Full text: Augsburg, Bd. 9 (1929 / 34)

Die Aufrichtung des Augsburger Zunftregiments 
117 
erberkait widerumb gepflanzt und getzauffnet werden möcht, und ist 
von inen fdas ber] censores — sittenrichter und straffer derselben 
Übertreter — genant worden, in wöliches ampt hat zu straffen gehört 
alles das, so den gemainen mann in allerlei gattungen der untugenten 
° hett verfortailen, übersetzen, verderben [34a] und schmechen mögen, 
als falsche gewicht, eilen, maß, geschirr, unerbere Hantierung, wucher- 
liche conträcte, schmachwort der ehren, überslissig tracten der mal- 
tzeiten, ehepruch und in suma alle andre [lasier], vertrunckenhait und^ 
leuchtfertige fachen, so sie haben künden und mögen erfaren und 
H> innen werden, wöliche ainem gemainen nutz und rechter, hertzen- 
hafftiger bürgerlichen regierung zu dem höchsten widerwertig er- 
schinen send^. das alles habend die censores aus inhabender trafst 
ires ampts nach irem ordenlichen geprauch zu straffen macht gehapt. 
dises ampt ist auch, wie dann alle römische Historien vermögen, so 
is ernstlich und dapfer von inen gehalten worden, daß kainer nichts 
anders dann gleiche straff und gerechtigkait zu halten begert hat. 
und möchten hierinnen vil treffenlicher exempel, so in disem ampt 
sürgangen und beschehen sein, recitiert und ertzellet werden, wöliche 
dise beschreibung kräfftig machen und dem Handel das liecht geben 
2v möchten; dannb Suetonius Tranquilius 2 setzt, daß der Julius Cesar 
vilmalen den reichen, großen Hansen eingefallen und inen die über- 
flissigen tracten und richten der speis vor der nassen hab auffheben 
und Hinwecktragen lassen 3 , und anders mer, des zu vil zu erzöllen 
wurde. 
Abgleichung 
Gleicher gestalt hat auch diser des hailligen reichs statt Augspurg 
ersame rat nach annemung der religion des göttlichen Worts auch 
geton und gleichermaßen censores, straffherren, sittenrichter in krafft 
a) „und" aus b. b) „als" nach „dann" haben wir gestrichen. 
1. Vgl. Fenestella, lid. II, c»p. XXVII.— Das Zensoramt war im Jahre 
444 errichtet worden. Die zwei Zensoren wurden zuerst auf fünf Jahre, dann auf 
achtzehn Monate gewählt, so daß das Amt nach dem Ablauf der genannten Zeit 
immer dritthalb Jahre ruhte. 
2. Caius Suetonius Tranquilius. 
3. Es wird hier die Stelle in Suetons Lebensbeschreibungen der zwölf ersten 
Kaiser— Julius Cäsar, 43— gemeint sein, wo erzählt wird, daß Cäsar als Diktator 
und Inhaber der zensorinischen Rechte streng über das Luxusgesetz wachte, indem 
er auf dem Speisemarkt Aussetzer anstellte, die die verbotenen Speisen anhalten 
und zu ihm bringen mußten.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.