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Weberchronik von Clemens Jäger
Der statt Augspurg ein sigill gebend
Ihr lob damit hoch zu erheben:
Ein bürg, darob ein gleißend stern,
Das führens noch mit großen ehrn,
Darin ihr alte zirbelnuß 2 , s
Wie dann fürstehet ir entwerfnus.
So ist Augspurg unters reich komen,
Durch treu und ehren zugenomen,
Dann sie von kaisern, könig all frist
Herlich hoch privilegieret ist, 10
Umb daß sie ir hilf und treu hond gnossen,
Das Augspurg gar wol hat erschossen.
Frombkeit, redligkeit, treu und ehr
Hat Augspurg erhöcht im reich bisher,
Und sein noch willig jeder zeit »
Mit bester unterthenigkeit
Als ein treu, kaiserliches glied.
Herr Gott, die statt Augspurg befrid!
s3»j Die fünfte taffel 20
Also Augspurg unter das reich, kam,
Römisch gesetz und recht an sich nam,
Ein Vogt vons kaisers Potestat;
Sonst ward Augspurg durch einen rat
Gregiert nach römischen reiches sitten 2 , 25
Doch hat Augspurg viel not erlitten.
Mehr dann einmal ward sie zerstört,
Zerschleift und schier in grundt verhört.
Die frommen burger dieser statt
Man gefangen und ermordet hat*. 30
1. Ter Verleihung eines solchen Siegels oder Wappens an Augsburg wird in
vielen Chroniken gedacht; so auch in der des Hector Mülich in den Augsb. Chron.
III, S. 1, 2.
2. Siehe dieses Wappen mit „Burg", Zirbelnuß und Stern etwa beiStetten,
Gesch. der Stadt Augspurg I lFrankfurt und Leipzig 1743), S. 46, S. 71.
3. Als „Civitas“—Wenn Jäger hier von einem kaiserlichen Vogt spricht,
so tut er dies, wie wir aus verschiedenen seiner Schriften ersehen, weil er damit desto
sicherer zu erhärten vermeint, daß auch die Augsburger Vögte des Mittelalters
kaiserliche—nicht bischöfliche —Beamte gewesen.
4. Jäger denkt hier hauptsächlich an die Eroberung Augsburgs durch Herzog
Welf im Jahre 1084 und 1088, bei der Bischof Wigold die Hand im Spiele hatte.