Full text: Augsburg, Bd. 9 (1929 / 34)

EI. Jäger als Dichter 
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In des regenbogen gülden tfjott 1 , 3 lieb, Clement Jeger 
gedicht anno 1532, 20. junii 
Vom reichtum und von der armut (sprüche Salomos 30, 
-i 7-9) 2 
1. 
[77a] Nun hert, ich gib euch zu verston, 
Worin ich lang geirret hab, 
Daß ich Got hab umb mein unglick gebeten: 
io Umb reichtum bat ich Got oft schon, 
Wann mir den Got zimlich gab, 
So woll [ich] die armut mit fiessen dreien, 
Dan schlembt ich und brasset im saus. 
Deshalb mir oft mein Haupt und leib ward schwache, 
u Am morgen war mein reichtum aus, 
Und klaget mich dann die armut zwifache, 
Daß erst ich het kein gelt al frist, 
Auch krancken leib und pes klaider, wist, 
Also swnd ich an leib und gut in nötten. 
Die bibel zoch ich schnell herfir, 
Proverbiorum fand ich bald, 
Am dreisigsten caput die wort ich fände: 
Zwaierlei Pit ich, Herr, von dir, 
Die gib mir, Got mein, auf erd halt, 
Ee dann ich stirb, pite, Salomo zehande: 
Eitelkait, lügen von mir laß, 
Armut und reichtum gib mir, Herr, mit nichte, 
Gib mir mein speispeschaid mit maß. 
1. S. hierzu Bartsch, Meisterlieder der Kolmarer Handschrift, Bibliothek des 
, 'J U Stuttgart, Nr. 68 «Stuttgart 1862), S. 178. 
' JÖle knappste Fassung dieser Gedankenreihe bei E.Mörike: 
Wollest mit Freuden 
Und wollest mit Leiden 
Mich nicht überschütten! 
Doch in der Mitten 
Liegt holdes Bescheiden. 
Städtechroniken XXXIV. 
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