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*Jm april gestorbene
Item in der testen wuchen dises monats aprilis seind alhie 50 alte
und junge Personen gestorben*.
Groß Wetter und Hagel
s M 560b. Am mittwuchen adj. 6. maii->, am auffart aubent, hat es in
der nacht angefangen sehr und fast zu regnen, und hat auch den gantzen
tag über geregnet, bil und schwer blatzregen gethaun. ist darzü zimlich
kalt gewesen.
Und umb 3 uhr hat sich ain groß weter erhept mit bil donner und
io blitzen und ainem regen, und sobald dis Wetter aufgehört, hat sich bon-
stuudau ain anders erhept, und haben dise Wetter bei 3 stunden gewert.
Es hat auch bei Westendorf, Norendorf? und im Bahrland bei
ThierhauptenO sehr gehaglet, daß man bis auf die knie in den stainen
ist gangen, der Hagel hat auch bil schaden gethan.
a> Am Mitwochen den 6. maii.
Sonntag nach der Predigt vom Turm herabgeworfenen Brief vermeldet, sie „sol ime
iren sone für den thuren schicken und diß warzaichen geben:„vötter, ain Pfannen!",
dabei woll er in kennen und ime ain brieflen hinab werfen und ir darin anzaigen,
was seine schulden seiend, und was inen von nötten zu wissen sei. disen brisf hab er
vom thuren herab geworfen, daraus am selben sonntag umb 9 uren uff die nacht
sei der son komen und geschrieen: „vötter, ain Pfannen!", wölches er wol gehört,
aber doch das ander brieflen nit hinab geworfen und sichs anders besonnen, ine
auch gerauen, daß er das erste hinab geworfen gehabt, dises ander brieflein hab
der statvogt genomen samt anderm, was er uff dem thurn gehabt, und sei darin
geschriben gewest, was sein vermögen, was er schuldig sei, item, daß sie ime mit
fürbitten gegen meinen Herrn zuhils komen und für ine bitten wollen, ob er der
fengknus entledigt werden möchte, und anders dergleichen rc.... Sei aber alles
in des statvogts henden, alle brieslen, die er doben geschriben; dann er so beteubt
und schier halben in seinem haubt entrütt worden, daß er aus großer schwermut
und betruebnus dise brieflen geschriben, ob ime doch mit der zeit geholfen möcht
werden, daß er nit sein leben lang gefangen sein mießte." — Weiter gesteht er, er
habe in dem ersten Brieflein seiner Schwester geschrieben, „sie soll ime ein Heftfaden
in aim mueß schicken und darnach ain stemb- und ain Hebeisen, auch ain schnitzer,
die er an poden hinauf ziehen köndte; damit verhoffete er, sich ledig zü machen, das
doch nit sein hett können, wann er dise stück schon alle gehabt hette". Ferner sagt
Tochtermann aus: Er habe bisher „anderst kaine pracktiken gemacht, als vom stuel
oder sitz hab er ain lid, ain eisnes pendlen, bei 3neglin lang, mit seinempetschierring
ausgezwungen und abbrachen; mit demselben er ain löchlen in das plech vor dem
venster geport, daß er ain wenig dadurch hinaussehen können". — „Bitt umb Gottes
und des jüngsten gerichts willen umb gnad und barmherzigkait, dann er je über
alle maßen schwermuetig und betruebt sei." <Urgichten-Sammlung.)
1. Beginn der Pest, die damals allenthalben um sich griff. Stetten S. 550.
2. Westen- und Nordendorf Dörfer ungefähr halbwegs zwischen Augsburg
und Donauwörth, in denen Augsburger Bürger begütert waren.
3. Kloster Thierhaupten im Amtsgericht Rain.