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Paul Hektar Mairs 2. Chronik von 1547—1565
daß in treu statten», herschaften und gebieten ernstlich solle verboten
und abgeschafft werden, daß hinfüro kain würt, gastgeb, wein- oder
bierschenck an den freitagen oderv sambstagen nichts von flaisch kochen
und auftragen solle, und daß man auch sonsten in den statten, flecken
und dörfern an disen zwaien tagen, auch die gantze fasten durchaus
kain flaisch nit essen solle, ausgenomen alte, krancke menschen und
kindbetterne.
Darzü hat man angefangen, das rindtflaisch umb 67 2 -S) zü geben
an dem osteraubent, weliches man darvor umb 6 L- kaufen hat könnden.
[194a] Wie man ainen verbrant
Item auf den 15. tag appril, am sambstag, hat« man ainen
bauren sampt-i seinem weib aus den Eisen gefiert und die sturm-
glogken über sie gelitten und inen ausgeschrien: gegenwertiger Hans
Mller von Obergesserhausen* und Anna, sein eheliche Hausfrau, die
under disem ercker gebunden und gefangen stehen, hab er, Hans
Miller, falsche müntz gegossen und derselben nit wenig, die hab ime
sein weib helfen ausbutzen und volgends ausgeben«, derhalben hab
ain ersamer rat mit urthel und recht erkent, daß er, Hans Miller, soll
mit dem strand vom leben zum todt gericht werden und smans seinem
weib aus großer und stattlicher fürbitt durch baide backen und an
die stirnen brennen solle; volgends ssoll sie] zu der stat hinausgefiert
und irr dieselbige ewig verwisen sein«, darvor sich menigclich wisse
zü verhieten?.
a) „ftetten“ entlehnt aus 26. d) sreltagen und, LS. c) Auch in disem 1564. j., aus
den 15. tag apr. am sambstag, da hat, 26. <!> mitsampt, SS. e) für gut ausgeben, 26
k) „ir“ entlehnt aus 26. g) Ebenso „sein".
oder gesotten speis von vischen oder flaisch außer obs, keß und brot auftragen noch
fürsetzen bei straff zwaier gülden, die nit allain der Wirt, sonder auch der gast umb
jedes verbrechen unableßlich zu bezalen schuldig sein solle, da auch ainicher burger
oder inwoner in die dörfer zechens halber lauffen und ime innerhalb zwaier meil
Wegs, den nechsten rings umb die statt, ainiche gekochte, gepratten und gesotten
speis von fischen oder flesch zwischen den zwaien malzeiten zuerichten, fürtragen und
aufsetzen lassen wurde, der soll gleichfals in bedencken, daß dises alles one not und
allain zu unnützer Verschwendung ires etwa hart gewonnen gelts geschicht, auch
umb zwen gld. gestrafft werden" usw. <HagksBeruf-Samml., Bl. 159 b.)— Gasser
c. 1905; Stengel, Comm. Rer. A., <3.307; Stetten, S. 558. — Im allgemeinen
s. hierzu Schmoller, Die historische Entwicklung des Fleischkonsums sowie der Vieh-
und Fleischpreise in Deutschland in der Zeitschr. für die ges. Staatswissenschast, Bd. 27
<Tübingen 1871).
1. Obergessertshausen im Amtsgericht Krumbach.
2. Vgl. Gasser c. 1905; Khamm, I, S. 362; Stengel, S. 307; Stetten,
S. 558; die historische Notiz im Augsb. Jntelligenzblatt 1833, Nr. 21. — Strafbuch
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