1662
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Herr Walther von Hürnhaim, thumbherr, wie sein knecht
mit ime gehandelt
M 558b. Am 8. aprilis, als Herr Walther von Hirnhaim, thumbherr
zü Aichstett*, von Jngolstatt widerumb gen Aichstett reiten wollen,
s dann er etliche tag bei seinem brüder, der zü Jngolstatt studiert, ge
wesen^, hat im seiner Vetter ainer seinen knecht», der mit inen gen
Aichstett reiten sollen, zugeben.
Wie sie nun mitainander geritten, hat der thumbherr zü seinem
brüdern gesagt: reit vor anhin, der unflat, der knecht, ist aller truncken,
io dann sich der knecht darvor voll wein hat gedruncken.
Wie aber der knecht solches gehört, hat er sein gesponnen büchs
gezuckt und auf den Herren abgeschossen, hat doch seiner versält. wie
der Herr solches gesechen, hat er auch zur wör griffen, doch ist ime der
knecht vorkumen, sein schwert gezuckt und den Herren gestochen, daß
is er vom Pferd gevallen und gestorben^.
Als nun des Herren bruder den schuß gehört, ist er seinem brüder
zugeritten, wie er in aber also u todter ligend gesechen, sein schwerdt
gezuckt, dem knecht zugeeilt und das schwert durch den knecht gestochen,
gleichwol der knecht, wie er ist gestochen worden, sein schwert auch
2v ziechen und sich villeicht wären wöllen. da hat des thumbherren brüder
sein büchs gezuckt und den knecht darmit so hart zum köpf geschlagen,
»> hat im sein Vetter sein knecht. b) „also" sehlt.
von seinem stiefson in seiner behausung (s. oben S. 153) und dann den 8. hernach
ainer unserer burger aus hilf und anschisftung seines weibs durch ainen schuchmacher
gesellen in seiner aigen schlafkamer jemerlich erstochen und ermördt worden" <s. oben
S. 153). Wir haben dem Arnis daher auf Eure Fürbitte heute das schwert ertailt".
(Unter den Urkunden der Reichsstadt Augsburg im Hauptstaatsarchiv zu München.)
Eingelegt ist ein Zettel mit den Worten: „Unsers gnedigen fürsten und Herrn
bevelch ist, daß fürohin in solchen fachen, davon diß geschriben, on vorwissen und
bewilligen Jrer s. gn. kam fürschrift mer ausgegeben werde." Act. 15. April 1562.)
1. Walther von Hürnheim war nach den Aufschwörbüchern Nr. 2 und Nr. 11
im Hauptstaatsarchiv zu München der Sohn des Walter von Hürnheim (Mutter des
selben: Agnes von Ehingen) und der Cordula vom Stain (Mutter derselben:Barbara
von Rechberg). Er war Domherr von Augsburg (1551) und Eichstett.
2. Rotmar-Engerd-Mederer, Annaies Ingolstad. Academiae, Bd.I (Ingol
stadt 1782), führt unter den 1555 an der Hochschule immatrikulierten Adeligen aus:
Walther de Hirnheim, Can. Eichst, et Aug. und Johann de Hirnheim—wohl den
im Text genannten Bruder Walthers.
3. Bei den im Aufschwörbuch Nr. 11 über Walther von Hirnheim, Bl. 285a
gemachten Bemerkungen heißt es am Schluß: „Am 8. April 1562, jüngst verschinen
mitwoch, im veldt erschossen." — Es ist merkwürdig, daß Mederer, der doch sonst
über das Ende ansehnlicherer Persönlichkeiten aus der von ihm erwähnten Studenten-
schaft und dem Lehrerkollegium zu berichten pflegt, über diesen tragischen Ausgang
des Domherrn nichts sagt.