Die Aufrichtung des Augsburger Zunftregiments
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und ire diener aus dem geleger in die statt Rom geschickt, und als
sie gen Rom komen send, habend sie des königs sons, des Sextus,
weib gefunden an dem tantz und in allen Wollüsten leben, zu dem
ir andere stauen verholfen waren, und Valerius Maximus 1 sagt, daß
5 des Tarquinius Hausfrau auch dobei gewesen sei. aber des Collatinus
Hausfrau, welche noch jung und engelischer schöne gestaltet was und
dartzu ain weib ser erbers, diemietigen und redlichen gemiets, die
habend sie under iren junckfrawen und wägten in schlechtem, die-
mietigem gewandt, umb iren Hauswirt Collatinus, so zu veldt lag,
io laid tragend, weibliche arbait als wircken und neen gantz tugentsam-
lich übende gefunden, und nachdem die fachen bei allen drei Weibern
ersaren und die botschafft widerumb in das leger vor Aredo komen
und den drei Herren, so das gewett mitainander getroffen hetten, irer
erfarung relation und [23»] bericht geton, do hat von billichem rechten
io die erber und from Lucretia, des Collatinus hausfraw, vor den
andren allen den breis behalten und erlangt, wöliches den Sextum,
des königs son, hefftig vertrossen hat, und haimlich nach wegen ge
wacht, wie und in was gestalt er Lucretiam, die tugent aller stauen,
schmechen und ir das hoch und gut lob, das in dem gantzen läger, (als
20 Plutarchus sagt), erschollen was, es were, in was gestalt das be-
schehen kindt, benemen möcht, domit der preis nicht dem Collatinus
sonder ime belibe. aber diser tirann hat nicht gewitzt, daß erliche,
frome weiber ain sondere gab von Gott seien, sonder hat sein hart
und bös gemiet dohin begeben, die from stau Lucretia aintweders
rs mit list oder mit gwalt an iren weiblichen ehren zu schmehen, wie er
das zuwegen bringen möcht»; das er im dann entlief) zu vollbringen
fürgesetzt hat, und erdacht durch sein böse natur, dieweil Collatinus,
ir Hauswirt, neben im zu seid lag, daß er shaim ritt), gleich»- als ob
») Nach „möcht" in den Hdschr. „understanden", das wir als störend weggelassen, b) zu
gleich d.
1. Jäger benützte, wie aus anderen Stellen hervorgeht, eine Übersetzung
dieses Geschichtsschreibers mit dem Titel: Maxi-/mus von den geschichten
der/Römer vnd äussers Volcks, Per-/ser, Meiner, Griechen, Aphern,/
Flemming vnd Teutschen,^ Alles lu-/stig, notwendig vnd nutz zu-
lesen./Darinn erlernt man alte thaten, ordnung der Reich, Land,/
Stätt vnd Lewt, den nachkümlingen zu eynem/ ebenbildt, das gut an-
zunemen vnd das büß zufliehen. /Dem onüberwindtlichsten Rö.Keyser
Tiberio/zun ehren bescheiden. Darunter Holzschnitt mit Figuren. — Jtzunt
von newen widerumb fleißiger / verlesen vnd korrigiert. / Getruckt zu Straßburg
bei M. Jacob Cammerlandern. / Anno M. D. XLI. — Hier wird jedoch von Lukretia
<im v i. Buch, in dem Kapitel „Bon weiblicher Scham") nur die von ihr erlittene
Gewalttat und ihr Selbstmord berichtet.