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Weberchronik von Clemens Jäger
und [er tjat] in ansehung göttlicher eren in dem Handel des Gates
Worts und ausziechung der Pfaffen alhie sich als ain starker höldt
Cristi gantz erlich und wol gehalten, die censur- und zuchtordnung der
sechs Herren sampt irer execution helfen ausfrichten^ und das vatter-
landt zu befestnen treffenlich verholsen und gefördertdes latei- 5
nischen ist er zimlich bericht gewesen, ain liebhaber und Vater der
armei?, auch der gefangen menschen*, zudem aines guten, willigen,
fraindlichen gemuets, welcher ainem rat, gmainer statt und unser
erberen zunft woll angestanden, und nachdem er Viertzechen jar an-
ainander alter und neuer burgermaister gewesen, hat er nach gött- 10
lichem gefallen sein leben in dem 59. jar seines alters anno 1544 jar
mit großem klagen mencklichs in dem Zeller badt selligklichen geendet,
der almechtig Gott welle seiner seel zu belonung des guten, alhie
volpracht, ain froeliche auffersteeung gnädigklich verleichen, amen! 5
Beilage I
Die Dreizehner der Augsburger Weberzunft
A. Allgemeines
Die ursprünglich 18, dann 17 Zünfte in Augsburg bildeten im
Rahmen des städtischen Gemeinwesens kleine, bis zu einem gewissen
Grade selbständige Republiken, in deren Handlungen und Beschlüsse
der Rat in der Regel nur dann eingriff, wenn in einer Zunft Irrungen
und Verwicklungen entstanden, die durch sie selbst nicht beseitigt
werden konnten, wenn durch ihre Maßnahmen andere, sich in ihren
Gerechtsamen und Befugnissen benachteiligt glaubende Zünfte ihn um
Schutz anriefen, oder wenn das Wohl der Gesamtheit in irgendeiner
Weise berührt wurde. Das Hauptorgan, durch das jede Zunft, also
1. Roth, Augsb. Res.-Gesch., I I, <5.329, 367.
2. Die Befestigung Augsburgs war zumeist das Werk des Bürgermeisters Wolf
gang Rehlinger. S. das Schreiben des Stadtarztes vr. Gereon Sailer an den Land
grafen Philipp von Hessen bei Lenz, Briefwechsel Philipps... mit Bucer, III
(Leipzig 1891), S.339, Anm. 1.
3. Chronik des Malers Preu (Augsb. Chron. V I) S.47,20: Seitz „war den armen
dienlich".
4. Vielleicht hat Seih daraus hingewirkt, daß man in der neuen Ratsordnung
von 1543, in der auch von den als „Eisenherren" verordneten Ratsherren die Rede
ist, die aus die Behandlung der Gefangenen sich beziehenden Bestimmungen gegen
früher etwas humaner faßte.
5. Weiteres s. Beil. V, 5 (S. 410ff.).