Die Aufrichtung des Augsburger Zunftregiments
173
0. Die erste Zunft- und Ratswahl nach der neuen Ver
fassung
Wie nun von den Herren bürgeren und auch von der erberen
gmaind alle fachen, so zu ainem zünftlichen stand und regiment ge-
s hörten, gantz beweglich, weislich und wol vergleicht und geordnet
horsamlichen erzeigt hette, daß diser, wie gehört, gegen dem frembden, so erst vom
landt herein kome, so gar kaine laberung und vortail haben solte, dann der frembd
kome herein, bestend ain laden, näm ain weib, säß nider, arbeit und Handtiere geleich
vonstundan in allermassen dem geleich, der so lange zeit hie gesessen und ainem
erbern rat und gemainer statt vil guets getan hette, und gebrauchet sich auch aller
Privilegien und freihaiten, so mit langen raisen und schweren uncosten erworben
und ausbracht worden, welches dann ain ser grosse unbilliche ungleichhait und den
erbern zünften gar ain beschwerlich ding were. wann aber die erberen zunften ir
gutbedüncken und rat in guetem annemen und nit verschmechen wolten, so wollen
sie den erbern zünsten getreulichen raten, daß jede zunst nach irem gueten ansechen
und bedencken ain suma gelt ausf ir zunst schlage dergestalt: welcher in ir handt-
werck oder zunst kumen und ir handtwerck und handtierung treiben und brauchen
wolt, daß dann gemelte Person soliche summe gelt ainer zunst erlegen und bezalen
mueß; jedoch sollen ire linder—süne und töchtern—auch ir verlassne wittfrawen
hierinnen ausgenomen und von solicher summe und anzal gelt gefreiet sein, wie
dann in andern des Hailigen reichs stätten, da zunsten weren, auch gebreichlich were;
und möchte dann aus solichem fürnemen den erbern zunsten mer dann in aineni
weg vil guets komen und gedeihen, dann ire Weiber und linder wurden in disem
fall in dem verheiraten nicht ain kleinen vortail haben, auch möchten die erbern
zünft durch disen weg zu gelt kumen, und wurde dann das hin- und Widerziechen
der zunften von ainer in die ander zu faren, etwas gemessiget und abgeschnitten
werden, weliches hin- und widerfaren under gemainer burgerschafft viel zanck und
unruo eraigete, dann ee ainer ain zunst verließe, ain andere kausfete, möcht er sich
in ausgebung des kausfgelts umb ain ander zunst baß bedencken, besinnen oder etwan
gar underwegen lassen, das dann auch ainem erbern rat und gemainer burgerschafft
zu gueter ruo und srid reichen und gedeihen würd. wann nun diser weg ainem rat
und den erbern zünften gefalle und sie den für handt nemen wolten, so weren dann
auch sie, die erbern geschlechter, den erbern zunften zu gut des gemuets und willens,
ir gemainschafst der burgerschafft oder geschlechter auch zu beschließen, dieweil sie
zuvor mit ainer trefsenlichen antzal der Personen versechen weren. aus wölichem
beschließen der geschlechter den erbern zunften abermal ain nutz und wolfart zu
stehen würd, dann die reichen und habhafsten burger hinsüro bei den erbern zunsten
beleihen mueßten, derhalben dann ain erber rat bester baß mit habhafsten leuten
im regiment versechen werden möcht, und in summa: es möchte ires erachtens diser
ir «inseitiger rat und fürschlag, sover der von inen im besten, (als sie es auch mainten),
angenomen und dem volg getan wurde, ainem erbern rat und gantzer gemainer
statt in künftiger zeit zu bestendigem srid komen und reichen und man bester ruebiger
und bürgerlicher mit- und beiainander wonen und bleiben, jedoch wolten sie, die
erbern geschlechter, disen iren ainfeltigen ratschlag und gutbeduncken nicht anderst,
dann sover es ainem erbern rat gelegen und gevellig sei, gegeben haben, mit diesen
und dergleichen Worten brachten die erbern geschlechter bei ainem erbern rat und
den zünften sovil zuwegen, daß ain erber rat der fachen bewilligung tett und die
zunsten, welche zuvor kain antzal gelt aufs in hetten, sdarzu kamenj, daß sie ain
summa gelt nach ir jeder gelegenhalt auf ir zunst schluogen und setzten, wie es dann
m allem die notturft eraischen tett und ainem rat gesellig was, doch daß iren fönen,
töchtern und wittfrawen die zunst erblich on beschwerung mit der antzal gelts volgen
soll, desgleichen haben die geschlechter der burgerschafst ire gemainsame nach aines
erbarn rats gelegenhait auch beschlossen, und send noch heutigs tags decret und er-