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Diarium Paul Hektar Mails von 1560—1563
Ain kind ertrinckt
M 558b. Am dornstag adj. 9. april ist ain kind in dem Lech ertruncken
und bei der Schleifmül gefunden worden.
Nota: dis kind ist ains ferbers son gewesen, ist im Lech bei dem
Schlachthaus* gefunden worden».
*Mörder gericht
M 557». Am sambstag adj. 11. aprilis hat man denv mallergesellen,
der die pfaffenkellerin am montag adj. 30. marcii erstochen hat, ent
hauptet^. ist gantz christenlich abgeschaiden, und hat in stendlingen
enthaupt
»> gesunden worden, ist aines ferbers son gewesen, b) den bemelten. c) gericht.
1. Schlachthaus „über den Lechbächen", erbaut 1548.
2. S. oben S. 152. — Sein Urteil im Strafbuch, 11. April 1562: „Endris Arniß
vonB abstorf hat ain Weibsperson, so im selbander mit ainem liecht begegnet, auf freier,
kay. und diser stat reichsstraß on alle ursach angewendt, sie bei dem har im kat umb-
getzogen, auch hernach alsbald gar erstochen und umbgebracht, derhalb ain e. rate
auf hoch beschehen sürbitt aus gnaden mit urtl zu recht erkannt, daß er mit dem
schwelt vom leben zum todt gericht werden solle." Bl. 60 a. — Unter den „Fürbittern
befanden sich auch: „Maister, vorgehende-und gesöllen des malerhandwercks in
Augspurg", die in einer längeren Eingabe den Herzog Albrecht von Bayern baten,
sich für „den armen Menschen" beim Rate von Augsburg verwenden zu wollen. Sie
führen unter anderem darin an: Die Magd hat „in mit eherenruerigen wordten
heftigklichen angetast, dermaßen daß auf röd und widerröd bebe thail sich den zorn
übergehen lassen und mitainander zu ringen komen, bis lestlichen er, Endres, aus
unbesindter unbetrachtsamkait sie, die magt, verlötzt und an solcher Verwundung sie
hernacher gestorben, weil er dann in seiner jugendt, so sich über zwaiundzwanzig jar
nicht erströckt, uns ob sül jar und tagen anhero als ain rödlicher, aufrechter junger
gesöll erkandt und bekandt, daß er ain kind außerthalb diß falls nicht hette belaidigt,
sonder eingezogen und jedermenigclich lieb, auch seines malerhandwercks wol geübet
und erkundiget gewesen: so ist gleichfalls ain ehrliche, frume jungkfrau erbarer
gepurdt und herkomens, Wesens, würden und Wandels und ehrlichen leuten ver
wandt, darfür wir alle gut sein wällen, vor der Hand, weliche seiner zü eheren und
der ehe in züchten begert. — Wiewol, genediger fürst und Herr, die gethadt nicht
widergebracht, aber durch angerögtes mittel anteactae vitae genedigclichen verschont
und angesehen werden mag, daß der abgeleibten freundtschaft seiner entlödigung
auch nicht heftig — aus sonderlichem mitleiden — zuwider ist: demnach so gelangt
an E. f. gn. unser höchst, underthenig, arm bitt, E. s. gn. geruhen umb barmhertzig-
kait des allerhöchsten Gottes willen an unsere genedige und gebietende Herren, amen
ersamen rat der stat Augspurg, genedige fürschrift uns zur fristung seines lebens,
und daß er, Endres, eherengedachter jungksrau am leben unverlötzt zu irem ehelichen
Wirt geschenckt werde, mit fürstlich angeborner milde unverzüglichen— (fein rechttag
ist am samstag)—mitzuthailen". Wirklich erging von der Kanzlei des Herzogs in
dessen Namen ein Schreiben an den Rat, in welchem ein gutes Wort für den Ge
fangenen eingelegt wurde, doch fand es keine Berücksichtigung. Der Rat stellte in
seiner Antwort vom 11. April zunächst den gerichtlich erhobenen Tatbestand fest
und fährt dann fort: Wir hetten Ursach gehabt, Arnis als Mörder zu bestrasen,
zumal sich derartige Fälle in letzter Zeit häufen. So ist „erst den 5. deß ain vatter