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Einleitung
Kühen der Weber aufbewahrten alten „Briefe" und Akten zu ordnen*
und auf Grund dieser und anderer Quellen eine Weberchronik her
zustellen, wie er schon vorher eine Schusterchronik verfaßt? Seitz
nahm diesen Antrag an und wurde dadurch Jägers AufKaggeber,
der für die zu einer würdigen Ausstattung des Buches erwachsenden
Kosten aufkam und dem Ganzen ein offizielles Gepräge verlieh. Wie
Jäger in anderen Werken sich mit seinen Auftraggebern identifiziert,
so macht er es auch hier und läßt die Zunftmeister der Weber im
Namen der Zunftgenossen sprechen: Da es gut ist, daß man die in Augs
burg geschehenen „Handlungen der Menschen" aufschreibt, „auf daß in
künftig Zeit gesehen werden möcht, was Gutes und Böses in diser
Statt... fürgangen were, derhalben haben wir Zunftmeister der
erbern Zunft von Webern sder „neue" und der „alte"] der Zeit,
als der fürsichtig, ersam und weys Her Zunftmeister Mang Seitz zu dem
sibenden Mall erwellter Burgermaister Ware (1543), alle und jede
alte und neuen Schriften, Verträg, Verzaichnussen und Erkanntnussen,
sovil deren bey unserer erbern Zunft und sonst gefunden und uns
von unsern Borfaren verlasen worden sendt, in dis Buch mit guter
Ordnung beschreiben lasen, auff daß unsere nachkomende Herren von
Räten in unser erberen Zunfft... etwas Warhafftigs ordenlicher
Weis nach uns finden und darinen sich nach Gelegenhait und Für-
fallung der Hendel und Zeit zu ersechen haben, damit alle Ding nach
dem besten und geschicktesten verricht werden mögen."
Weiter wird in diesem Vorwort dargelegt, daß der in dem Buch
verarbeitete Stoff in drei Teile zerfällt. Der erste, den wir den
„allgemeinen" nennen wollen, wird eröffnet von einer auf alten und
neueren Quellen aufgebauten „Beschreibung" der für die Reichs-,
die Kaiser- und die Stadtgeschichte so bedeutsamen Schlacht auf dem
Lechfeld von 955 und der ihr unmittelbar vorangehenden und nach
folgenden Begebenheiten. Der Grund, warum diese „Beschreibung"
der Chronik eingefügt wird, ist der, daß das Handwerk der Weber —
freilich nur in der bei ihnen selbst erwachsenen Tradition — im Zu-
1. Unter 1495 der Weberchronik erwähnt Jäger bei Erzählung eines in der
Weberzunst ausgebrochenen Streites „Schriften", die in dieser Sache beide Parteien
„in amen rat aingelegt", und fährt dann fort: „welche ich hieher nicht hab setzen
wollen, sonder dieselben und etliche erkanntnus des rats, und sovil ich des Handels
halb hab bekomen mögen, in ain sonder previer zusamen geordnet, darin sich ain
erbere zunft nach irer gelegenhait zu ersehen hat."
2. Sie kommt in diesem Band 305 fs. zur Veröffentlichung.