Einleitung
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Wenng daraus gemacht hatte? Auch Zapf hat sie nicht in Händen
gehabt und beruft sich da, wo er sie aufführt, auf das Urteil des älteren
Stetten? Zuletzt schrieben darüber Dirr in seiner schon zitierten Ab
handlung über Jäger, in der er diesen als ihren Verfasser nachweist/
und Jansen in seinem Buch „Die Anfänge der Fugger", der sich
über sie recht günstig äußert, von ihr rühmt, daß sie „auf sicherem
historischem Material aufgebaut" sei und über manches Auskunft
gebe, über das wir sonst nur wenig oder gar nichts wissen würden?
Wir unseres Teils wollen vorläufig nur bemerken, daß wir dieses
Buch hier nicht hereinnehmen, weil es eine besonders hervorragende
historische Leistung Jägers ist, sondern deshalb, weil wir es als
notwendig erachten, daß ein in der Augsburger Historiographie so be
deutsam hervortretender Mann wie er in der Sammlung der Augs
burger Chroniken wenigstens mit einem seiner wichtigeren Werke
irgendwie vertreten ist und seine viel zitierte Weberchronik als das
einzige erscheint, das in jeder Beziehung den Charakter einer Augs
burger Chronik zeigt und so ziemlich alle Seiten seiner Eigenart
zur Anschauung bringt.
Indem wir nun das Buch zur Hand nehmen, drängt sich vor
allem die Frage auf: wie kam Jäger, der Schuster, dazu, eine Weber
chronik zu schreiben, nachdem solche Handwerkerchroniken doch fast
ausnahmslos von Zugehörigen des betreffenden Handwerks her
rühren, wie ja auch die Weberchronik von jeher ohne weiteres als
das Werk eines Webers galt. Die Erklärung ist nicht schwer. Als
Jäger im Jahre 1541 zum Ratsdiener gemacht wurde, hatte er dies
wahrscheinlich zumeist dem Weberzunstmeister Mang Seitz zu
danken, der seit 1531 Bürgermeister war, und wollte sich nun diesem,
dem er schon vorher bei der Anlage seiner Familiengeschichte zur Hand
gegangen/ dankbar erweisen, indem er sich erbot, die in den Zunft-
1. Stetten d. I., Kunst-Gewerb- und Handwerksgesch. der Reichsstadt A.
11 <A. 1788), S. 256. Er hielt die Weberchronik für eine Arbeit des Bürgermeisters
Mang Seiz. „Mein sel. Vater," schreibt er, „hatte sie noch gesehen, wo sie aber
hienach hingekommen ist und noch stecken möcht, ist mir unbekannt."
2. Augsburger Bibliothek, S. 78.
3. L. c., S. 7 ff.
4. S. 11.
5. Er lieferte Material zu der späteren „Beschreibung des Seitzschen Stammes,
wie derselbe bis aus gegenwärtige Zeit kommen, zusammengetragen durch Hans
Konrad Seitz 1649", Manuskr. auf der Augs. Stadtbibl., aufgeführt bei Zapf,
I. c., S. 199.