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von inte genommen haben, erfindt sich, daß im abreiten von Weissen-
burg die burgermaister daselbst von wegen des gemelten Vogels-
pergers zür notturft seiner zerung dem von Schwendi 200 cronen
zügestelt, welche er, der von Schwendi, alsbald er herkamen, der
s justicien oder gerichtlichen obrigkait sampt dem gaul angezaigt hat,
mit dem erbieten, daß er das alles erlegen wölte, wohin im die
justieien ordnung und befelch geben wurde, als er auch volgend gethan,
also daß alles, das er, Vogelsperger, also öffentlich geredt hat, ver-
mütlich beschechen ist auf anraitzen und practicken etlicher Personen,
io die ine daran gewiesen und beraten haben; vermainend, durch disen
weg und lange red etwas zü erwecken und sich darmit zü erledigen
oder aber die execution der justicien zü verzieche^.
[144b] Volgt die red, so er, Vogelsperger, vor seinem
todt gethan hat^
Hochwirdigiste, durchleuchtigiste», hochgeborne und wolgeborne,
streng und edel, fürsichtig, ersam und weis, gnedigiste, gnedig, günstig
Herrn und güte freindt!
Wiewol ich und aus bevelch kay. mt.b auf den heutigen tag soll
und müß sterben, so hab ich doch weder gestolen, geraubt noch gemördt,
sonder allain, daß ich den vergangnen sommer der löblichen cron
a) „durchleuchtigiste" entlehnt aus 27. In 26 lautet die Anrede: Hochwürdlgiste, durch,
leuchtiglste, hoch, und wolgeborne, streng/ edel, best, sürsichtig, ersam und weitz, gnedigst,
gnedig, günstig Herrn und guete sreundt." d) der kay. Mt., 26.
1. Da die Hinrichtung Vogelsbergers viel „Nachreden" über die Härte des
Kaisers und das „unredliche" Verhalten Schwendis zur Folge hatte, ließ man das
von dem Chronisten als „Urgicht" bezeichnete Schriftstück drucken und <am 12. Fe
bruar 1548) publizieren, welches das über Vogelsberger und seine Genossen ge
sprochene Urteil und eine vorläufige Rechtfertigung des nach der „Exekution" auf
längere Zeit in der Ferne weilenden Lazarus von Schwendi enthält. Ein Exemplar
des Druckes findet sich in der Lit.-S. des Augsburger Stadtarchivs; nach ihm haben
wir den von Mair überlieferten Text richtiggestellt. Vgl. auch Castro w, I I, S. 175.
2. Diese Rede findet sich bei Sastrow, II, in dem oben S.348, Anm 3
zitierten Maihinger Cod. (in eigentümlicher Lesart) und bei Schirrmacher, Joh.
Albrecht I., Herzog von Mecklenburg, II (Wismar 1885), Nr. 156, S. 387 (nach der
Aufzeichnung eines gewissen Jodocus Maen). Während die Fassung der Rede bei
Sastrow von der in unserem Texte an ein paar Stellen beträchtlich abweicht, zeigt
sich in dem Wortlaut der Ansprache, wie sie unser Chronist überliefert, und dem
bei Maen fast durchweg solche Übereinstimmung, daß man die Aufzeichnungen der
beiden auf eine gemeinschaftliche Vorlage zurückführen muß.— Sastrow (@.166)
bemerkt: „Ich bin dabei gestanden, als er gerichtet worden, hab den gehaltnen
Proceß mit angesehen vnnd ex ore Vogelsbergii, was er geredet, mit sonderlichem
vleisse wörttlich vorzeichnet."