. Die erschrockenen Bauern stoben 
auseinander, Widemann bemächtigte sich seines auf der Bank liegenden Geldsackes, 
floh ohne Kleider mit seinem Knecht zu Fuß davon und hatte das Glück zu ent 
kommen (Urgicht Widemanns vom 1. Dezember 1561). — Der Mutter des erschossenen 
Raiser, der erst seit dem 4. Juni 1560 im Dienste der Augsburger war, wurde vom 
Rate eine „Verehrung" von 42 Gulden zugestellt, an die „Erben" desselben im 
ganzen 142 Gulden bezahlt.— Was die Persönlichkeit des erschossenen Raiser be 
trifft, so ist noch zu erinnern an einen Aufsatz Luitpold Brunners, Die Flucht der 
verwitweten Truchsessin Maria von Waldburg, gebornen Gräfin von Ottingen, aus 
der Haft im Schlosse Zeit im Jahre 1539 (Z. S. N., I, Jahrg. 1874), wo S. 103 aus 
der Zimmerischen Chronik mitgeteilt wird, daß sich die Truchsessin standeswidrig 
„wenig jare vor irem absterben", das bald in das Jahr 1555, bald 1557 gesetzt wird, 
„einen Schreiber" namens Raiser genommen, der „hernach zu Haldenwang im 
würtshaus sampt seinem knecht erschossen worden". Somit wäre, wenn es mit 
dieser Geschichte seine Richtigkeit hat, unser Raiser der unebenbürtige Gemahl der 
Truchsessin gewesen. Doch nennt ihn die Zimmerische Chronik mit Taufnamen 
„Jeremias"; auch war er, wie man sieht, kein „Schreiber". 
2. Adam Peucker.
	        
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