238 Weberchronik von Clemens Jäger
1495.
s127»^ Nachdem etlich kauffleut das grien oder, wiemanesgenenthat,
das lang gärn im 1481. jar herein gepracht und dasselb den Webern
alhie verkaufst hetten, und nachdem alle Neuigkeit der gmaind im
ansang lieplich und angenem ist, also was dem handtwerck von Webern s
auch, die kaufften und verarbaiteten das lang gärn ain weil und ver-
mainten, es were inen an ihrer narung ain großer behelf, das machet
aber, daß sich die kauffleut darauff legten und das hauffenweis her-
prachten. dagegen warend aber etlich und vil maister des handtwercks
von Webern, die vermainten, daß dis lang gärn nicht allain den maistern io
schädlich und an irer narung verderblich, sonder dem Handel gmainer
statt und dem gantzen land am gewerb, gschau und erhaltung des
Handels gantz nachtailig, schädlich und verderblich were. derhalben
große unru under der gantzen zunft und kauffleuten entstand und
derhalben offt gepot und verpot machten, zu vilmalen zusamen kamen, »
und ward doch nicht vil mer sdarausj, dann daß die fach immer je
ärger und böser ward, bis die fach zuletst an ainen e. rat käme, da
legt jede Partei, so des langen garns halben widerainander waren,
ire schrifften ein, deren zumal vil seind, welche dis 1495. jars an-
fengclich und hernach mer in ainen rat eingelegt worden feinb 1 , so
1. In der Weberzunft herrschte seit langem heftige Zwietracht zwischen den
armen Webern, die einzig aus die Ausübung des Handwerks angewiesen waren, und
den wohlhabenden und reichen Zunftgenossen, die nebenbei Handel mit den von den
Webern benötigten Rohprodukten trieben, also ihren Hauptgewinn in ihrer Eigen
schaft als Kaufleute machten. Die letztem suchten nämlich, und zwar mit Erfolg, „das
lange oder grüne Garn" aus Preußen zu importieren, wogegen sich besonders jene
Weber wehrten, die bisher ihren Flachs von heimischen Produzenten unmittelbar
erstanden hatten. <S. zur Sache Dem er unter 1490 S. 409, 10.) Im Jahre 1495
suchte der Rat Beschwichtigung der deshalb bei den Webern und den Kaufleuten
bestehenden Erregung herbeizuführen, wie folgender im Ratsbuch Xlla S. 219
stehende Eintrag erkennen läßt: „Uff donrstag vor Anthony (15. Januar) anno 1496
hat ain rat dem neuen und alten zunftmaister (der Weber) usf ir ersuchen zu erkennen
geben, daß sie den zwaien alten räten, Hansen Bymel und Hansen Götzen, zu zwelfern
und sybenmaistern dabeizesitzen, ußerhalb ains rats sunder befelhnus nit bedürfen
verkünden oder sagen lassen, und daß sie die Wal der sybenmaister diser zeit, biß man
dem kunig schwert, ansteen lassen und nachmalen die ämpter also besetzen, daß es
gemainer statt und in eerlich, nutz und gut feie, damit ainem rat darein zu sehen nit
gebüren werde, und daß sie sich bei den iren so sreintlich darein schicken und fleiß
fürkeren, damit aller unwill undergedmckt wurde, so hab in ain rat nächstmals sagen
lassen und woll das auch thun, die erbarn leut mündlich oder schrisftlich zehörn und in
datzu sunderlich tag zesetzen und darin zehandeln, was sich gebürt." Aber der Streit
ging weiter und nahm immer schroffere Formen an, so daß der Rat in den Jahren 1500
und 1501 über die Köpfe der Weber hinweg beschränkende Satzungen über den Ge
brauch des „langen Garns" erlassen mußte (Demer S. 434,26, 435,10, 446,4). In
den „Satzungen und Ordnungen, die Zünften berürend" aus der Zeit von 1500—1532
(Cod. im Augsb. Stadt-Archiv) heißt es unter 1501, Bl. 28a: „Samstag nach Andree