Schusterchronik
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den. soliches ist beschechen den 20. tag des monats herbst des 1478. jars 4
in welichem jar der burgermaister Schwartz den 11. tag apprilis
darvor^ gehenckt worden» und der zunftmaister Hertzel gen Lechhausen
gestochen ist. derhalben warhafftig zu mercken, daß dises täfelin bei
s disem zunftmaister Waiblinger aufgericht worden ist, [ba] sonst kein
zunftmaister under uns gewesen ist^.
Bei seiner zeit im ampt ward das Zunfthaus gemalt und sonst ge
bessert, das gieng also zu: ain erbare zunft hett etwan bei 80 oder 90 fl.
da ward bei den zwelfern geredt, auch bei ainer zunft angeregt mit
io Worten, man soll das gelt an körn legen, das galt dazumal ß 6, ß 6V2
und zu dem höchsten ain gülden, dargegen sprachen aber etlich und der
zunftmaister selbs: das Zunfthaus lag an ainem gelegnen ort und hett
ain scheußlich ansehen; darzu wär es bauvellig, und die venster wären
zerrissen, die ramen wären zerfault, das dach wär nit guet; so man
w körn auf unser Haus schütt»-, so [23»] möcht sess das stubendill und
den dachstuel nidertrucken. und was [sollten] 80 schaff körn ainer großen
gunft 4 ergeben und erklecken? in diser fach schlug das körn auf, da
geschach vil reden von ainer zunft, und nit unbillich, dann es wär ge-
»> „ist" nach „gahcnckt worden". d> schütten.
1. Das „Täselein" hatte folgenden Inhalt: Gestraft soll werden: Wer einen
andern „mißreden oder ligen haißt", umb ain ort ains guldins. — Wer einem andern
„das vollend übel oder ander scheltwort beut", umb ain ort ains guldins. — Wer
ainem andern „ain maulstreich geit" umb ain halben guldin. — „Wer ain Messer zuckt
des ersten, zalt ainen guldin, und darnach, als vilir zucken, ainhalben." — „Wer amen
wirft mit ainer kanten, kräusel, glaß, oder wamit das were", zalt ain guldin. „Dise
obgeschriben frävel und übersaren will ain zunftmaister sampt<— trotz) der straus und
Pen dennocht nicht ungestraufset lassen nach gestalt der fachen, damit daß bester besserer
frid und son under uns sei." — Dise Satzungen, die älter sind,„denn kainer under diser
zunft gedruckt", werden hiermit erneuert. „Aus dornstag nach sant Mauricientag
(24. Sept.) anno domini etc. 78 haut am raut dise vorgeschriben gesatzt und ord-
nungen zugeben und verwilliget, doch in dem allem einem raut sein oberkeit und Wider
russen vorbehalten." Zuchtbuch der Schuster Bl. 49a-50a. Vgl. bei Dirr, Studien
etc., S. 186 fs. den Abschnitt „Autonomie und Gerichtsbarkeit der Zünfte". - Später
wurden die Strafen bedeutend verschärft, was aber einen solchen Unwillen hervor-
ries, daß man mit der Höhe der Strafgelder wieder etwas herabgehen mußte. In
Jägers Chronik, cgm. 4648, Bl. 257d heißt es: „Bei disem zunftmaisters Manasser,
Is. unten S. 325] wurden die Frevel gemindert und in ainem rat geendert, dann vor
was es also: welicher die wer zuckt, der gab 7 fl, welicher mit der saust schlug 3 1 / 2 fl on
Qitab. das ward aus vilen Ursachen durch verwilligung kay. mt. abgethan, dann vil
guter gesellen sdarumbs aus der stat zöchen, und ward gesetzt: welicher die wer zuckt,
der muoßt 4 fl geben und mit der saust 2 fl. beschehen anno domini im 1517. >ar.
Darnach Gasser unter diesem Jahre.
2. Lies: am 18. April.
3. S. oben S. 311.
4 - Die Zunft hatte laut Eintrag im Schusterbuch im Jahre 1478 82 Meister ge-