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Weberchronik von Clemens Jäger
und ir alte religionisch cirbelnus darein gesetzet, auch mit den drei
färben rot, weiß und grien herlich gemietet 1 , wölichs gegeben herlich
Wappen ain erber rat und gmaine statt bis auff disen tag mit großen
ehren hergepracht, darunder auch offtermals zu erhaltung des vatter-
lands und desselben freihait ire feind ritterlichen bestritten und ir 5
blut vergossen und bemelts Wappen und fanen jeder zeit widerumb
herhaim in dise statt gepracht und nie verloren oder verlassen haben,
zudem auch, was für Verschreibungen, pact oder verträg darunder
von ainem rat und gemainer statt aufsgericht worden send, die hat
ain erber rat und gmaine statt jeder zeit mit großen ehren gehalten w
und vollbracht, und dises erlangt und hochbesreit der statt sigel hat
ain erber rat in großer achtung und behutsamkait. und Wirt bemelt
sigil zwaien habhaften, sromen, redlichen und verstanden männern,
ainer von den geschlechten, der ander von der gmaind, baide des rats,
sdie diserj darüber verordnet, sanvertrautj, die des rats geschefft und 15
geprauch nach dasselb sigil bewaren und anlegen sollen, und werden
von mencklich des rats und der statt sigler benennet und [ir amptj
als der Höchen ämpter des rats aines gehalten und geachtet also
licier sampt der uralten des hall. reichs statt Augspurg aus röm. macht under das
römisch gebiet gebracht und ir den alten namen aus römischer gewonhait genomen
und sie nit allein mit dem kaiserlichen namen Augusta herrlich vereeret und begäbet,
sondern mit ettlich tausent röm. bürgern besetzet, auch die statt mit mauren, graben
und thürnen besestnet und zudem mit eerlichem Wappen, sigill und signet gezieret
hat, welches Augsburg als ain kaiserliches glid des römischen reichs mit nit wenigen
eern durch allerlai gesarlichait bis auf dise zeit hergebracht und erhalten hat."
1. S. hierzu den „Spruch von dem wapen der kaiserlichen und alten stat
Augspurg im Rieß" in der Z. S. N., Bd. XXXV, S. 120 ff.
2. S. über das bzw. die Augsburger Stadtsiegel Zeller, I. c., S. 359 f.; Schu
mann <3.41 f. Zweiter Zunftbrief, I. c., S. 136,14: Es „füllen ... die ... 29 zunft-
maister und ratgeben von der gemeinde nemen und welen us in und us den bürgern
nemen und welen ... zwen sigler", denen das von dem „Herrenrat" übergebene
Jnsiegel anvertraut wurde. Wie hoch das Siegleramt im Range stand, geht daraus
hervor, daß es in der Regel von den Bürgermeistern des Vorjahres versehen wurde
<Dirr, Studien usw., S. 214). Der Eid der Siegler lautete: „Ir solt swern, daß ir
der stat insigel, groß und clains, mit anlegen und uftrucken trewlich besorgent on
alls gefärd; des Pitt euch Gott zehelfen und alle Hailigen" <Dirr, I. c.). — In der
erwähnten neuen Kanzleiordnung vom Jahre 1543 <Ratsdekr. des Jahres, Bl. 56» ff.)
heißt es: „Das sigilambt ist ain vertraut, herrlich ambt, dann on siglung gilt kam
brieff, und wo dises ainig wartzaichen nit ist, da sein alle cantzleien und schreiber
vergeblich, es kan auch kam oberkait der andern ir gemuet on dise zeugnus über
land in schrifsten wol entdeken. dieweil aber auch an dem vil gelegen, daß die brieff
zu rechter zeit und nach gestalt der fachen etwan eilends muessen gefertigt werden
so ist hoch von nöten, daß der sigler allzeit und stund zu finden sei, damit die wartenden
poten, auch fachen, die kamen vertzug leiden, nit verhindert und gesaumbt und also
der cantzlei eiln und vleiß mit den briefen nit verlorn werde und sich nit zutrage,
wie etlichmal geschehen, daß man in eilenden fachen aus Mangel des sigils die in