Einleitung
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die vollständige Durchführung der Reformation vom Rate beschlossen
wurde und der katholische Klerus daraufhin die Stadt verließ, ergeht
sich Jäger in freudigem Lob und Preis, daß „darinnen Got sein
Herrlichkait durch die Obrigkait diser Stat Augspurg erzaiget" und
sie von diesen alten Feinden befreit habe. Den Geschlechterschub von
1538, der durch die Aufnahme vieler evangelisch gesinnter Kaufleute
in das Patriziat auf die Festigung des Protestantismus in der Stadt
in mancher Hinsicht förderlich wirkte, betrachtete Jäger als einen
weiteren Schritt zur völligen Gesundung des Augsburger Staats
wesens. Gegen den Schluß der Chronik erinnert er sich noch einmal,
daß er ja eine Weberchronik habe schreiben wollen, und bringt unter
1526, 1539, 1540 und 1544 noch vier aus das Weberhandwerk sich
beziehende Stücke. Der letzte Eintrag (1544) erzählt von der
Weigerung der Kaufleutezunft, sich — dem Brauch zuwider — neue
Mitglieder aufzwingen zu lassen, und von der ihr hierin entgegen
tretenden Entscheidung des Rates. Unter 1545 stehen, wie schon be
merkt, nur noch die Dreizehner dieses Jahres, die auf Weihnachten
1544 von der Weberzunft gewählt worden waren.
Im übrigen hängt der Charakter des Willkürlichen und Zu
fälligen in der Auswahl des Stoffes den Stücken, in denen Ereignisse
aus der Lebenszeit Jägers berichtet werden, ebenso an wie den
älteren, aus früheren Chroniken geschöpften. Vieles Wichtige, das
nicht übergangen werden durfte, fehlt, Untergeordnetes und Neben
sächliches ist statt dessen aufgenommen. So wird z. B. das in seinen
Folgen wenig belangreiche Dreistädtebündnis von 1533 zwischen
Augsburg, Nürnberg und Ulm erwähnt, während mit keinem Wort
der Auflösung des Schwäbischen Bundes oder des Eintritts der Stadt
Augsburg in den Schmalkaldischen Bund gedacht wird. Auch über die
wichtigen Reichstage und andere große Tagungen während der Zeit
von 1537 bis 1544 schweigt sich der Chronist gänzlich aus.
Über die formelle Seite der Chronik ist angesichts der schablonen
haften Einrichtung des Ganzen und der meist nur notizenhaften Ge
staltung der Berichte nicht viel zu sagen. Die Flüchtigkeit Jägers,
die wir oben in sachlicher Beziehung zu rügen hatten, macht sich auch
ziemlich häufig in einer etwas nachlässigen Handhabung der Sprache
geltend, doch kommen auch die in anderen seiner Werke deutlicher
hervortretenden Vorzüge seiner Darstellungsweise — frische, naive
Derbheit im Ausdruck und trockener Humor — da und dort in er