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de Pisa, de Napoli', steet auch ires lebens halben gantz sorglich mit
inen, der cardinal Vitteli^ Wirt auch bezüchtiget.
zü kommen gedecht. nach solchem hat er feder und dinten begert und 2 brief ge-
schriben, einen seinem son, dessen abschlifft hiebei sfehlts, den andern an die grävin
von Nolla, meins Wissens seiner tochter, darinn er ir etlichs gelts halben, so er ir
durch einen nuncium, als aus bevelch bapsts Julii 111., (bet doch davon kein wissen
gehabt, vil weniger einichen bevelch gegeben), schencken lassen, das gewissen be
schwert. als er nun die brief geschriben, hat er ein christliche, schöne vermanung an
seinen vettern, den graven von Aliphe, und den Leonardo gethan, welche, ob sie
wol erstlich keck und unerschrocken genueg gewesen, sich doch setz, als es ans treffen
gehen wollen, etwas entsetzt.
Nach solchem allen seind sie zü dem turn de Nona gefürt, und als der hertzog
des stocks und axt ansichtig worden, hat er sich hinumb gewendt zü seinen gesellen
und zü inen gesagt: sehet da die zuchtmaister, die uns umb unser fünde willen straffen
werden, und als er sie von neuem widerumb getröst und umbfangen und menigklich
verziehen, auch gebetten, daß man die p. ht. seinthalben umb Jrer ht. benediktion
ersuchen solle, ist er mit standhaftem gemuet in todt gangen, nach ime seind die
andern zween enthaubt worden, welche sich auch, sovil man spüren mögen, ge-
dultigklich in den willen des allmechtigen ergeben, solche execution ist umb die 5. stundt
geschehen und der enthaubten cörper auf die Tyberpruck gestelt worden, alda der
des hertzogen nit lang gebliben, sonder bei S. Celst(?> begraben, der andern zwaier
aber ein lange zeit alda gelassen und letzlich bei S. Johann, da man diejenigen,
so gericht werden, hinzülegen Pflegt, begraben worden.
In derselben nacht ungefehrlich umb 4 uhr ist der Hofsrichter zü dem cardinal
Caraffa ins castell St. Angelo kommen und hat in schlaffend gefunden, als der sich
damals keines sterbens versechen. und als er in aufgeweckt, hat er ime die wider
in ergangene urtel fürgehalten, welcher anders nichts darauff geantwort, dann daß
im laid were, daß er nit mer zeit hette, seine fachen zü ordnen und richtig zü machen,
als man ime nun einen beichtvatter zügeordnet, hat er, sovil man mercken können,
demselben willigklich gebeichtet, seine horas von unser Frauen gebettet, und nach
Verrichtung solches alles denen, so von der justici zü ime geordnet, zugesprochen,
sie sollen nun thuen, was sie befelch hetten. er hat sich wollen anthuen in cardinals
kleidet, welches ime aber nicht gestattet noch auch erlaubt werden wollen, daß er
ein pfaffenpiret aufsetzen mög. bald darnach hat man im ein strick an den hals ge>
morsen, und wiewol derselb sehr starck gewesen, ist er doch am strangulieren ge
brochen, und der Caraffa, dem sie auch eißerne fesseln an die hende geschlagen, halb
todt aufgefaren und geschrien: ,o, ir verretter und böswichter, wollt ir mir der
matter nit abhelfen?' letzlich hat man in mit einem andern sträng gar erdrosselt
und seinen cörpl durch die scherzen in Unser Frawen Kirchen Transtevere ge-
nandt, getragen und daselbst begraben lassen, ditz ist obgemelter Herrn ende gewesen,
ein exempel menschlichs jammers und elends. — Nach der zeit ist der cardinal Caraffa
wider ausgegraben und von 4 München in die kirchen alla Minerva getragen und
daselbst zur erden bestettet worden."
1. Obiger Bericht S. 39a: „Im gefengknus sind blitzen die cardinäl von Napoli
(Alfonso Carafa), Jnnocenzo Del Monte und Pisa (Scipeone Rebiba), und wurdet
dafür gehalten, daß irer übel werde gewartet werden; sonderlich aber dem Cardinal
von Pisa, der, wie man fürcht, mit dem leben schwerlich davon kommen wirdet." —
Tonina, I. c., S. 642: „Del card. di Napoli si spera universalmente poco bene,
ma di Pisa si tiene da tutti del sciuro pessimo fine. Di Monte non si sa quello
ch’habbia seguire, ma non se ne spera anco bene alcuno.“ — Kardinal Alfonso
wurde am 4. April aus der Hast entlassen, Jnnocenzo Del Monte im Herbst mit
einer Geldstrafe und Verbannung nach Tivoli, Rebiba erlangte seine Freiheit erst
am 31. Januar 1562. Pastor S. 137, 138.
2. Daß auch Kardinal Vitelli in Gefahr gestanden, wird sonst nirgend erwähnt.