Full text: Augsburg, Bd. 8 (1928 / 33)

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Diarium Paul Hektar Mails von 1560—1563 
Als der pot und kaufman solchs gesehen, hat der kaufman auf 
sie abgeschossen, hat doch kamen getroffen, da ist der Fischer, auch 
der postknecht» von inen an die Rennsaup angebundenst worden, da 
ist der kaufman darvon entrunnen und zum Einlaß kumen und ein 
gelassen worden, solche fürgangne fachen angezaigt. s 
Die 4 räuber alles, was die 2 boten und der kaufman gefuert, 
genomen und hinwegk gebracht one allain ain klains bülglein, darinnen 
etliche brief. dises haben die statsöldner, so inen nachgeschickt seind 
worden, an der stell« gefunden. 
Man maint, die 3, so gen Venedig reiten wöllen, seien auskund-1» 
schafft worden, und seien sonst nochu mer in diser räubergeselschaft, 
die in den Ziegelstädlei? auf dise gewartet Haber?. 
a) die postknecht. b) gebunden. c) statt. d) „noch" fehlt. 
1. Startmal auf dem Platz für die Pferderennen. S. Bd. VII, Beil. VII. 
,2. Die Zieglstädel zwischen dem Gottesacker und dem Dorf Göggingen. 
3. Die gehäuften Anfälle auf die von Augsburg nach Venedig reisenden Boten 
begannen im Jahre 1559. Der Rat schreibt hierüber (Ürgichtensammlung 1560): 
„Nachdem verschinen 59. jars jüngsthin Martin Klinger von ... im land Meichsen 
sich uff damals zu Augspurg gehaltenem reichstag zu Lorentzen Kessel, müntzgesellen, 
gethan, weliche beede von der röm. kay. mt., unserm allergnedigisten Herrn, 
patenten und urkunden ausgebracht, darinnen inen zugelassen und vergönt gewesen, 
diejenigen, so sich wider des Hailigen reichs abschied und auffgerichte müntzordnung 
und satzungen unvermerckte silbermüntz oder cronen aus dem hay. reich zu verfueren 
understehen, mit hilf jedes orths oberkait, darin die verfuerer oder soliche silber 
und waren betreten, ernider zu werfen und dieselben hinder die oberkaiten jedes 
orths zu legen, von welichen inen dann, do sie anderst als verwürckte gueter befunden, 
ir zugehör verordnet werden solle: hat bald hernach ermelter Klinger ainen Augs- 
purger boten, so gen Venedig zü reiten vorgehabt, ehe er gen Jnsprugk kamen, 
ernider geworfen und das, so er mitgefuert, zü Jnsprugk hinder die oberkait depo 
niert, des versechens, es sollen verwürckte gueter gewesen und im auch sein thail 
darvon gelaicht worden sein, weliches sich aber nit befunden" usw. — Der in unserem 
Chroniktext erzählte Vorfall war der zweite Anschlag auf den „venedischen Boten". 
Die Täter waren Leonhard Frettwein, ein früherer Fuggerscher „Forstknecht" und 
zwei seiner Gesellen. Viermal war Frettwein dem Boten „nachgefolgt", bis es ihm 
endlich gelungen, ihn zu überfallen. Er entkam den ihn verfolgenden augsburgischen 
Reisigen und ritt mit einem seiner Helfer nach Westendorf zu einem ihm vertrauten 
Hehler, dem früheren Wirt Christoph Wexler, bei dem er am Sonntag mit Tages 
grauen ankam, um sich zu verstecken und der Ruhe zu Pflegen. „Ich hab," rühmte er 
sich hier, „den von Augspurg ain bossen gerissen, der inen freilich lang nit begegnet, 
dann selbdritt hab ich den Pötten, so auch selbdritt gewest, nidergeworsen, ime ain 
roß erschossen, darauf aber nichts gewest, und wie der Pott dem thor zugeeilt, ine 
auch erwüscht, ime genumen, was er gehabt, aber ain schweres fellis haben sie ligen 
lassen, und hab in gerauen, daß ers nicht ins Wasser geworfen." Frohlockend schüttete 
der Räuber Dukaten, Kronen und Goldgulden auf den Tisch, war lustig und guter 
Dinge und trank bis zu seinem Wegreiten am Dienstag mit einem seiner „Gesellen" 
und mit Wexler achtunddreißig Maß Wein. Die Augsburger erfuhren bald, wer 
„ihnen das Bankett geschenckt", aber es gelang ihnen nicht, Frettwein in ihre Hand 
zu bringen. (Aus den Urgichten Wexlers.)
	        
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