Full text: Augsburg, Bd. 8 (1928 / 33)

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Einleitung 
kurzerhand, Schieß habe „sein geschriben Chronica auf die Cantzley zu 
liefern" 4 . Dort wurde sie von einem hierzu „Verordneten" durch 
gesehen und für so gefährlich gehalten, daß der Rat nicht nur die 
Erlaubnis zum Drucke verweigerte, sondern sie sogar zurückbehielt. 
Als Pflaster für die Wunde, die den: Autor damit geschlagen wurde, 
erhielt dieser nach ziemlich langer Zeit — erst am 27. Oktober 1589 — 
auf Anweisung des Rates vom städtischen Baumeisteramt eine „Ver 
ehrung" von 60 Gulden 2 . Das war, da ja die Herstellung des Werkes 
mit verschiedenen Kosten verbunden gewesen, eine nicht gerade splen 
dide Abfindung, an der der „Bedachte" um so weniger Freude haben 
konnte, als ihm damit auch jede Aussicht, irgendeine andere seiner 
Chroniken in den Druck zu bringen, abgeschnitten wurde. Im übrigen 
verfuhr der Rat bekanntlich auch mit der Gasserschen Chronik nicht 
anders. Auch diese hielt er vom Druck fern, und als 1593 doch damit 
begonnen worden war, erwirkte er dessen Einstellung 2 . 
Daß Schieß seine Chronik zum weitaus größten Teil aus anderen, 
erst vor kurzem entstandenen Chroniken geschöpft, hat er, um ihren 
Wert nicht herabzusetzen, in seinem Gesuch an den Rat nicht gesagt. 
Was er in den Fortsetzungen zu Chronik2 beigebracht, sind, wie 
schon erwähnt, meist nur zufällig erhaschte Neuigkeiten ohne besonderen 
Wert und Schriftstücke, die ihm durch seinen Beruf als Schreiber zur 
Hand gekommen. Immerhin erwies sich die vom Rate unter Ver 
schluß genommene Chronik als ein nützliches historisches Nachschlag 
buch, das mit der Zeit fast „kanonisches Ansehen" gewann. Wie sehr 
man es schätzte, zeigt der Umstand, daß man amtlich ein ausführliches 
alphabetisches Register der in ihm verzeichneten Begebenheiten an 
legen ließ, das noch jetzt im Augsburger Stadtarchiv vorhanden ist 4 . 
Die anderen Chroniken Schieß' erfreuten sich ähnlich wie die Mairs 
1. Vermerk auf der Rückseite der Schießschen Eingabe. 
2. BR. 1590, Bl. 119, 27. Oktober 1589: „60fl Abraham Schießen für aine 
Augspurger Cronica, so er ainem e. rath überantwortet." 
3. Siehe Stetten I lQuellenübersicht), I, 2, Frensdorfs <Einleitung zum 
>. Bd. der Augsb. Chron.) S. XLV, Zapf S. 8. — Erst 1595 erschienen die Gasser« 
schen Annales <zu Basel) in deutscher Übersetzung, erst 1728 in der originalen lateini« 
schen Fassung im I. Bd. von Menckens 8cript rer. 0errn. 
4. Alphabetisches Register über eine von Burckard Zencken ange- 
fangene, von einem Anonymus aber und Abraham Schießen bis auf 
das Jahr 1588 fortgesetzte und in gemeiner Stadt Archiv sich be 
findende Augspurger Chronik in manuscripto. <Jm Konzept bis zum Buch 
staben W, in der Reinschrift bis zum Buchstaben R reichend.) Schieß-Selekt.
	        
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